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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zustand des Menschen, in welchem er in keine Versuchung fallen und auch keine Dummheiten begehen kann.“
    „Richtig!“ lachte Rudolf. „Heut bin ich sehr wach und fühle die Befähigung in mir, vor Glück einige Dummheiten auf mein Konto zu nehmen.“
    „So spricht kein Weiser dieser Erdenwelt. Teile mir lieber mit, welche Freudenbotschaft es ist, die dich so sehr aus der Einbanddecke herausgerissen hat.“
    Rudolf erzählte ihm sein Glück. Max drückte ihm die Hand und sagte:
    „Machen wir nicht unnötige Worte. Du weißt, welch aufrichtigen Anteil ich nehme. Laß dir gratulieren. Dein Weg ist gemacht. Er geht aufwärts, wenn du dich dessen würdig machst. Wollte Gott, der Grund, wegen dessen ich denke, daß Milda nicht geschlafen hat, wäre ein ebenso erfreulicher.“
    „Ist er etwa das Gegenteil?“
    „Leider. Milda hat gestern von mir eine Nachricht erhalten, welche so betrübend ist, daß es eine traurigere für sie gar nicht geben kann.“
    „Um Gottes willen. Ist etwas Schlimmes geschehen?“
    „Ja, allerdings nicht jetzt, sondern bereits vor vielen Jahren. Es ist aber erst jetzt an den Tag gekommen. Die ganze Existenz meiner Schwester steht auf dem Spiel.“
    „Ist das die Möglichkeit!“ rief Rudolf. „Die ganze Existenz? Ich glaube, du scherzt.“
    „Es wäre mehr als trivial, wollte ich so etwas im Scherz sagen. Nein, ich spreche leider im bittersten Ernst.“
    „Aber ich kann mir darüber gar keine Vorstellung machen. Die Existenz des Fräuleins von Alberg kann doch unter keinem Umstand auf dem Spiel stehen. Sie ist von altem Adel, sehr reich und –“
    „Reich?“ fiel Max ihm in die Rede. „Leider ist das nicht der Fall, ganz und gar nicht.“
    „Wieso? Sie muß ja Millionen besitzen, und soviel ich gehört habe, hat sie sogar die alleinige Bestimmung über ihr Vermögen. Nicht einmal von ihrem Vater ist sie abhängig.“
    „Das ist wahr; aber das, was du ihr Vermögen nennst und was sie allerdings bisher als dasselbe betrachtet hat, gehört ihr nicht.“
    „Wem denn?“
    „Einer Namensmuhme von dir, nur daß dieselbe von Adel ist, während du bürgerlich bist.“
    „Also einer von Sandau?“
    „Ja, Frau von Sandau, geborene von Sendingen.“
    Rudolf war für einen Augenblick lang kreideweiß geworden, doch beherrschte er sich. Er fragte in möglichst gleichgültigem Ton:
    „Wie ist denn das gekommen?“
    „Eigentlich sollte ich das als Familiengeheimnis betrachten, denn –“
    „So entschuldige. Wenn es ein solches ist, so will ich keineswegs in dasselbe eindringen.“
    „O bitte. Wir sind Freunde, und bei der Teilnahme, welche wir beide meiner Schwester zollen, glaube ich, keinen Fehler zu begehen, wenn ich über diese Angelegenheit mit dir spreche. Ich bin sogar überzeugt, daß Milda auch dir alles mitteilen würde.“
    „Meinst du?“ fragte Rudolf errötend.
    „Gewiß. Ich weiß genau, was und wie sie von dir denkt. Errötest du? Ah! Und vorhin wurdest du bleich vor Schreck. Schau, du mußt doch eine ganz ungewöhnliche Sympathie für sie empfinden! Oder nicht?“
    „Dir gegenüber leugne ich es nicht.“
    „Aber ihr gegenüber verheimlichst du es.“
    „Sprechen wir nicht darüber.“
    „Ja, so oft wir auf dieses Thema kommen, soll ich schweigen, und du mußt doch zugeben, daß es für uns beide ein hochinteressantes ist.“
    „Für mich nicht.“
    „Ah! Was denn für eins?“
    „Ein sehr peinliches.“
    „So! Du verkennst Milda.“
    „Nein, ich kenne sie.“
    „Du irrst dich. Wenn sie einmal liebt, so wird sie nicht nach Rang und Vermögen oder gar nach Reichtum fragen.“
    „Mag sein; aber als Ehrenmann darf ich mich keiner Dame, welcher ich nicht vollständig ebenbürtig bin, in der Weise nähern, daß sie gewisse Gefühle oder gar Wünsche voraussetzen kann. Ja, wäre sie das, wofür sie sich im Scherz damals ausgab –“
    „Eine alte Tante!“ lachte Max.
    „Ja“, stimmte Rudolf heiter ein. „So sollte mich weder ihr urgraues Alter noch die ganze Menge von Cousins und Cousinen, deren Tante sie wäre, abhalten, ihr zu zeigen, wie lieb ich sie habe.“
    „Das darfst du ihr ebenso deutlich auch jetzt zeigen.“
    „Nein.“
    „Sie ist arm. Du stehst ihr in dieser und auch jeder andern Beziehung gleich.“
    „Denk an ihre Abstammung.“
    „Pah! Auf diese bildet sie sich wahrlich nichts ein. Ihr Vater ist ein Schurke.“
    „Max!“
    „Ja, ich wiederhole es. Grad das neue Herzeleid, welches so plötzlich über sie gekommen ist, hat auch er

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