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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hast du etwa Juristerei studiert?“
    „Ja“, antwortete der Sohn, in das Lachen einstimmend.
    „Wo denn?“
    „Hier, bei dir! Du bist der allerbeste Lehrmeister in solchen Sachen.“
    „Das mag richtig sein. Wenigstens hat es noch keinen gegeben, dem es gelungen wäre, mich zu übertölpeln. Und der Kery soll nicht der erste sein, von dem ich mich überlisten lasse. Wenn die Wechsel auch nur Spielschulden bedeuten, so muß doch ein jeder Wechsel bezahlt werden. Wenn ich ihn einklage, hat das Gericht nichts zu fragen, woher er stammt. Und da schau her! Auf einem jeden steht ganz deutlich zu lesen: ‚Wert erhalten‘. Er hat also von mir die Summe erhalten, die er hier unterschrieben hat.“
    „Wenn er das aber leugnet!“
    „Das hilft ihm nichts. Übrigens habe ich ein gutes Mittel, ihn zum Schweigen zu bringen, nämlich hier die vielen mit seinem Namen unterschriebenen Empfangsbescheinigungen über erhaltene Schmuggelwaren. Er wird es nicht so weit treiben, daß ich diese Unterschriften dem Gericht übergebe.“
    Er hatte die Brieftasche geöffnet und ein Päckchen Wechsel und sodann ein ebenso großes Päckchen Empfangsbescheinigungen hervorgenommen. Weiter enthielt die Tasche nichts. Er klopfte mit der Hand auf die beiden kleinen Pakete und fuhr fort:
    „Wir haben uns tüchtig schinden müssen, ihn im Spiel zu überlisten. Nun aber ist's gelungen, und den Gewinn lasse ich mir auf keinen Fall entgehen.“
    „Nimmst du am Mittwoch diese Wechsel mit zu ihm?“
    „Wozu sollte ich sie mitnehmen?“
    „Um sie ihm zu präsentieren.“
    „Das fällt mir nicht ein. Ich gebe sie, wann er uns ja abweisen sollte, dem Advokaten. Der mag sie ihm präsentieren und auch sogleich den Prozeß beginnen. Jetzt aber nimm den Brief und schaffe ihn fort. Es ist heut sehr spät geworden, und ich will schlafen gehen.“
    Der Sohn ergriff den Brief. Ihn betrachtend, las er die Adresse laut vor und fügte dann hinzu:
    „Die Herren werden sich wundern, wenn sie ein Schreiben erhalten, welches mit einem Guldenstück versiegelt worden ist.“
    „Sollte der Kery etwa sein Petschaft zum Versiegeln nehmen, damit sie entdecken konnten, wer der Schreiber ist? So dumm ist er freilich nicht. Jetzt mach, daß du fortkommst!“
    „Du hast's eilig mit dem Schlaf. Ich aber muß noch hinaus in die Nacht.“
    „Wird dir nicht viel schaden. Wer jung ist, braucht sich nicht vor so einem Weg zu fürchten.“
    Der Sohn ging. Der Alte legte die Päckchen in die Brieftasche und diese letztere in das Kästchen zurück, welches er dann zuschob. Die Kommode aber verschloß er nicht. Er brauchte sie, die ihm als Schreibpult diente, ja gleich morgen früh wieder, wo er den erwähnten Brief zu schreiben hatte. Er stand vom Stuhl auf, riegelte die Tür von innen zu, ergriff die Lampe und ging in die nebenanliegende Schlafkammer. Dort zog er sich aus, blies die Lampe aus und legte sich ins Bett.
    Ludwig hatte nicht nur alles gesehen, sondern auch alles gehört. Besser hätte es gar nicht gehen können. Es war ihm alles so mundgerecht gemacht worden, daß er gar nicht zu warten brauchte, bis der Alte eingeschlafen war.
    Die Kommode stand so nahe am Fenster, daß er, wenn das letztere geöffnet war, das betreffende Kästchen mit der Hand erreichen konnte, ohne in die Stube steigen zu müssen.
    Er schob das Fenster leise, leise auf. Es gelang ihm dies, ohne daß dabei das mindeste Geräusch verursacht wurde. Er zog ebenso leise das Kästchen heraus und griff nach der Brieftasche.
    „Soll ich sie mitnehmen?“ fragte er sich. „Nein, sie muß hier bleiben, damit er sie nicht sogleich vermißt.“
    Er öffnete sie, nahm die beiden Päckchen heraus und steckte dieselben ein. Als er dann die Brieftasche wieder zumachte, war diese nun freilich sehr dünn geworden.
    „Hm!“ dachte er. „Wann er das bemerkt, so ist's gefehlt. Ich muß irgend was hineintun, damit sie noch so dick ist wie vorher.“
    Er hatte eine Zeitung bemerkt, welche auf dem Fensterbrett lag. Er nahm dieselbe und legte sie so zusammen, daß sie die Größe der Brieftasche bekam, in welche er sie nun steckte. Die letztere wurde nun zugemacht und an ihren Ort zurückgelegt. Dann schob er das Kästchen zu.
    Jetzt galt es, den Fensterflügel so heranzuziehen, daß der Bauer nicht sogleich bemerken konnte, daß das Fenster offen gewesen sei. Er zog also sein Taschenmesser hervor, stach die Spitze desselben in das Holz des Flügels und zog den letzteren zurück. Jetzt war alles geschehen.
    Er

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