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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kennt, ins Gesicht sagen, daß er gefangen gewesen sei.“
    „Wenn man es aber vermutet!“
    „Gehen Sie zum Teufel mit Ihrer Vermutung! Denken Sie, weil Sie mir ein Viergroschenstück gegeben haben, so dürfen Sie mit mir machen, was Sie wollen?“
    „Nein, das denke ich nicht. Aber als Sie mir Ihren Namen sagten, da dachte ich unwillkürlich an einen Rechtsfall, in welchen ein Schreiber verwickelt war, der ganz genauso hieß wie Sie.“
    „Hermann Arthur Willibold Keilberg?“
    „Ja.“
    „Wann war das?“
    „Vor etwas über acht Jahren.“
    „Soso!“
    „Er wurde wegen Betrugs und Fälschung zu zehnjähriger Zuchthausstrafe verurteilt.“
    „Hm!“
    „Und ist jetzt vom König begnadigt worden.“
    „Der Mann geht mich nichts an!“
    „Sieht Ihnen aber ungeheuer ähnlich.“
    „Donnerwetter! Kennen Sie ihn?“
    „Das kann Ihnen gleich sein, da der Mann Sie ja gar nichts angeht.“
    „Hören Sie, werden Sie nicht anzüglich.“
    „Das werde ich nicht. Aber Sie haben auf Ihrer Wanderung jedenfalls Legitimationspapiere bei sich?“
    „Natürlich.“
    „Darf ich sie einmal sehen?“
    „Hol Sie der Teufel! Sind Sie etwa ein verdeckter Gendarm?“
    „Nein.“
    „Was denn?“
    „Ich bin – na, raten Sie einmal!“
    Keilberg musterte den König aufmerksamer, als er ihn bisher betrachtet hatte, und sagte dann:
    „Ich will mich fressen lassen, wenn Sie nicht ein Jurist sind!“
    „Warum denken Sie das?“
    „Weil – weil Sie ganz danach aussehen, und weil Sie sich auch jenes Rechtsfalles so genau erinnern. Nur ein Jurist bedient sich solcher Ausdrücke wie Sie. Und woher wissen Sie, daß ich begnadigt worden bin?“
    „Sie?“ fragte der König lächelnd.
    „Ja, ich.“
    „Ich habe doch nicht von Ihnen, sondern von jenem Hermann Arthur Willibold Keilberg gesprochen, der Sie gar nichts angeht!“
    „Alle Teufel! Jetzt habe ich mich also doch verplappert!“
    „Das denke ich auch. Wollen Sie noch weiter leugnen?“
    „Nein, das wäre nun Unsinn.“
    „Sie sind also jener Keilberg?“
    „Ja. Aber Sie müssen nun auch zugeben, daß Sie Jurist sind. Nur ein Jurist kann unsereinen in dieser Weise ausfragen.“
    „Nun ja, ich bin Jurist.“
    „Sehen Sie! Aber nun denken Sie sich wohl, ich fürchte mich vor Ihnen?“
    „Das haben Sie nicht nötig. Übrigens bin ich bei keinem Gericht angestellt.“
    „Schön! Also Advokat, Rechtsanwalt?“
    „Ja – ja – Anwalt bin ich jedenfalls.“
    „Das freut mich! Wie heißen Sie denn?“
    „Ludwig ist mein Name.“
    „Also Rechtsanwalt Ludwig. Woher?“
    „Aus München.“
    „Sie haben wohl Ferien?“
    „Ja.“
    „Freut mich, freut mich, Sie getroffen zu haben, Herr Advokat! Ja, ja, habe es mir doch gleich gedacht, daß Sie zur Juristerei gehören. Nur so einer konnte sich meiner erinnern, trotzdem seitdem über acht Jahre vergangen sind. Wenn ich nur wüßte, ob Sie –“ Er hielt inne.
    „Was möchten Sie wissen?“
    „Ob ich Ihnen – na, es geht doch wohl nicht. Das kann ich mir denken.“
    Er blickte im Vorwärtsgehen sinnend vor sich nieder. Es war ihm anzusehen, daß er sich etwas überlegte. Er schien über irgendeinen Punkt im unklaren zu sein.
    Ludwig störte ihn nicht. Er ahnte, daß er jetzt etwas erfahren werde, was Keilberg lieber verschweigen möchte. Er wartete ruhig ab, was der Mann für einen Entschluß fassen werde. Endlich hob Keilberg den Kopf wieder empor, blickte Ludwig von der Seite prüfend an und fragte:
    „Als Rechtsanwalt kennen Sie natürlich alle Gesetze?“
    „Jawohl.“
    „Gibt es auch ein Gesetz über die Verschwiegenheit?“
    „Welche Verschwiegenheit meinen Sie?“
    „Diejenige der Advokaten.“
    „Es gibt Paragraphen, welche einem jeden Beamten zur Pflicht machen, amtliche Geheimnisse zu verschweigen. Kann doch sogar der Angestellte irgendeines Privatmannes bestraft werden, wenn er die gefährlichen Geheimnisse seines Prinzipals verrät.“
    „So! Das ist gut. Gesetzt den Fall, es kommt irgend jemand zu Ihnen, der Sie Advokat sind, und fragt Sie um einen guten Rat. Dürften Sie darüber mit andern reden?“
    „Nein.“
    „Sie müssen es verschweigen?“
    „Versteht sich.“
    „Ah, da möchte ich jetzt die Gelegenheit ergreifen. So gut wie jetzt paßt es freilich nicht gleich wieder.“
    „So wünschen Sie einen Rat von mir?“
    „Schon mehr ein Gutachten.“
    „So sprechen Sie.“
    „Ja, Sie können mich sehr leicht dazu auffordern! Aber die Sache hat einen

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