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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ein Kreuz hin, zehn Zentimeter lang und acht Zentimeter breit.
    „So!“ sagte sie, vor lauter gelehrter Anstrengung tief aufatmend. „Jetzt ist quittiert. Nun ist das Geld mein?“
    „Ja, Sie können es nehmen. Bewahren Sie es gut auf. Was werden Sie damit machen?“
    „Das werd ich mir überlegen. Ich werd's wohl gleich zum Herrn Pfarrer tragen. Nachher – oh, jetzt weiß ich es, was geschieht. Hanna, nicht wahr, der Ludwig, – dein Brudern, braucht kein Geldl von mir? Er freit ja ein reiches Dirndl.“
    „Wirst ihn wohl selber fragen müssen.“
    „Ich weiß schon, was er sagen wird.“
    „Was denn?“
    „Er wird sagen, daß ich es dir geben soll. Da kann der Höhlbauer seinen Hof frei machen und du wirst die junge Bäuerin. Meinst nicht auch?“
    Im Gesicht des Mädchens kam und ging das Erröten.
    „O Muttern, liebe Muttern!“ stammelte sie.
    „Willst's wohl nicht haben?“
    „Es gehört ja dir.“
    „Schwatz mir nicht darein! Was mein ist, das ist auch dein. Wann ich's dir geb, so werd ich wohl stets ein Stückerl Brot von dir bekommen, so oft ich Hunger hab. Und wann das Jahr vorüber ist, so bekomm ich doch schon wiederum sechshundert Markerln. Willst's nehmen oder nicht?“
    „Da muß ich erst mit dem Bruder reden und auch mit dem Stephan, was diese beiden dazu sagen. Herrgott, wer hätt vorhin denkt, daß es so schnell geht?“
    „Was?“
    „Das mit der Fee.“
    „Mit der Fee? Was plauderst von einer Fee? Hast etwa eine gesehen?“
    „Nein, aber gehört.“
    „Wo?“
    „Droben am Berg.“
    „Hast wohl träumt?“
    „O nein. Der Stephan war auch mit dabei. Der hat sogar mit der Fee sprochen und ich hab auch ja sagen mußt.“
    „Ich weiß nicht, wast willst. Red' deutlicher.“
    Hanna nickte verlegen nach dem König hin und antwortete:
    „Nachher, Muttern, sollst alles derfahren. Ich weiß nun, daß es Himmelsboten gibt. Ich kann's beweisen. Nimm jetzund das Geld. Wir wollen's in der Truhen einschließen.“
    „Ja. Hol mal das neugewaschene Bettuch herauf. Da hinein wollen wir's schlagen.“
    „Ein Halstuch oder Kopftuch ist doch wohl auch groß genug dazu.“
    „Nein. Es muß viel, viel Mal eingewickelt werden, damit keiner dazukommen kann. Wann man reich ist, so beginnt auch gleich die Angst um die Spitzbuben. Wir stecken's ganz unten hinein in die Truhen und tun dann die drei Hängeschlösser hinan. Wann wir nachher noch ein paar Nägel in den Deckel schlagen und einen Strick darum binden und mit Siegellacken ankleben, nachher möcht ich den Spitzbuben sehen, der uns das Geldl nehmen kann, ohne daß wir ihn dabei derwischen.“
    Ludwig hatte einige Worte der Bescheinigung unter das Riesenkreuz gesetzt und steckte dann die Quittung zu sich. Er mußte sich mit aller Gewalt zusammennehmen, nicht in ein lautes Lachen auszubrechen, als Hanna jetzt wirklich mit einem großen, neugewaschenen Bettuch erschien, in welches das Geld mit größter Sorgfalt gewickelt wurde.
    „So!“ meinte die Alte befriedigt. „Was man hat, das muß man auch verwahren, sonst kann man leicht drumkommen. Geh mit hinein, Hanna. Wir wollen's abschließen. Der Herr wird nicht bös sein, wenn wir ihn eine Minuten allein lassen.“
    Sie verschwanden im Innern der Hütte.
    Ludwig wartete eine Weile. Sie kamen nicht wieder. Da näherte er sich leise der Tür und blickte hinein.
    Da, wo das Weihwassergefäß hing und das Kruzifix darüber, knieten beide betend an der Erde. Vor ihnen auf einem Stuhl, den sie an die Wand gerückt hatten, lehnte so, daß es deutlich zu sehen war – das Bild des Königs. Sie hatten es von der gegenüberliegenden Wand herabgenommen.
    Er trat leise zurück, fuhr sich mit dem Taschentuch nach den Augen und entfernte sich dann eiligst.
    „Wie klein und gering die Gabe und doch wie groß das Glück!“ sagte er für sich. „Sie werden nicht die einzigen sein, denen ich heute Freude bringe. Jetzt nun hinüber nach Eichenfeld!“
    Eine ziemlich gut fahrbare Strecke führte in die angegebene Richtung. Er folgte ihr. Sie stieg erst steil an. Als er oben auf der Höhe angekommen war, blieb er stehen und blickte zurück.
    Man mußte jetzt sein Verschwinden bemerkt haben. Und wirklich sah er jenseits des Dorfes eine weibliche Gestalt mit eiligen Schritten über die Wiese laufen. Ein einsam stehendes Gut schien ihr Ziel zu sein. Er erkannte sie.
    „Das ist die Hanna. Jetzt sucht sie den Geliebten auf, um ihm versprochenermaßen die Botschaft zu bringen, daß sich das Wort der Fee erfüllt

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