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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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du rechts und ich links.“
    Sie rekognoszierten die Giebelmauer bis zu den beiden Ecken hin, und da sie nichts Verdächtiges fanden, kehrten sie befriedigt zu dem Fenster zurück, durch welches Usko nun sehr aufmerksam schaute.
    „Er hat nichts gemerkt“, sagte er. „Er schläft wie ein Ratz. Ich glaube, der Anschlag wird gelingen. Gib mir jetzt das Pechpflaster her!“
    „Aber mach ja leise!“
    „Pah! Ein Fenster einzudrücken, das habe ich gelernt.“
    Er drückte das Pflaster fest an die Scheibe, legte dann die beiden Handflächen darauf und gab einen raschen, kräftigen Druck. Die Scheibe war herausgebrochen und blieb an dem Pflaster kleben. Es hatte nur leise geknirscht.
    „So!“ sagte er. „Auch das ist gelungen. Nun haben wir leichtes Spiel. Jetzt einen Schuß und wir sind die Herren im Haus.“
    „Ist es wirklich notwendig, daß wir ihn ermorden?“
    „Wimmre nicht, altes Kind! Ehe ich mich erwischen lasse, muß lieber ein anderer dran glauben. Wer dieser andere ist, das ist mir sehr egal.“
    Er nahm das mitgebrachte Gewehr, welches er vorher gegen die Mauer gelehnt hatte, empor und legte an. Er zielte auf das sorgfältigste und drückte sodann ab.
    Es gab einen leisen Knall, welcher aber, wie bereits erwähnt, nicht vernommen wurde, wenigstens von den Schläfern nicht. Sodann lehnte er die Flinte wieder zurück.
    „Getroffen!“ sagte er. „Grad in die Schläfe. Er bewegt sich nicht, er ist augenblicklich tot gewesen. Jetzt können wir hinein.“
    „Wer steigt voran?“
    „Ich natürlich. Habe ich alles machen müssen, so will ich auch das noch tun.“
    Er schwang sich empor und stieg in die Stube. Da angekommen, lauschte er einige Augenblicke und schlich sich dann auf den Fußspitzen nach dem Bett. Er beugte sich, während Zerno sich anschickte, nachzusteigen, über die vermeintliche Leiche.
    „Ja, grad in die Schläfe“, sagte er; „ein Meisterschuß. Aber – Donnerwetter!“
    „Was ist's?“ fragte Zerno, indem er in seinen Bewegungen inne hielt.
    „Das – das ist ja gar kein Kopf!“
    „Was? Kein Kopf!“
    „Nein.“
    Er ergriff den Kopf mit beiden Händen, hob ihn empor, betrachtete ihn und flüsterte dann hastig:
    „Der ist aus einem Kürbis geschnitzt. Alle tausend Teufel! Mach wieder hinaus, Zerno. Wir sind verraten!“
    Er selbst drehte sich um, um nach dem Fenster zurückzueilen, blieb aber erstarrt stehen, denn vor ihm stand der Fex.
    „Guten Abend, Barko!“ sagte dieser.
    Der Zigeuner wankte. Er griff mit den Händen um sich, nach einer Stütze suchend.
    „Der Ba – ba – ba – ron!“ stieß er hervor.
    „Ja, der Baron. Was tust du hier?“
    „Ich – ich – ich – Himmel und Hölle!“
    Er sah jetzt auch seinen Bruder, welcher aus dem Schrank getreten war.
    „Jesch – Jesch – Jeschko!“ stöhnte er.
    „So?“ antwortete der Genannte. „Du kennst mich also noch. Komm her, mein Lieber, wir haben Armbänder für dich!“
    Er hob den Strick empor.
    Da erkannte Usko die ganze Größe der Gefahr. Wenn er nicht floh, so war er verloren, fürs ganze Leben verloren. Zerno war vom Fenster verschwunden. Das letztere stand offen und frei. Da hinaus mußte er. Der Fex sah nicht stark aus; darum sprang Usko auf diesen ein, um ihn bei Seite zu schleudern. Aber da hatte er sich geirrt. Der Fex wich keinen Zoll breit zurück, sondern versetzte ihm vielmehr einen Stoß, daß er bis zur Tür hin taumelte.
    Das brachte ihn auf einen anderen Gedanken; vielleicht gelang es ihm, durch die Tür zu entkommen. Er wollte hinaus und riß sie auf. Da aber ertönte ihm, unter dem Schnurrbarte des alten Sepp hervor, entgegen:
    „Hier kannst halt nicht ausi, mein Bub. Bleib also liebern daheimi!“
    Der Sepp schob ihn zurück und trat mit herein. Er hatte einige Stricke in der Hand.
    Usko wollte nun blind um sich schlagen, hatte aber auch damit keinen Erfolg, denn er wurde von seinem Bruder und dem Fex von hinten so fest gehalten, daß der Sepp ihn in aller Gemütlichkeit fesseln konnte. Dann trugen ihn die drei hinunter in die Wohnstube. –
    Zerno hatte, als der Warnungsruf seines Gefährten erschallte, sofort die Flucht ergriffen. Er schob sich aus dem Fenster zurück und sprang zur Erde. Dort aber blieb er für einige Augenblicke bewegungslos stehen, denn hinter ihm ertönten die Worte:
    „Haben ihn! Ich halt ihn fest! Binden 'S ihn gar schön, Herr Lehrern!“
    Im gleichen Augenblick legten sich die Arme des riesenstarken Ludwig um seinen Leib. Der flinke Lehrer

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