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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es gar nicht darauf ankommt, ob ihr einer Meinung seid oder nicht.“
    „Ich weiß wohl, daß ich da nichts zählen werde. Aber wer ist's denn?“
    „Der Stephan Osec!“
    Als sie diesen Namen hörte, fuhr sie erschrocken von ihrem Stuhl auf.
    „Der Osec! Der, der!“
    „Ja, dieser.“
    Sie starrte ihn an. Das Blut war aus ihren Wangen gewichen. Schnell aber kehrte es zurück. Ihre Miene wurde eine beruhigtere; sie setzte sich wieder nieder und sagte:
    „Das war fast albern von mir!“
    „Was?“
    „Daß ich mich so erschrecken ließ.“
    „Was meinst du damit? Ich weiß nicht, was du sagen willst.“
    „Du hast doch nur Spaß gemacht.“
    „Spaß? Ich? Wie kommst du auf diesen Gedanken? Bin ich denn ein solcher Harlekin, daß du glauben kannst, ich mach dann sogar Dummheiten, wenn es sich um die Verheiratung meiner Tochter handelt?“
    Da erbleichte sie abermals.
    „Also hast du im Ernst gesprochen?“
    „Natürlich.“
    „Das ist aber doch unmöglich!“
    Da zog er seine Stirn in Falten.
    „Sei nicht albern! Warum sollte das denn unmöglich sein?“
    „Der Osec und unsere Gisela! So etwas ist gar nicht möglich!“
    „Oho! Hast du vielleicht etwas dagegen?“
    „Etwas nur? Nein, alles, alles habe ich dagegen! Der bekommt meine Tochter nun und nimmermehr!“
    Jetzt stieß er ein höhnisches Gelächter aus und fragte dabei:
    „Wie willst de das anfangen?“
    „Ich willige nicht ein!“
    „Das brauchst du gar nicht, denn du wirst von keinem Menschen gefragt.“
    Da stand sie langsam von ihrem Stuhl auf, es lag auf ihrem sonst so milden Angesicht ein Ausdruck, den er noch niemals bemerkt hatte.
    „Du lachst mich höhnisch aus“, sagte sie. „Ich kann nichts dagegen machen. Lache also weiter! Aber meine Tochter bekommt der Osec im ganzen Leben nicht!“
    „So? Ach?“
    „Ja. Ich bin dir Untertan gewesen seit dem ersten Tag unserer Ehe bis heut. Ich hab mich biegen und schmiegen müssen oft wie ein Wurm, um nicht zertreten zu werden. Ich hatte mich in dein Gesicht und deine Gestalt vergafft. Du warst derjenige, vor dem sich die anderen Burschen fürchteten, und deshalb war ich unverständiges Ding stolz darauf, deine Braut zu sein. Das habe ich nachher büßen müssen –“
    „Ah, büßen!“ fuhr er auf.
    „Ja. Du bist mein Tyrann geworden, und ich war deine Sklavin bis heut. Aber ich will nicht darüber klagen und mich nicht beschweren, denn ich trage die Schuld daran. Ich konnte jeden andern bekommen und war so dumm, nur dich zu wollen. Ich werde auch in Zukunft deine Sklavin bleiben; aber in einem Punkt habe ich auch meinen Willen: Mein Kind lasse ich mir nicht unglücklich machen, so unglücklich wie ich selbst bin. Selbst eine Löwin verteidigt ihre Jungen, und da –“
    „Papperlapapp!“ rief er lachend. „Eine Löwin! Das ist ein wunderbarer Vergleich. Wo hast du ihn denn einmal gehört? Du, die ängstliche Maus, jetzt plötzlich eine Löwin! Das klingt geradezu toll!“
    „Mag es toll klingen. Ich werde meine Tochter zu verteidigen wissen. Wenn du diesen Gedanken nicht freigibst, so –“
    „Still! Kein Wort weiter!“
    Auch er war aufgestanden und schlug, während er diese Worte sprach, mit der Faust auf den Tisch, daß dieser in allen seinen Fugen krachte. Die Frau zuckte angstvoll zusammen und schwieg.
    „Schau“, fuhr er fort, „wie du gehorchst! Und das ist dein Glück! Eine solche Sprache laß ich mir nicht gefallen. Offenen Widerspruch? Das fehlte noch! Wenn ihr Frauen mit List gegen den Mann konspiriert, so läßt man es sich gefallen, denn dazu seid ihr geboren, und man achtet es nicht; aber in dieser Weise gegen mich aufzutreten, das ist mir zu stark. Das unterlaß, wenn du nicht erleben willst, was sonst nur ungezogene Mädchen in der Schule erleben, nämlich eine Tracht Prügel zu bekommen. Ich will dir ja erlauben, vorzubringen, was du gegen den Osec hast; aber das ist auch alles. Ein weiteres Recht kann ich dir nicht einräumen. Ein solches Auftreten aber wie jetzt, das unterlasse ja! Ich warne dich! Also warum paßt er dir nicht?“
    „Ich mag keinen Osec im Hause haben. Jedermann weiß, daß Vater und Sohn sich ihr Vermögen nur auf unrechte Weise erworben haben.“
    „Das ist leere Klatscherei.“
    „Nein. Sie sind Pascher.“
    „Beweise es!“
    „Die Polizei wird es ihnen schon noch beweisen!“
    „Darauf kannst du lange warten. Wenn du nichts weiter gegen sie hast, so schweige lieber.“
    „Er ist zu alt.“
    „Unsinn! Ein Mann ist nie zu alt

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