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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kopf des alten Osec entsprungen. Welch ein Glück, daß Ludwig Ohrenzeuge dieses Gesprächs gewesen war!
    Er hatte hier oben genug gehört und zog es vor, anstatt die Rückkehr Zernos zu erwarten, sich lieber nach der Küche zu schleichen. Darum näherte er sich vorsichtig, um nicht an den Betrunkenen zu stoßen, dem Eingang und stieg dann leise die Treppe hinab.
    Als er aus dem Schuppen herauskam, begab er sich nicht sogleich nach dem Wohngebäude, sondern er huschte vorher um eine Ecke, um einen Blick nach der Gegend des alten Backofens zu werfen.
    Er wäre sehr gern näher gegangen, allein er befürchtete, bemerkt zu werden. Etwas Deutliches war ja nicht zu beobachten. Dazu wäre eine Annäherung nötig gewesen, die ihn in die größte Gefahr gebracht hätte. Es genügte ihm, zu bemerken, daß dort Menschen sich leisen Schrittes bewegten, und nun gab er sich zufrieden.
    Jetzt schritt er nach dem Wohnhaus, dessen Hintertür offenstand. Unter der letzten Treppenstufe lag, wie er mit Gisela verabredet hatte, der Schlüssel zur Küche. Es war ein gefährliches Unternehmen. Wie leicht konnte gerade im betreffenden Augenblick Kery oder Osec aus der Wohnstube treten! Aber es war kein Laut zu hören. Vielleicht befand sich jetzt gar niemand darin.
    Er schloß leise auf, trat hinein und riegelte sodann von innen zu.
    Das Fensterchen, welches nach der Stube führte, war erhellt und geöffnet. Es brannte eine Petroleumlampe drinnen auf dem Tisch. Vorhanden war kein Mensch. Aber Schreibpapier lag auf dem Tisch und Tinte und Federn befanden sich dabei.
    Er setzte sich auf einen niedrigen Schemel um das Kommando zu erwarten. Erst nach längerer Zeit nahten sich Schritte. Der Kery-Bauer trat mit den beiden Osecs in die Stube. Der jüngere Osec war wieder zurückgekehrt, nachdem er den Umtausch der echten Pakete mit den gefälschten bewirkt hatte. Sie setzten sich an den Tisch.
    „Also sind wir wieder einmal fertig“, sagte der alte Osec mit einem Seufzer der Erleichterung. „Es ist doch allemal eine strenge Arbeit.“
    „Schwerer noch ist's, die Pakete über die Grenze zu schleppen“, meinte Kery. „Ich möchte es nicht versuchen.“
    „Hast's auch gar nicht nötig. Hoffentlich gelingt dir es dieses Mal ebenso wie immer.“
    „Ich habe keine Sorge.“
    „Mach es nur so mit dem Brief und deinem Ludwig, wie ich dir geraten habe, so kann es gar nicht fehlgehen.“
    „Ist schon besorgt. Der Zerno legt den Brief auf den Weg, und der Knecht wird ihn dann sicherlich finden.“
    „Wenn er ihn dann abgibt und dein Brief kommt hinterher, so bist du ihn für immer los, nicht nur als Knecht, sondern auch als Hochzeiter für deine Tochter.“
    „Ich hoffe es.“
    „Da ist gar nichts nur zu hoffen, sondern es ist eine wirkliche Gewißheit. Denn wenn die Behörde einmal ein Mißtrauen auf einen Menschen geworfen hat, dann wird es schwer, sich aufrechtzuhalten. Es kommen Belästigungen über Belästigungen, von denen er gar nicht weiß, woher sie stammen. Es wird ihm alles schwer gemacht, ohne daß er es bemerkt, wie und warum. Kurz und gut, wenn der Ludwig in den Verdacht kommt, ein Pascher zu sein, so wird er auch sehr bald einer werden. Und dann ist es umgedreht, so, wie er dir gesagt hat: du brauchst deine Tochter einem Pascher nicht zu geben.“
    „Eigentlich tut er mir wirklich leid.“
    „Sei still! Das brauchst du nicht immer und immer wieder zu sagen.“
    „Er war fleißig, treu, still, sehr ordentlich und der erste des Morgens und der letzte des Abends bei der Arbeit. Jammerschade, daß er so ein armer Schlucker, ein solcher Habenichts ist.“
    „So! Wenn er also etwas hätte, so würdest du ihm deine Tochter wohl geben?“
    „Hm. Darüber läßt sich jetzt nun nichts mehr sagen. Ich brauch einen Schwiegersohn, welcher Geld hat.“
    „Das ist die einzig richtige Erkenntnis. An dieser halte fest, sonst kann es noch schiefgehen mit dem steinreichen Kery-Bauer!“
    Er betonte das Wort ‚steinreich‘ mit einem so ironischen Nachdruck, daß der Bauer ihn schnell fragte:
    „Verfolgst du mit dieser Drohung vielleicht eine Absicht?“
    „Ja und nein. Eine klare Absicht habe ich heute noch nicht, denn wir sind ja Freunde, aber warnen will ich dich hiermit.“
    „Warum warnen?“
    „Weil es sehr leicht kommen könnte, daß unsere Freundschaft ein Loch erhielte. Doch wollen wir das für später aufheben. Jetzt muß das Geschäft glattgemacht werden. Hier ist, wie wir es stets gehalten haben, das Verzeichnis der Waren,

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