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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bäuerin.“
    „Hat sie dir droht?“
    „Direkt nicht; aber aus ihren Reden konnt ich leicht merken, was sie sich dabei dacht hat.“
    „Was hat sie denn noch bei dir wollt?“
    „Mich ausfragen, weiter nix. Hör zu!“
    Der Sepp erzählte ihm seine Unterredung mit der Bäuerin, und sodann berichtete Fritz, was er unter dem Kanapee erlauscht hatte. Der Alte hörte ihm schweigend zu und sagte, selbst als der Bericht beendet war, kein Wort. Erst nach einer ganzen Weile meinte er:
    „Mein lieber Herrgott! Also so steht's! So weit ist's mit dera Kathrin kommen! Da wär es freilich eine Sünd, sie nur noch eine Stund zu schonen. Nicht nur wir zwei befinden uns in größter Gefahr, sondern der König auch. Ich werd ihm gleich früh alles verzählen.“
    „Ja, das mußt, damit er sich danach zu richten hat.“
    „Wir werden die beiden auf frischer Tat ertappen. Meinst nicht?“
    „Ja.“
    „Und das mit dem Ofen wollen wir uns gut merken. Nun weiß man wenigstens, wie sie hereinkommen kann in die Schlafstuben des Königs. Wer hätt das noch gestern, als ich hier ankam, denken können, daß solche Sachen geschehen. Ich hab die Bäuerin immer für eine leichtsinnige Frau gehalten, für den Samiel und für so eine Gottlose aber nicht.“
    Die beiden saßen beieinander, bis der Tag anbrach. Es war ihnen unmöglich, zu schlafen. Sie verließen aber die Kammer erst dann, als das andere Gesinde auch bereits munter war. Dann begab Fritz sich an seine tägliche Arbeit.
    Sein Mitknecht gönnte ihm keinen Blick, desto größere Aufmerksamkeit aber widmete Fritz ihm. Er wollte aufpassen, was der Bastian in betreff des Beils tun werde.
    Der Sepp begab sich zum König, sobald er bemerkte, daß dieser aufgestanden sei. Er war fast eine ganze Stunde bei ihm und kam dann zur Bäuerin, um zu fragen, ob der Herr Ludwig nicht einen Wagen bekommen könne, um nach der Stadt zu fahren. Sie gab den Befehl, daß der Staatswagen angespannt werden solle. Fritz solle kutschieren. Nach einiger Zeit fuhr der König ab und kam erst gegen Mittag wieder.
    Als Fritz dann die Pferde ausschirrte und sich bei ihnen im Stall befand, kam Sepp zu ihm.
    „Hat der König mit dir sprochen?“ fragte er.
    „Ja, und so lieb und freundlich. Ich hab ihm meinen ganzen Lebenslauf verzählen müssen.“
    „Und von heut abend hat er dir sagt, was alles geschehen soll?“
    „Ja.“
    „Du hast einen schlimmen Posten.“
    „Oh, ich denk nicht, daß eine Gefahr dabei ist.“
    „Nein, wannst dich still verhältst, nicht. Du hast grad solche Haar und fast einen solchen Bart wie der hohe Herr. Ein Licht wird nicht brennen, und wannst dich dann ins Bett legst und ihr nicht grad das ganze Gesicht hinhältst, so wird sie glauben, daß du wirklich der Herr Ludwigen bist.“
    „Was wird sie verschrecken, wann sie alles sieht und erkennt!“
    „Darauf freu ich mich königlich!“
    „Und dem Bastian wird's in unserer Kammern ebenso ergehen wie ihr. Hast aufpaßt, ob er heimlich mal fortgewest ist?“
    „Er ist nicht einen Augenblick aus dem Hof wegkommen. Ich kann mir ungefähr denken, wo er sich das Beil holen wird.“
    „Wohl aus dera Schmiede?“
    „Ja. Die Werkstatt ist offen bei Tag und Nacht. Warum auch nicht? Kein Mensch wird den Amboß forttragen. Und ich weiß ganz genau, daß hinten in dera Ecken unter dem Blasebalg allerlei altes Eisenwerk liegt. Da ist sicher auch ein Beil dabei. Jetzt will ich gehen, damit man uns nicht beieinander sieht.“
    In den ersten Stunden des Nachmittags kam der Förster. Er wollte wegen des bei ihm verübten Einbruchs in die Stadt und kehrte unter dem Baum ein.
    Er saß einige Zeit bei dem Bauer und der Bäuerin. Seinen erregten Mienen und Gestikulationen war leicht anzusehen, in welch einer grimmigen Verfassung er sich befand.
    Grad als er gehen wollte, kam ein Gendarm vorüber. Es war nicht der in dieser Gegend stationierte Beamte, sondern einer, den man hier noch nicht gesehen hatte. Den Abzeichen nach, welche er trug, bekleidete er einen höheren Rang.
    Die drei unter dem Baum sitzenden Personen wurden nicht gewahr, mit welchem Interesse er bereits von weitem den Bauernhof heimlich betrachtete. Als er die Bäuerin erblickte, murmelte er leise:
    „Diese Frau ist schön, steht in der Mitte der Dreißiger – es stimmt. Sie muß es sein. Ich tu, als ob ich vorübergehen wolle. Der Kleidung nach ist's der Förster, der mit da sitzt.“
    Er schritt, ohne nach den dreien zu blicken, seines Weges fürbaß. Da rief der Förster

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