70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament
Was ich getan habe, ist gar nicht an den Tag gekommen.“
„So! Wie lange ist es her?“
„Über zwanzig Jahre.“
„So können Sie freilich ruhig sein.“
„Schön! Das freut mich. Aber darf ich denn auch öffentlich davon reden, ohne daß man mich bestrafen kann?“
„Ja. Das werden Sie aber natürlich bleiben lassen!“
„Meinen Sie?“
„Ja. Es wird doch niemand den Leuten erzählen, daß er eine Unterschlagung begangen hat.“
„Vielleicht doch!“
„Der Mann hätte nicht eine Spur von Ehrgefühl im Leib.“
„Das mag richtig sein. Aber ich will auch nicht gerade öffentlich davon sprechen. Es sind nur einige Personen, zu denen ich davon reden möchte.“
„Auch das ist nicht gerade ein Beweis, daß Sie ein empfindliches Ehrgefühl besitzen.“
„Aber ich habe einen desto empfindlicheren Magen. Hunger tut weh. Ich will leben.“
„Ah, Sie wollen sich für die Mitteilung Ihres Verbrechens bezahlen lassen?“
„Ja, weil ich damals für dasselbe schändlicherweise nicht bezahlt worden bin.“
„Sie haben es im Auftrag eines andern ausgeführt?“
„Ja. Und dieser andere ist schuld, daß es nachher mit mir bergab gegangen ist. Ich war ein ehrlicher Kerl. Er hat mich zum Verbrecher gemacht. Er versprach mir goldene Berge und hat mich doch nicht bezahlt. Jetzt aber soll er mir bluten!“
„Nehmen Sie sich in acht.“
„Ich fürchte mich nicht! Wenn er mich nicht bezahlt, zeige ich ihn an.“
„Sie vergessen, daß die Sache verjährt ist.“
„Das ist sie. Aber es ist damals ein ganz Unschuldiger bestraft worden. Wenn ich jetzt sage, wie es damals zugegangen ist, so wird die Unschuld dieses Mannes an den Tag kommen, und Alberg kann zwar nicht mehr bestraft werden, aber es ist alle mit ihm.“
„Alberg? Hm! Der Name kommt mir bekannt vor.“
„Ich hätte ihn verschweigen sollen; aber Sie dürfen ja nichts ausplaudern.“
„Das ist richtig. Wer ist der Mann?“
„Er ist von Adel.“
„Ah, ist es vielleicht der Baron von Alberg, welcher seinen Aufenthalt in Wien hat?“
„Ja. Er ist ein Österreicher.“
„Dieser, dieser ist Ihr Mitschuldiger?“
„Ja.“
„Hm! Hm! Wie ist das denn damals zugegangen?“
„Das werde ich mich hüten, zu sagen.“
Dem König lag natürlich gerade daran sehr viel, dies zu erfahren. Darum wendete er eine List an, indem er bemerkte:
„Nun, wenn Sie es verschweigen wollen, so kann ich nichts dagegen haben; aber dann hat auch die Auskunft, welche ich Ihnen gegeben habe, nicht den mindesten Wert.“
„So? Warum?“
„Weil eben der Baron ein Österreicher ist. Jenseits der Grenze gelten andere Gesetze.“
„Sapperment! So ist's wohl auch mit der Verjährung anders?“
„Ja.“
„Und ich könnte womöglich doch noch bestraft werden?“
„Freilich. Eine richtige und treffende Auskunft kann ich Ihnen nur dann erst geben, wenn ich genau weiß, um was es sich handelt. Da Sie aber das verschweigen wollen, so müssen Sie eben verzichten.“
„Na, wenn es so ist, so wäre es ja die größte Dummheit, zu schweigen, zumal ich mich auf Ihre Verschwiegenheit verlassen kann. Soll ich es Ihnen erzählen?“
„Wie Sie wollen! Mir ist es sehr egal.“
„Aber für mich ist es wichtig, richtige Auskunft zu erhalten. Nämlich Alberg hatte ein Mädchen haben wollen, welche ihm ein anderer vor der Nase wegnahm –“
„Wer war sie?“
„Eine gewisse Emilie geborene von Sendingen. Sie heiratete aus Liebe einen Herrn von Sandau, einen Offizier.“
„Ah, der Name ist mir bekannt, und ich erinnere mich ganz leidlich eines Falles, von welchem ich einmal erzählen hörte. Dieser Sandau wurde wegen irgendeines militärischen Verbrechens infam kassiert.“
„Ja, das stimmt.“
„Er erhielt, glaube ich, eine Freiheitsstrafe?“
„Auch das ist richtig.“
„Und sodann ist er verschwunden. Von seiner Familie hat man auch nichts mehr gehört.“
„Auch seine Frau verschwand; das weiß ich gar wohl.“
„Hängt dieser Fall mit Ihrer Unterschlagung zusammen?“
„Ja. Ich habe das begangen, wofür er bestraft wurde.“
Der König blieb erschrocken stehen.
„Mensch!“ rief er aus. „Sind Sie des Teufels?“
„Pah!“ lachte Keilberg. „Ich wurde verführt. Alberg versprach mir eine bedeutende Summe, hat mir aber freilich keinen roten Heller ausgezahlt.“
„Und Sie haben es übers Herz bringen können, daß eine unschuldige Familie die entsetzlichen Folgen tragen mußte!“
„Meinen Sie, daß ich mich etwa selbst hätte
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