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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eigentümliche Art und Weise. Erst denkt man, du gähnst, und nachher wird der allerschönste Nieserich daraus.“
    „Schatz, laß dich doch nicht auslachen! Der Nieserich bist du doch selbst.“
    „Milka, ich begreife dich nicht!“
    „Nein, ich begreife dich nicht! Es ist doch keine Schande, zu niesen!“
    „Nein, allerdings.“
    „Nun, warum leugnest du es da! Oder hast du vielleicht eine böse Krankheit in der Nase? Einen Polypen etwa?“
    „Höre, jetzt wird's zu bunt! Dieser Spaß –“
    „Sei still!“ unterbrach sie ihn. „Von dieser Nase reden wir noch ein Wörtchen. Aber in aller Ruhe. Einen Polypen mag ich mir nicht anheiraten. Wenn der ansteckend ist, so könnte ich mich nachher vor Polypen gar nicht retten, weil bei mir alles gleich ins Fette, Dicke und Großartige geht.“
    Das war ihm zu viel. Er stampfte mit dem Fuß und rief:
    „Ich einen Nasenpolypen! Da muß doch gleich ein Himmelkreuzdonner –“
    „Still, still!“ schrie sie auf. „Schrei nicht so. Wir Frauen haben ein so zartes Gehirn. Mein Kopf brummt von deinem Gebrüll wie eine Pauke. Wenn wir wirklich gute Freunde bleiben wollen, so hältst du nun das Maul und holst den Revers!“
    Er besann sich noch, doch hielt er es schließlich für das Beste, jetzt nachzugeben. War sie erst einmal seine Frau, so wollte er ihr schon sein Übergewicht fühlbar machen. Er nahm also den Hut aus dem Schrank und kam damit an das Bett.
    „Hier ist er. Da drinnen steckt unser junges Eheglück.“
    „Zeig her!“
    Sie streckte die Hand aus; er aber wich zurück.
    Er hielt ihr den Hut hin und machte dabei das, was er sagte:
    „Hier ist der Tressenhut – ich wende ihn um – da ist das Futter, mit einer Schnur zusammengezogen – ich ziehe sie auf – ich schlage das Futter zurück – und dahinter –“
    Er hielt inne und schaute in den leeren Hut. Sein Gesicht wurde lang, länger und immer länger.
    „Nun – was ist dahinter?“ fragte sie, immer noch bequem im Bett sitzend.
    „Nichts.“
    Er machte dabei ein so dummes, ein so wahres Schafsgesicht, daß sie in ein Lachen ausbrach.
    „Und da lachst du noch!“ rief er.
    „Bei dem Gesicht, welches du da machst, kann niemand weinen.“
    „Weg – weg ist das Papier!“
    „Unsinn! Wo soll es hin sein! Schau nur richtig nach!“
    „Da gibt's ja gar nichts weiter nachzuschauen. Da ist der Hut, und leer, ganz leer!“
    „Zeig mal her!“
    Sie nahm ihm den Dreimaster aus der Hand und untersuchte ihn sorgfältig.
    „Nichts ist drin“, seufzte sie.
    „Nichts, nichts, nichts ist drin! Fort ist er, fort!“
    „Wohin aber?“
    „Das weiß der Teufel!“
    „Es muß ein Irrtum sein. Hast du etwa zwei solche Hüte?“
    „Nein.“
    „Also eine Verwechslung ist ausgeschlossen. Weißt du genau, daß das Papier drin gewesen ist?“
    „Natürlich.“
    „Vielleicht hast du es einmal herausgenommen und dann in Gedanken woandershin versteckt. Denke nach!“
    „Da gibt's gar nichts nachzudenken. Ich versteckte es an keinem andern Ort.“
    „Es kann aber doch nicht davongelaufen sein!“
    „Freilich nicht. Es ist – ist mir jedenfalls gestohlen worden!“
    „Unsinn!“
    „Ja, ja, gestohlen!“ rief er aus.
    „Siehst du, daß ich recht hatte! Es war nicht gut genug versteckt. Du hättest einen ganz andern Ort dazu wählen sollen.“
    Er starrte noch immer ganz fassungslos in den leeren Hut.
    „Wer – wer mag es haben?“
    „Hm! Du mußt versuchen, den Dieb zu entdecken.“
    „Natürlich! Das Ding kann ja nicht nur dem Baron, sondern auch mir gefährlich werden! Wenn es in falsche Hände gerät, so –“
    „Falsche Hände? Fällt keinem Menschen ein! Ich weiß, wer es hat. Es befindet sich in den richtigen Händen.“
    „Wer soll's haben?“
    „Der Baron natürlich.“
    „Wieso?“
    „Denke einmal nach! Wann hast du zum letzten Male danach gesehen?“
    „Gestern vor einer Woche.“
    „Da war es noch vorhanden?“
    „Ja.“
    „Und seitdem ist der Baron hier gewesen.“
    „Hm! Das gibt zu denken.“
    „Ja. Er allein weiß, daß du es hast?“
    „Weiter niemand.“
    „So kann auch weiter niemand danach suchen. Er muß es gewesen sein.“
    „Ah, da fällt mir etwas ein!“
    „Was?“
    „Er hatte zwei Briefe geschrieben, welche mit dem nächsten Zug fort sollten. Ich mußte sie darum nach dem Bahnhofsbriefkasten tragen.“
    „Das erfordert wohl an die dreiviertel Stunden Zeit. Hattest du hier zugeschlossen?“
    „Nein.“
    „Welch eine kolossale Unvorsichtigkeit.

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