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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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demselbigen Abend hab ich keine Macht über mich habt.“
    „Ich verspott dich nicht, denn begreifen laßt sich's schon. Red' weiter.“
    „Auf mein ja hat er kurz und höhnisch auflacht und dann sagt: ‚Kannst sie immer suchen; aber sehen sollst sie niemals wieder. Dafür werd ich sorgen.‘ Und in demselbigen Augenblick hob er den rechten Arm empor. Ich hatt gar nicht sehen, daß er eine Pistolen in der Hand habt hat. Er hielt sie mir blitzschnell entgegen, grad ins Gesicht, und bevor ich nur Zeit fand, mich schnell abzuwenden, tat es einen Krach; es blitzte mir vor denen Augen auf, als ob die ganze Welt in Flammen ständ. Es war mir, als ob ein Feuerstrom mich niederfegte; dann war es dunkel und ich fiel zu Boden. Seitdem ist es dunkel blieben und nie wieder hell worden.“
    „O mein Gott! So also ist's kommen, so!“ sagte der Sepp. „Der Samiel hat sich das alles vorher überlegt, grad wie ein Teufel, wie ein richtiger Satans. Bist nachher wohl ohnmächtig west?“
    „Ja. Ich hab die Besinnung verloren habt. Als ich aufwachen tat, konnt ich nix sehen; aber an den Stimmen und Fragen und Worten hab ich hört, daß das Gesind bei mir war. Die Leut hatten den Schuß hört und den fürchterlichen Schrei, den ich ausstoßen hat, ohne es zu wissen. Sie waren aus denen Betten sprungen und nach dem Garten eilt, denn aus dem war der Schrei kommen. Dort hatten's mich funden, wie ein Toter vor der Lauben liegend. Nun schafften's mich fort ins Bett und fragten, was schehen sei. Ich hab vor Schmerz wimmert wie ein kleines Kind und kaum verzählen könnt, daß ich vom Samiel ins Auge schossen worden bin. Die Pistole ist nur mit Pulver laden gewest. Also sterben hab ich nicht sollen, sondern nur blind sein. Es wär viel besser gewest, wann er mich gleich derschossen hätt.“
    „Weißt, Kronenbauer, grad das gibt mir halt viel zu denken.“
    „Mir nicht.“
    „Er muß doch einen Grund haben, dich nicht zu töten. Es muß für ihn besser und vorteilhafter sein, daßt leben bleibst.“
    „Wohl nicht. Er hat sein Gewissen nicht mit einem Mord beladen wollen. Das ist ja Grund genug und eine ganz hinreichende Erklärung.“
    „Mag sein; aber ich werd mal tiefer nachdenken über die Sach. Vielleichten komm ich auf einen nützlichen Gedanken.“
    „Denk immer nach. Wirst's auch nicht weiterbringen als ich mit all meinem Sinnen und Grübeln, was gar nix gefruchtet hat.“
    „Wollen sehen. Hättst mir schon längst alles so verzählt wie heut, vielleichten hätten wir da bereits den Samiel fangen.“
    „Oho! Hältst dich wohl wirklich für den Mann, der das vollbringt, was die ganze Polizeien bisher vergeblich versucht hat?“
    „Kann schon sein, daß grad ich dieser Mann bin. Weißt, es gibt eben Dinge, die ein einziger leichter fertigbringt als mehrere oder viele. Wann zehntausend Männer sich ans Ufer stellen, um einen Fisch zu fangen, so machen's einen Lärm und eine Unruhen, daß der Fisch sich sicherlich nicht derblicken läßt, sondern davon schwimmt. Aber wann ein einziger sich heimlich ans Ufer setzt und die Angel fein sacht ins Wasser läßt, so beißt der Fisch viel leichter an. So ein Fisch, so ein Hecht und Räuberfisch ist der Samiel. Ich bin eben jetzunder im Begriff, mir eine Angelruten zu schneiden. Nachher werd ich mich an sein Wasser schleichen, und wann er sich noch so sehr in acht nimmt, anzubeißen, so werd ich doch durch Geduld und guten Köder ihn endlich noch überlisten.“
    „Das sagst mit solcher Überzeugung, als obst ganz sicher wärst, ihn zu fangen!“
    „Ja, diese Überzeugung hab ich jetzt.“
    „Sepp, sprichst im Ernst?“
    „Ja. Hast mich mal als einen Maulhelden kennenlernt?“
    „Nein. Du hast immer stets wußt, wast reden tust.“
    „Schau, so ist's auch heut.“
    „Wannst so sprichst, da wird mir ganz wohl zumut. Denn ich weiß, daßt einen heimlichen Grund haben mußt, zu glauben, daß der Hecht an die Angel gehen wird.“
    „Ja, den hab ich freilich.“
    „Darf ich ihn nicht derfahren?“
    „Heut noch nicht. Wann ich's dir gleich mitteil, könntst mir Schaden machen und dir auch. Doch sobald ich einsehen tu, daß es geraten ist, es dir zu sagen, wirst es hören. Und versprechen mußt mir auch, es niemandem wissen zu lassen, worüber wir heut sprochen haben.“
    „Das Versprechen brauch ich dir gar nicht zu geben. Es versteht sich ganz von selbst, daß ich es niemandem sagen tu. Oder meinst, daß es mir Vergnügen macht, von diesen traurigen Angelegenheiten zu

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