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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihm zu:
    „Herr Schandarm, wohin?“
    „Nach dem Forsthaus“, antwortete der Gefragte. „Das ist hier doch der richtige Weg?“
    „Ja. Wollens zum Förster?“
    „Zu ihm, ja. Ich habe mit ihm zu reden.“
    „So können's herbeikommen. Ich bin der Förster und kann Ihnen den Weg ersparen.“
    „Das freut mich. Ich bin so sehr beschäftigt, daß diese Ersparnis mir sehr lieb ist.“
    Er kam herbei und wurde aufgefordert, sich zu setzen. Der Förster sagte:
    „Ich will jetzt eben nach dera Stadt, um mich zu erkundigen, wie es steht.“
    „So brauchen 'S nicht weiter zu gehen. Ich bin zu Ihnen gesandt worden, Sie zu benachrichtigen.“
    „Das ist mir lieb. Aber ich kenne Sie gar nicht. Ich habe Sie hier noch nie gesehen.“
    „Ich bin allerdings nicht hier stationiert, sondern drüben in Heinigsfeld. Ein Dienstweg führt mich her.“
    „Wegen dem Samiel?“
    „Ja.“
    „Hat's was Neues geben? Ist was entdeckt?“
    „Glücklicherweise, ja. Haben Sie bereits gehört, daß er in letzter Nacht wieder eingebrochen ist?“
    „Nein, kein Wort. Wo denn?“
    „In Oberdorf beim Pfarrer; aber das ist ihm nicht geglückt, denn der Pfarrer ist gewarnt worden.“
    „Von wem?“
    „Das weiß man nicht. Der geistliche Herr will es nicht verraten, weil er meint, daß sich der Samiel dann an dem Warner rächen werde.“
    „Das steht freilich zu erwarten.“
    „Nun nicht mehr, denn der Samiel ist unschädlich gemacht worden.“
    „Alle Teufel! Hat man ihn fangt?“
    „Ja.“
    „Ist's wahr, ist's möglich?“
    „Ich kann es Ihnen versichern, denn ich selbst war es, der ihn arretiert hat.“
    „Sie selbst! Gott sei Dank! Wann denn?“
    „Heut am Vormittag.“
    Das Gesicht, welches die Bäuerin machte, war gar nicht zu beschreiben. Schon vorher, als der Gendarm sagte, daß der Pfarrer den Warner nicht verraten wolle, war es wie eine stille Befriedigung über ihr Gesicht gegangen. Jetzt aber, da sie vernahm, daß der Samiel gefangen worden sein solle, kam und ging das Blut in ihren Wangen. Sie wurde bald rot und bald blaß, beugte sich weit vor und las dem Gendarm die Worte förmlich von den Lippen.
    Dieser beobachtete sie scharf, aber so, daß sie es gar nicht bemerkte.
    „Wer ist's denn, wer?“ fragte der Förster.
    „Der Viehhändler Thierbach.“
    „Der! Ah, den kenne ich! Ein reicher Kerlen, aber ein Trinker und Krawaller wie kein zweiter. Nun weiß man ja, woher sein Reichtum stammt. Hat er es gestanden?“
    „Nein. Der Mensch war äußerst renitent und hat sich seiner Verhaftung in einer Weise widersetzt, daß wir ihn fesseln mußten. Seine Bestrafung wird dadurch wohl nicht eine mildere werden.“
    „Der Kerl muß hingerichtet werden.“
    „Wenn auch vielleicht das nicht; aber lebenslängliches Zuchthaus ist ihm gewiß.“
    „Wie hat er sich denn verraten?“
    „Durch das von Ihnen gestohlene Geld.“
    „Herrjeses! Mein Geld! Ist's da?“
    „Ja.“
    „Und ich bekomm's wieder?“
    „Natürlich. Ich selbst habe es gezählt und mit dem Gefangenen dem Gericht überliefert. Es war genau so viel, wie Ihnen gestohlen worden ist. Die Scheine steckten auch in einer Brieftasche, genau wie die beschriebene.“
    „Das ist gut, das ist gut! Das kann mich gefreun! Ah, das ist schön!“
    Der Förster war ganz außer sich vor Entzücken. Der Gendarm nickte ihm befriedigt zu und fuhr fort:
    „Ich bin von Seiten des Gerichts sofort beauftragt worden, mich zu Ihnen zu begeben, um Ihnen den Sachverhalt zu melden.“
    „Schön, schön! Das sollen 'S nicht umsonst tan haben. Ein solcher Weg muß bezahlt werden. Wann man dreißigtausend Mark rettet, kann man nobel sein. Hier haben 'S ein Geschenk!“
    Er zog den Beutel und legte dem Beamten eine Mark und einen Fünfzigpfenniger hin. Dieser aber schob ihm das Geld lächelnd wieder zu und sagte:
    „Behalten Sie es nur, Herr Förster!“
    „Warum denn?“
    „Erstens ist es mir verboten, ein Geschenk anzunehmen, und zweitens steht die Höhe dieser Gratifikation nicht im Verhältnis zu der Summe, die ich Ihnen gerettet habe.“
    „Wie meinen 'S das? Ist's zu wenig?“
    „O nein, sondern im Gegenteil zu viel. Mit fünfzig Pfennigen hätten Sie ganz gut Ihre Schuldigkeit getan.“
    „Das will ich nicht; ich bin gern nobel. Nehmen 'S nur die Kleinigkeit!“
    Er schob ihm das Geld wieder zu; da gab ihm die Bäuerin einen Fußtritt und rief:
    „Dummkopf! Merkst denn nicht, daßt nur auslacht wirst?“
    „Auslacht? Von wem?“
    „Von mir und auch vom Schandarm. Für

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