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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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alles?“
    „Alles!“
    „Daß ich ein Schmuggler, ein Spieler gewesen bin?“
    „Ja.“
    „Und alles verloren habe?“
    „Alles“, antwortete sie, das Auge voller Tränen.
    „Und da sitzt du so still da! Ich kann mir nicht denken, daß du wirklich alles weißt. Weißt du denn, daß wir vom Hof müssen?“
    „Die Osecs haben es gesagt.“
    „Und das nimmst du so ruhig hin? Du springst nicht auf mich ein? Du ballst nicht die Fäuste und schlägst mir ins Gesicht? Du spuckst mich nicht an und gibst mir nicht die Namen, die ich verdient habe?“
    Da legte sie die Arbeit fort. Ein großer, voller Blick traf ihn aus ihren guten Augen. Dann stand sie auf.
    „Georg“, sagte sie, indem sie mit Gewalt ein hervorbrechen wollendes Schluchzen überwand, „sag das Wort noch einmal!“
    „Welches?“
    „Meinen Namen.“
    Statt glühender, grimmiger Vorwürfe diese fast demütige Bitte! Er wußte nicht, wie ihm geschah. Seine Knie begannen zu zittern. Sie bogen sich. Er konnte sich nicht beherrschen; er vermochte nicht zu widerstehen. Er sank vor der Frau nieder, er ergriff ihre beiden Hände und rief:
    „Bertha! Ich bin ein Ungeheuer!“
    Da zog sie ihn zu sich empor, umschlang ihn, legte ihren Kopf an seine Brust und weinte ihm leise zu:
    „Georg; es ist nun alles wieder gut!“
    „Alles wieder gut? Nein, es ist ja alles verloren.“
    „Der Hof ist verloren; wir aber haben uns wiedergefunden. Wir werden arbeiten und dabei recht, recht glücklich sein.“
    „Weib, einer solchen Entsagung bist du fähig!“
    „Es ist das keine Entsagung. Die Liebe ist viel, viel besser als aller Reichtum!“
    „Aber wir werden gar, gar nichts haben!“
    „Wir haben ja uns. Und haben wir etwa jetzt nicht auch arbeiten müssen. Wir haben geschafft wie andre Leute auch. Arbeiten ist ja eine Lust. Daß du mich wieder Bertha nennst, dieses eine Wort ist mir lieber als der ganze Kery-Hof.“
    Da schob er sie von sich ab, blickte ihr mit überströmten Augen in das Gesicht und rief:
    „Gott, welch ein Halunke bin ich gewesen! Ich war ein Elender und kann nicht den tausendsten Teil von dem, was ich auf dem Gewissen habe, wieder gutmachen.“
    Da trat Gisela herbei, schlang die Arme um ihn und bat:
    „Sprich nicht so, Vater! Das kann ich nicht hören. Du hast nichts verbrochen. Laß den Hof fahren. Mag er fort sein. Mich haben die Äcker und Wiesen, welche unser waren, nicht glücklich gemacht. Sie sind vielmehr schuld, daß ich habe unglücklich werden sollen. Sind wir arm, so ziehen wir fort, dahin, wo uns niemand kennt. Dort arbeiten wir und lernen, zufrieden und glücklich zu sein.“
    Da drückte er sie innig an sich.
    „Gisela, mein Kind. Und einen solchen Schatz habe ich an Halunken, wie die Osecs sind, verschachern wollen. Sie schicken mich herab zu euch. Wenn du den Jungen heiraten willst, so soll der Kery-Hof scheinbar unser bleiben, so daß ich wenigstens vor den Nachbarn nicht blamiert werde. Was sagst du dazu?“
    „Sag erst, was du selber denkst.“
    „Ich denke, daß du ein solches Opfer nicht bringen darfst.“
    „Ist das dein Ernst?“
    „Ja, Gisela.“
    „So ist ja alles, alles gut. Ich würde diesen Menschen nicht nehmen, selbst wenn ich nicht bereits einen andern liebhätte. Er ist ein solches Opfer gar nicht wert. Du verlangst also nicht von mir, daß ich ja sage?“
    „Nein. Wolltest du es sagen, so würde ich dich allen Ernstes warnen. Also du hast bereits einen andern lieb? Doch wohl den Ludwig?“
    „Ja, Vater.“
    „Sehr?“
    Sie verbarg ihr Gesichtchen an seiner Brust und antwortete verschämt:
    „Ich mag niemals einen andern.“
    „Und ich, ich habe ihn fortgejagt, der mir so treu gedient hatte!“
    „Er wird wiederkommen.“
    „Er wird sich hüten. Er weiß ja wohl auch, daß du nichts mehr hast.“
    „Das weiß er; aber ich glaube, ihm ist es lieb, daß ich arm geworden bin. Er wird mit uns gehen, wohin du nur immer willst, lieber Vater.“
    Er schob jetzt auch Gisela von sich ab, blickte abwechselnd sie und ihre Mutter an und sagte, indem seine Augen zu glänzen begannen:
    „Ich bin wirklich wie im Traum. Ich habe Vorwürfe erwartet und finde solche Liebe. Könnt ihr denn wirklich leben ohne den Hof?“
    „Georg, wir finden überall eine zweite Heimat“, antwortete seine Frau ernst und innig.
    „Und du, Gisela?“
    Da stieß die Tochter ein fast fröhliches Lachen aus und rief:
    „Immer fort mit dem Hof! Da darf ich dann doch dem Ludwig gut sein!“
    Sie ahnte nicht, daß der

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