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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zorn!“
    „Nun, so ist's doch am besten, wannst so bald wie möglich fortgehst von hier.“
    „Das fallt mir zu schwer.“
    „Aber mal mußt doch fort. Wie leicht und schnell kann's geschehen, daß ein Freier kommt!“
    „Meinst? Es kommt ja bereits heut einer.“
    „Ist's wahr?“
    „Ja.“
    „So redst wohl nur im Scherz?“
    „O nein. Er hat's mir selber sagt.“
    „Und sie weiß es?“
    „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sie hat vorhin nicht so ausschaut, als ob's einen Freier erwarten tät.“
    „Ist's denn einer, demst sie gönnen kannst?“
    „Dem gar nimmer! Und seit ich mir jetzt denken muß, daß derjenige sie umarmen und küssen darf, so gönne ich sie gar keinem auf der Welt.“
    „Wer ist's denn?“
    „Derjenige, den ich derwähnt hab, als ich vorhin mit dem Bauern redete. Hast's nicht hört, daß ich sagt hab, ich könne mich mit dem Stephan nicht vertragen?“
    „Hört hab ich's wohl, aber nicht wüßt hab ich, wen und wast meintest.“
    „Der Kerl heißt Stephan Osec und wohnt nicht weit von hier in einem Dorf. Sein Vater ist dort der reichste Bauer, ein stolzer und hochmütiger Geldprotz. Der Bub ist noch hochmütiger, aber dabei so dumm, daß es einem derbarmen kann.“
    „Ist er hübsch?“
    „Wie eine Vogelscheuch. Aber Geld muß doch wiederum zu Geld, und so mögen's die Alten verabredet haben, daß die Jungen ein Paar werden.“
    „Jerum! Da sollt die Gisela mir leid tun!“
    „Mir auch, wanns sich zwingen ließ.“
    „Meinst, daß sie ihn mag?“
    „Das kann ich nimmer für möglich halten.“
    „Sie wird wohl dennoch gehorchen müssen.“
    „Möglich, denn der Bauer hat einen gar harten Kopf. Und doch ist's nicht ganz unwahrscheinlich, daß sie ihm widerstrebt.“
    „Das wird ihr nix helfen.“
    „Wer weiß. Ich hab sie nur als mild und gut und gar sanft kennenlernt. Doch wann ich sie zuweilen so im Stillen anschau und sie merkt es nicht, so ist's mir, als ob sie doch auch ein wenig nach dem Vatern geraten sei. Wann er hart mit ihr ist, so zuckt es um ihre Mundwinkeln, und in ihren Augen blitzt es heimlich auf.“
    „Dann zankt sie wohl mit ihm?“
    „Nein, sie bleibt still. Es scheint mir, daß sie es nicht für der Mühen wert hält, wegen einer Kleinigkeiten dem Vatern zu widerstehen. Aber wann es sich mal um was Großes und Wichtiges handelt, um ihr Lebensglück, so ahne ich, daß sie es zum ersten Male zeigt, daß sie auch einen Willen hat.“
    „Nachher wird's schlimm. Wenn zwei solche zusammengeraten, da fliegen die Funken!“
    „Mögen sie fliegen! Ich werd sie löschen.“
    „Obst's vermagst.“
    „Ich hoffe es.“
    „Du, als armer Knecht? Was könntest dem reichen und stolzen Kery-Bauern zu gebieten haben!“
    „Nix, gar nix. Aber ein klein wenig wird er doch auf mich hören müssen.“
    „Wohl von wegen dem Geheimnis, von demst vorhin sprochen hast?“
    „Ja.“
    „Wann ich dasselbige doch derfahren könnt!“
    „Vielleicht später mal. Jetzund aber muß ich's für mich behalten. Nun haben wir die schöne Zeit verschwatzt, und ich muß doch noch arbeiten. Kannst mitkommen. Ich muß in den Stall, um die Pferd zu füttern, mit denen ich in der Stadt gewest bin. Nachher, wann ich da fertig bin, ist der Kaffee bereit, und dann gehen wir hinaus auf das Feld spazieren.“
    „Darfst denn fort? Wird's der Bauer auch derlauben?“
    „Ich frag ihn gar nicht. Ich werd fortgehen, sobald ich meine Arbeit macht hab. Heut ist kein Werktag. Und wenn ich am Abend meine Pferden wiederum besorgen tu, so hab ich meine Pflicht tan. Komm!“
    Sie verließen beide jetzt die Stube, ohne zu ahnen, daß sie grad von derjenigen belauscht worden seien, von welcher so vorzugsweise die Rede gewesen war.
    Diese, nämlich Gisela, stand jetzt mitten in der Küche, und wer sie jetzt in diesem Augenblick gesehen hätte, der hätte vielleicht nicht gewußt, was er von ihr denken solle.
    Sie hielt die Hände gefaltet und blickte mit verklärtem Ausdruck nach oben.
    „Er liebt mich; er liebt mich!“ flüsterte sie. „Und ich hab's doch nicht geahnt. Er war stets so still und so kalt, so ernst und so zurückhaltend. Und diesen Stephan Osec hat man mir zugedacht, den tschechischen, hinterlistigen Menschen! Ja, Ludwig hat recht. Wenn der Vater mir diesen Verhaßten aufzwingen will, so wird er zum ersten Mal im Leben erfahren, daß ich die Erbin seines unbeugsamen Charakters und seines festen Willens bin. Wo mag die Mutter sein? Ich muß ihr gleich mitteilen, was ich jetzt

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