69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
Ich bin herzlich froh, daß er mich zu Ihnen placiert hat, und hoffe, daß wir uns gut vertragen werden.“
„Ich werde mich bemühen, artig zu sein, mein Fräulein.“
„Ah, Sie wissen, daß ich unverheiratet bin?“
„Man sieht es Ihnen an. Sie haben das Duftige einer Blüte, die noch nie berührt wurde.“
Sie merkte nicht die kleine Ironie, welche er um seine Lippen spielen ließ.
„Ah! Sie sind poetisch? Eine Blüte, welche noch nie berührt, noch von keinem Wurm verzehrt wurde! Bitte, beschäftigen Sie sich mit Literatur, mein Herr?“
„Sehr gern.“
„Ich ebenso. Ja, ich kann sogar sagen, daß die Literatur eigentlich mein Fach ist. Ich bin nämlich Dichterin.“
Sie verbeugte sich gegen ihn, und darum antwortete er unter einer ebensolchen Verbeugung:
„Und ich Musiker.“
„Ah! Also Künstler! Das ist ja recht schön! Nun interessiere ich mich noch einmal so stark für Sie, denn ich finde in Ihnen vielleicht ein Wesen, welches ich seit einiger Zeit vergeblich gesucht habe.“
„Darf ich fragen, welch ein Wesen Sie meinen?“
„Ja, ein Modell.“
„Ah, ein Modell! Höchst interessant!“
Er sagte das höchst ernsthaft, mußte sich aber alle Mühe geben, das Lachen zu verbeißen.
„Ja, und ich muß Ihnen die Sache erklären. Ich will nämlich eine Künstlernovelle schreiben.“
„Das ist reizend. Hoffentlich wird man sie recht bald lesen können?“
„Wenn ich erst meine Modelle beisammen habe, werde ich das Manuskript beginnen. Ich brauche dazu natürlich alle Arten von Künstlern, Dichtern, Musikern, Bildhauern, Sängern, Schauspielern, Kunstreitern, Seiltänzern, Akrobaten und anderen. Sie sind das gradezu wunderbare Modell eines Musikkünstlers. Erlauben Sie mir, Ihre Gestalt mit in meine Novelle zu verflechten?“
„Ja.“
„Wie liebenswürdig! Zum Küssen!“
„Natürlich mache ich die Bedingung, daß meine Gestalt dabei keinen Schaden erleidet.“
„O nein. Ich meine natürlich nur eine ideelle Gestalt.“
„Gewiß, denn diejenige, in welcher Sie mich hier sehen, würde sich zum ‚Verflechten‘ nicht gut eignen.“
„Bitte, welches ist Ihr Instrument?“
„Die Violine.“
„Ah, grad wie beim Fex!“
„Fex? Wer ist das?“
„Das wissen Sie nicht? Es ist doch in allen Musik- und Kunstzeitungen von ihm geschrieben worden.“
Und nun begann sie, von jenem Konzert zu sprechen, in welchem der Fex vor dem König aufgetreten war.
„Haben Sie ihn auch gehört?“ fragte er.
„Leider nein. Ich wollte das Konzert besuchen, wurde aber daran verhindert. Gesehen aber habe ich ihn einige Male. Er hat mich übergefahren, und ich hatte die Gelegenheit, ihn als Held Campeador zu bewundern.“
Sie erzählte, daß sie ihn damals belauscht habe, als er wegen der Paula mit dem Fingerl-Franz gekämpft hatte.
„So werde ich mir ihn ansehen.“
„Wann, mein Herr?“
„Jetzt, wenn ich nach Scheibenbad komme.“
„Das ist unmöglich. Sie finden ihn nicht mehr dort. Er ist da, von woher Sie kommen, nämlich in München.“
„So müßte man ihn doch kennen!“
„Er scheint sehr verborgen zu leben. Es hat mir niemand seine Adresse sagen können, obgleich ich mich bei vielen erkundigte.“
„Hatten Sie eine bestimmte Veranlassung zu dieser Erkundigung?“
„Ja. Ich wollte ihn besuchen.“
„Ah, wirklich! Auf welche Veranlassung hin?“
„Wegen meiner Künstlernovelle. Grad ihn wollte ich zum Modell haben. Grad ihn wollte ich als Typus eines jungen Violinvirtuosen schildern. Leider aber habe ich ihn nicht finden können.“
„Die Polizei muß doch seine Adresse kennen?“
„Nein, auch nicht. Ich war dort.“
„Hm! Welchen Namen haben Sie denn genannt?“
„Natürlich den Namen Fex.“
„Heißt der junge Mann wirklich so?“
„Ja, das weiß ich auch nicht. Er wurde allgemein nur so genannt.“
„Aber das Wort Fex scheint mir doch wohl eine Art Beiname zu sein.“
„Das wäre freilich möglich. Und in diesem Fall ist es gar nicht zu verwundern, daß ich ihn nicht gefunden habe.“
„Da ich in München wohne, würde es mir vielleicht leichter als Ihnen werden, seine Wohnung zu erfragen. Ich bin dann gern bereit, Sie von derselben zu benachrichtigen.“
„Sehr verbunden, mein Herr! Aber ich weiß wirklich nicht, ob dies nun noch nötig sein wird. Ich habe ja jetzt ein anderes Modell.“
„Mich!“ lächelte er.
„Ja.“
„Nun, vielleicht wäre die künstlerische Gestalt dieses Fex' viel geeigneter für Ihre schönen Zwecke als die
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