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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Büschen und kann ihn mir nachher heimlich holen.“
    „Aber sieht dich niemand?“
    „Nein, denn ich hör, daß dera Müller in der Mühlen ist. So ist die Luft rein und es wird niemand merken, was ich tu. Geh also hinein in die Stub. Ich komm auch gleich nach.“
    Ludwig folgte dieser Aufforderung. In der Stube war niemand. Er setzte sich auf einen Stuhl an den Tisch. Da knarrte hinter ihm eine Tür. Er blickte sich um und sah das rote, lachende Gesicht der alten Barbara.
    Wenn Sepp geglaubt hatte, sie fest eingeschlossen zu haben, so war er im Irrtum gewesen, denn die Küche hatte ja zwei Türen, eine nach dem Hausflur und eine nach der Wohnstube. Durch diese letztere kam sie jetzt herein.
    „Wo ist er?“ fragte sie leise.
    Ludwig war beinahe erschrocken. Wie nun, wenn Sepp jetzt erwischt wurde?
    „Wer denn?“ fragte er verlegen.
    „Nun, dera Sepp.“
    „Er ist noch draußen, wird aber sogleich reinikommen.“
    „Warum hat er den Schlüssel umidreht?“
    „Hat er das macht?“
    „Ja.“
    „So möcht ich wissen, warum! Vielleicht weil du selbst auch zuschlossen hast!“
    „Nein, denn wann ich zuschließ, so braucht er nicht noch auch zuzuschließen. Er hat glaubt, ich bin nun einischlossen und kann nimmer heraus. Wer weiß, was für eine Narrheiten er treiben will. Ich werd gleich mal nachschauen.“
    Sie schritt nach der Stubentür.
    „Sapperment, wo willst hin?“ fragte Ludwig.
    „Hinaus.“
    „So bleib doch da.“
    „Warum? Was machst für ein Gesicht?“
    Sie betrachtete ihn aufmerksam. Er versuchte, gleichgültig zu erscheinen und antwortete:
    „Was soll ich für eins machen? Das meinige doch.“
    „Das weiß ich. Aber das ist in diesem Augenblick ein gar besonderbares. Bist doch ganz verlegen. Weshalb denn?“
    „Verlegen? Ich? Das fallt mir gar nicht ein! Ich wüßt auch nicht, warum!“
    Er war langsam näher gekommen und versuchte nun, sich zwischen sie und die Tür zu stellen. Das aber fiel ihr auf. Sie gab ihm einen gelinden Rippenstoß und fragte.
    „Was willst hier? Warum bleibst nicht dort sitzen, wost sessen hast?“
    „Weil ich mit dir sprach, komm ich herbei.“
    „Kannst auch dort sprechen. Weißt, du kommst mir verdächtig vor.“
    „Was fallt dir ein!“
    „Ja. Der Sepp schließt mich in die Küchen ein und du versperrst mir den Weg. Da ist was nicht richtig in denen Backbirnen. Ich muß doch gleich mal nachschauen.“
    Sie griff nach der Klinke; er aber faßte ihre Hand und sagte:
    „Was hast für Gedanken! Bleib doch hier! Der Sepp wird gleich kommen!“
    „Ja, aber ich werd ihm auch gleich kommen!“
    Sie riß sich los und stieß die Tür auf.
    „Herrjemine!“ rief sie aus.
    „Himmelsakra!“ schrie draußen der Sepp.
    Er war in diesem Augenblick aus der gegenüberliegenden Tür des Gewölbes getreten, einen Kürbis von der Größe eines Männerkopfes in den Händen. Jetzt ließ er ihn vor Schreck fallen, so daß die Frucht bis vor Barbaras Füße rollte.
    Nun standen sie sich gegenüber unter den beiden offenen Türen.
    „Was machst da?“ fragte sie erstaunt.
    „Das siehst ja“, stotterte er.
    „In dem Gewölb bist gewest?“
    „Leider!“
    „Und den Kürbis hast mausen wollt!“
    „Ja, leidern!“
    „Wohin hast ihn denn schaffen wollt?“
    „Auf den großen Pappelbaum draußen vor der Mühlen.“
    „Bist ein Unnutz, den niemand bessern kann.“
    „Und du bist eine alte Hexen, vor welcher kein Engel und kein Teuxel sicher ist. Wie kommst denn hier herbei? Ich hab dich doch ganz fest einischlossen habt!“
    „Ja, hast aber nicht daran dacht, daß aus dera Küchen auch eine Tür in die Stuben führt.“
    Da gab er sich wieder eine Ohrfeige und zwar noch viel kräftiger, als vorhin droben beim König.
    „Verteuxeli!“ schimpfte er. „Diese zweite Türen hab ich freilich ganz vergessen habt. Nun steh ich da, wie ein Schulbub, der sich die Hosen vorn und hinten zerrissen hat.“
    „Ja, ein Bub bist, aber kein Schulbub, sondern ein Spitzbub. Für wen hast denn den Kürbissen haben wollt?“
    „Für mich.“
    „Wozu?“
    „Das brauchst nicht zu wissen.“
    „So! Also nicht mal derfahren soll ich's, warum ich bestohlen werd? Gleich schaffst den Kürbissen wiederum hinein!“
    „Das ist schlimm! Könntst ihn mir doch auch lassen!“
    „Ja, das könnt ich, denn auf einen Kürbissen kommt's mir halt gar nicht an; aber wissen muß ich, wozu ihn brauchen willst.“
    „Das darf ich nicht sagen.“
    „So bekommst ihn auch nicht. Also heraus mit dera

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