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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Restauration?“
    „Die ist freilich hier.“
    „Was kann man da zu trinken bekommen?“
    „Allerlei. Fragens nur die Leut.“
    „Wo befinden diese sich?“
    „Drinnen in der Mühlen.“
    „Hm! Wollen Sie nicht die Güte haben, irgend jemand herauszurufen?“
    Da schwang der Müller die Peitsche, klatschte einige Male laut mit derselben und antwortete:
    „Lassens mich aus, Herr! Ich hab Ihnen schon bereits sagt, daß ich keine Unterhaltungen und Redereien haben will.“
    „Nun, Sie sollen Ihren Willen haben. Aber vorher bitte ich, mir gefälligst zu sagen, wer Sie sind.“
    „Das geht Sie gar nix an.“
    „Vielleicht doch. Ich will mich nämlich bei dem Talmüller nach etwas erkundigen.“
    „Das können 'S schon tun; mich aber lassen 'S halt nun in Ruh!“
    Es war ein eigenartiges Lachen, welches über die Züge des jungen Beamten glitt. Trotz des Empfangs, welcher ihm geworden war, getraute er sich, recht gut mit diesem Mann fertig zu werden. Natürlich wußte er, wen er vor sich hatte. Der Müller war ihm vom Sepp so genau beschrieben worden, daß ein Irrtum gar nicht möglich war, und zudem war der hier vor ihm sitzende Mann an den Füßen gelähmt, so wie der Talmüller; er mußte es also sein.
    Der Assessor brannte sich eine Zigarre an, die er nun in einer Weise rauchte, als ob seine ganze Aufmerksamkeit auf diese Tätigkeit gerichtet sei.
    So verging eine ziemliche Zeit. Da trat eine Magd unter die Tür. Der Assessor winkte ihr, und sie kam näher.
    „Haben Sie Bier, mein Fräulein?“ fragte er sie in höflichem Ton.
    „Ja, freilich haben wir eins“, antwortete sie, indem sie versuchte, einen Knicks zu machen.
    Trotzdem ihr dieses Kompliment vollständig mißlang, lachte ihr ganzes Gesicht vor Vergnügen über die Höflichkeit, mit welcher sie angeredet worden war.
    „So bitte, bringen Sie mir ein Glas!“
    Sie knickste wieder, freilich nur mit dem einen Bein und auf dieser einen Seite, und eilte dann in das Innere der Mühle, um den erhaltenen Befehl zu vollziehen.
    „Alberne Dirne!“ brummte der Müller leise, aber doch so, daß der Assessor es hören mußte.
    Der letztere aber tat dennoch so, als ob er die Worte nicht vernommen habe; aber als die Magd ihm dann das Bier brachte, fragte er sie:
    „Bitte, mein Fräulein, können Sie mir wohl sagen, ob der Besitzer dieser Mühle jetzt zu sprechen ist?“
    Sie blickte ganz verwundert erst auf ihn, dann auf sein Gegenüber und antwortete:
    „Meines etwa den Müllern?“
    „Ja.“
    „Na, da sitzt er doch!“
    Dabei deutete sie auf den Müller und machte ein Gesicht, dem man es sehr deutlich anmerken konnte, daß sie die an sie gerichtete Frage nicht begreifen könne.
    „Danke!“ sagte der Assessor höflich zu ihr, und als sie sich dann entfernt hatte, wendete er sich lächelnd an sein Gegenüber. „Sie scheinen sehr gern Verstecken zu spielen, und da auch ich ein großer Freund dieses allerliebsten Spiels bin, so freut es mich außerordentlich, Ihnen zeigen zu können, daß ich in demselben nicht unbewandert bin. Also, machen wir weiter so fort, wie wir begonnen haben! Nur ich glaube nicht, daß Sie es lange mit mir aushalten werden.“
    Diese letzteren Worte hatte der Assessor aus psychologischen Gründen gesagt. Der Müller war ihm als ein Hartkopf beschrieben worden, was durch das jetzige Verhalten auch bereits genügsam beschrieben worden war. Der Assessor tat nun, als ob er ihm überlegen sei, um ihn zum Widerspruch herauszufordern. Hatte er ihn erst einmal zum Sprechen gebracht, so mußte sich alles andere ganz von selbst entwickeln. Diese Berechnung zeigte sich auch sofort als richtig, denn der Müller zog ein höhnisches Gesicht und antwortete:
    „Ich möchte wohl den sehen, mit dem ich's nicht aushalten tät. Oder halten 'S sich vielleichten für gar so sehr klug und gescheit?“
    „Ja“, antwortete der Assessor in sehr ernstem Ton.
    „Na, so schauen 'S freilich nicht aus!“
    „Das ist ja möglich. Gewöhnlich sehen die Leute ganz anders aus, als sie sind. Ich habe wohl ein dummes Gesicht, bin aber nicht dumm. Sie hingegen haben eine außerordentlich kluge Physiognomie, und da läßt sich vermuten, daß Sie das Pulver wohl auch nicht erfunden haben werden.“
    Da schlug der Müller mit der Faust zornig auf den Tisch und rief:
    „Himmelsappermenten! Das ist eine Grobheiten, die ich mir nicht gefallen zu lassen brauch!“
    „Nun, so lassen Sie es sich nicht gefallen! Nur bin ich neugierig, zu sehen, wie Sie das anfangen

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