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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nirgends gewohnt, außer an dem Ort, von welchem ich jetzt komme. Und für diesen danke ich. Ich mag nicht wieder hin!“
    Der König war in seinem gewohnten Schritt rasch weiter gegangen. Der andere hatte sich bemüht, an seiner Seite zu bleiben. Es kostete ihm dies einige Anstrengung; aber er schien nicht Willens zu sein, auf eine solche Reisegesellschaft zu verzichten. Ludwig wollte ihn nicht geradezu zurückweisen. Dazu kam der bereits erwähnte Umstand, daß der Mann etwas an sich hatte, was den Psychologen reizte, es kennenzulernen. Darum zog Ludwig seine Schritte ein und fragte:
    „Wie heißen Sie denn?“
    „Ich heiße Hermann Arthur Willibold Keilberg.“
    Dieser Name kam Ludwig bekannt vor. Er mußte ihn, und zwar vor nicht sehr langer Zeit, einmal gehört oder gelesen haben. Er sann darüber nach. Hermann Arthur Willibold Keilberg. Besonders auffällig war der letztere Vorname, Willibold anstatt Willibald. Wo war ihm nur dieser Name vorgekommen?
    Ach, jetzt entsann er sich desselben. Vor einiger Zeit war ihm ein Gnadengesuch zur Unterschrift vorgelegt worden. Ein zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilter Schreiber hatte sich während seiner Gefangenschaft acht Jahre lang so gut geführt, daß der Direktor der Strafanstalt ihn zur Begnadigung vorgeschlagen hatte. Das Gesuch war vom Justizminister unterstützt worden, und so hatte Ludwig den Mann begnadigt und ihm die letzten zwei Jahre erlassen. Dieser Schreiber hatte – ganz richtig – Hermann Arthur Willibold Keilberg geheißen. Er war wegen Betrugs und Fälschung bestraft worden. Jetzt verstand der König, warum es ihn nicht gelüstete, nach demjenigen Ort zurückzukehren, an welchem er länger als zwei Jahre gelebt hatte. Das Zuchthaus ist eben für keinen Menschen ein sehr wünschenswerter Unterstützungswohnsitz.
    „Sie wissen also nicht, wo Sie Ihre Heimat haben, Herr Keilberg. Aber wohin Sie wollen, das werden Sie wohl wissen.“
    „Auch nicht. Ich gehe überall hin. Ich bin wie der Vogel, welcher dahin fliegt, wo er ein Körnchen findet oder einen Mehlwurm oder eine Raupe.“
    „Und dabei fliegt er in die Falle, die man ihm gestellt hat.“
    „Da ist er dumm und ungeschickt. Mich fängt kein Vogelsteller.“
    „Hm! Sollten Sie noch niemals gefangen worden sein?“
    Diese Frage war in einem solchen Ton ausgesprochen worden, daß Keilberg verwundert zu dem König aufblickte und ihm antwortete:
    „Sehe ich denn aus wie ein Gimpel, welcher so leicht auf den Leim geht?“
    „Hm! Geistreich ist Ihr Gesicht nicht!“
    „Donnerwetter! Das ist eine Beleidigung.“
    Er machte ein zorniges Gesicht und schwang den Knotenstock.
    „Eine Beleidigung kann es nicht sein, weil ich keineswegs die Absicht habe, Sie zu kränken. Sie haben mich nach Ihrem Aussehen gefragt und tragen also selbst die Schuld, daß ich ihnen eine so ehrliche Antwort gegeben habe.“
    „Aber eine solche Ehrlichkeit ist zuweilen ganz am unrechten Platz!“
    „Nie! Die Ehrlichkeit ist stets am richtigen Platz.“
    „Das mögen Sie denken!“
    „Denken Sie meinetwegen anders! Aber gerade der Grundsatz, welchen Sie damit ausgesprochen haben, läßt mich vermuten, daß Sie leicht einmal an einer Leimrute hängengeblieben sein können.“
    „Da täuschen Sie sich in mir! Ich bin noch nie kleben geblieben. Sie sehen ja, daß ich mich in voller Freiheit befinde!“
    „Hat man Sie etwa wieder freigelassen?“
    Der Mann blieb stehen, ergriff den König beim Ärmel und fragte:
    „Wie kommen Sie zu solchen Worten?“
    „Weil ich glaube, Menschenkenner zu sein. Einem Vogel sieht man es sofort an, daß er lange Zeit im Käfig gesessen hat. Wenn er seine Freiheit auch wieder erlangt, so hat er doch das Fliegen verlernt.“
    „Kann ich es etwa nicht mehr?“
    „Nein. Sie taumeln ja!“
    „Das kommt von den verdammten paar Glas Nordhäuser, welche ich getrunken habe. Sonst aber bin ich gewöhnlich sehr gut auf den Beinen. Ich werde es Ihnen beweisen. Kommen Sie nur! Ich laufe mit Ihnen gewiß um die Wette.“
    Er machte jetzt so rasche und weite Schritte, als ihm nur möglich war, ließ aber bald wieder nach. Dabei brummte er:
    „Eigentlich sollte ich das gar nicht leiden!“
    „Was?“
    „Das mit dem Vogelbauer.“
    „Warum wollen Sie das nicht dulden?“
    „Weil es nicht wahr ist. Ich bin nicht gefangen gewesen.“
    „Nun, so entschuldigen Sie!“
    „So etwas ist gar nicht zu entschuldigen. So etwas darf gar nicht vorkommen. Man darf nicht einen Menschen, den man gar nicht

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