70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament
ist, so –“
„Ein fingierter – wie soll ich das verstehen? Er ist doch aus einem Kürbis schnitten!“
„Fingiert heißt ein nachgemachter, unechter Kopf.“
„Ach so! Nun, wann er's bemerkt, so hat das nix zu bedeuten. Wir dergreifen ihn doch.“
„Aber dann wohl den zweiten nicht. Der erste wird sofort zurück wollen.“
„Wir halten ihn fest.“
„Ja doch, aber der zweite, welcher noch nicht in der Stube ist, wird Zeit gewinnen, zu entkommen.“
„Sappermenten, das soll er nicht!“
„Es kann ihm aber gelingen, wenn alle vier sich hier befinden. Nein, zwei von euch müssen unbedingt draußen sein. Ich denke mir, daß dann der erste von zweien hier und dann der zweite von den anderen zweien draußen, während er sich beim Hereinsteigen befindet, festgenommen wird.“
„Hm, das will mir jetzund einleuchten. Das wird das beste sein.“
„Ganz gewiß. Ich selbst werde mich draußen vor der Tür befinden und im geeigneten Augenblick hereinkommen. Stricke, um die Strolche zu binden, müssen vorhanden sein.“
„Die werd ich auch besorgen und zwar vom allerbesten Hanf. Wann ich sie gleich daran aufihängen könnt, so sollt's mir ein Gaudi und Vergnügen sein.“
„Also wann wollen sie kommen?“
„Ich denk mir halt, daß sie kurz nach ein Uhr hier sein werden“, antwortete Ludwig.
„So müssen wir bis Mitternacht die Vorbereitungen beendet haben. Und wie waren ihre Namen?“
„Usko und Zerno. Aber dera Usko heißt eigentlich anderst, nämlich Barko. Er ist ein Zigeunern, das hab ich derlauscht, und soll einen Bruder hier in Hohenwald haben, nämlich den Tausendkünstler Jeschko.“
Diese Mitteilung machte einen sehr schnellen Eindruck auf den König.
„Jeschko?“ sagte er. „Den Signor Bandolini? Dessen Bruder ist er? Ah, das hinge ja mit der Vergangenheit des Fex zusammen!“
„Ja, vom Fex haben's auch mitnander sprochen!“
„Welch ein Fang, den wir da machen werden! Vielleicht erhalten wir da Aufklärung über verschiedenes, was uns bisher noch dunkel gewesen ist. Sepp, gehe doch in das Wirtshaus und schicke mir den Tausendkünstler heraus. Ich muß mit ihm sprechen.“
„Darf er wissen, wer's ist, mit dem er da redet?“
„Nein. Übrigens kennt auch ihr beide mich nicht. Ich heiße Ludwig, anders nicht.“
„So werd ich gleich laufen. Die Barbara kann mit ihrem Schmarren, den's machen wollt, warten, bis ich wiederum zurück bin.“
Der König lächelte über diese Bemerkung des Alten und sagte:
„Na, so eilig habe ich es nicht. Wir haben ja noch lange Zeit. Also laß dir immerhin den Schmarren vorher schmecken. Es genügt, wenn dieser Bandolini überhaupt noch vor Abend zu mir kommt.“
„Na, bis dahin bringe ich ihn schon herzitiert, so wie er leibt und lebt.“
„Schön! So sind wir also für jetzt fertig. Ich danke und werde euch noch weiter danken. Wo wirst du dich bis zum Abend hier aufhalten?“
Ludwig, an welchen diese Frage gerichtet war, antwortete:
„Ich bleib mit dem Sepp beisammen. Wo der ist, da bin ich auch. Und wann uns die Zeit zu langsam vergeht, so ist doch eine Schenk im Dorf, wo man sich eine Kurzweil bereiten kann.“
„So will ich wenigstens verhindern, daß du um meinetwillen dein schwer verdientes Geld verzehrst. Hast du eine Geldtasche mit?“
„Ja, einen Beutel hab ich gar wohl.“
„So mache ihn einmal auf.“
Er zog seine Börse hervor, um den Inhalt derselben in Ludwigs Beutel zu schütten. Der junge Bursche aber fuhr wie erschrocken zurück und sagte:
„Nein, nein! Ich dank gar schön! So was kann ich nicht zugeben!“
„Ich wünsche es aber.“
„Alles, alles will ich tun, Majestät, aber eine Bezahlung annehmen, das möcht ich nicht. Wann Sie es gebieten, so muß ich freilich gehorchen, aber ich bitt gar schön, es nicht zu tun.“
Da reichte der König ihm die Hand.
„Braver Bursche! Aber wie soll ich dir dankbar sein, wenn du nichts von mir annehmen willst?“
„Ich hab den Dank bereits genossen und werd ihn im Herzen haben, so lang wie ich lebe.“
„Nun gut, so sollst du deinen Willen haben. Also geht jetzt zu eurer Barbara und schickt mir den Fex und den Lehrer herbei, wenn ihr diese beiden trefft. Sagt ihnen aber ja nicht, um was es sich handelt.“
Der Sepp machte eine seiner kuriosen Verbeugungen; der andere aber machte ein militärisches Honneur; dann gingen sie.
Draußen nahm der Alte Alpenstock und Rucksack auf und stieg die Treppe hinab. Unten wendete er sich an seinen Gefährten:
„Nun,
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