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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Großmaul!“
    „Deshalb nicht. So einen Scherz erlaubt sich ein jeder einmal.“
    „Aber kein Graf. Wann so einer gegen einfache Bauersleut größer tut, als er ist, so ist's eine Schand für ihn.“
    „Nimm das, wie du willst. Der Ring ist bei weitem nicht so viel wert, wie ich ihn taxiert haben soll.“
    „Aber doch mehr als tausend Märkln!“
    „Dann trüge es nur eine Wenigkeit aus.“
    „Das glaub ich nicht. Wir wollen uns nicht streiten. Ich will zugeben, daß dein Maul mit denen zehntausend mal zu voll genommen hast, aber wann ich ihn taxieren soll, so gehe ich unter fünftausend nicht herab. Darauf kannst dich verlassen. Betrügen läßt sich der Samiel nicht.“
    „Ich will darauf eingehen, daß wir uns nicht streiten. Nehmen wir also an, der Ring sei fünftausend Mark wert. Wieviel würde der Hehler bieten?“
    „Tausend.“
    „Nein, sondern höchstens fünfhundert.“
    „So behalt ich ihn.“
    „Und wirst ihn also nicht los. Tragen kannst du ihn auch nicht, wozu hast du ihn mir also genommen?“
    „Ich will ihn schon los werden!“
    „Schwerlich!“
    „Ganz leicht. Ich breche die Edelsteine heraus und verkauf sie einzeln. Da werd ich schon ein schönes Geldl dafür erhalten.“
    Der Graf sagte sich, daß der Spitzbube damit sehr recht habe. Das brachte ihn in Verlegenheit. Er wollte natürlich seinen Ring wieder haben, und zugleich bei dieser Gelegenheit sich des Räubers bemächtigen. Es gab keinen andern Ausweg, als einen guten Preis zu bieten. Darum erklärte er:
    „Das wird gar nicht viel sein. Ich gebe dir auf alle Fälle mehr.“
    „Nun, wieviel? Gibst zweitausend Märkln?“
    „Nein. Ich gebe tausend oder im höchsten Falle fünfzehnhundert.“
    „Da mach ich nicht mit. Die Uhren war fünfhundert wert und der Ring kostet fünftausend. Wannst für die Uhren zweihundert gibst, so kannst also für den Ring zweitausend zahlen. Das ist sodann ganz dasselbige Verhältnissen.“
    „Hm! Wenn du so rechnest, so hast du freilich recht.“
    „Also, was sagst dazu?“
    „Um diese unangenehme Geschichte abzukürzen, will ich ja sagen.“
    „Gut! Also zusammen zweitausendundzweihundert Märkln?“
    „Ja.“
    „Hast Geld mit?“
    „Hast du die Gegenstände mit?“
    „Nein. Die liegen daheim.“
    Die Augen des Grafen leuchteten bei diesen Worten auf.
    „Daheim bei dir selbst?“ fragte er.
    „Ja.“
    „So! Also hast du mich belogen, als du sagtest, du seist nicht aus dieser Gegend. Wenn du von der Zeit an, in welcher du mich beraubtest, bis jetzt bereits zu Hause gewesen und nun schon wieder hier bist, so kannst du gar nicht weit von Kapellendorf wohnen.“
    Der Samiel erkannte, welch einen Bock er geschossen habe, doch war er resolut und antwortete sogleich:
    „Hab ich sagt, daß ich daheim gewest bin?“
    „Ja.“
    „Nein. Ich hab nur sagt, daß die Sachen daheim liegen. Dabei geht's dich gar nix an, ob ich dieselbigen durch einen Kameraden hab heimschaffen lassen oder nicht.“
    „Hm!“ brummte der Graf zweifelnd.
    „Ja. Aber hast denn überhaupt das Geld, mich zu bezahlen?“
    „Natürlich.“
    „Hier in Kapellendorf? In deiner Wohnungen beim Kronenbauer?“
    „Nein. Ich hatte alles einstecken, und du hast es mir abgenommen.“
    „So bist also blitzeblank vom Geldl und willst mir doch eine solche Summe geben?“
    „Warum nicht? Ich brauch ja nur meinem Bankier einen Brief zu schreiben, so sendet er mir, was ich brauche. Oder, um die Sache zu vereinfachen, geb ich dir lieber einen Wechsel.“
    „Dafür dank ich gar schön! Von einem solchen mag ich nix wissen.“
    „Nun gut, dann machen wir bare Zahlung.“
    „Wann?“
    „Bestimme die Zeit!“
    „Das kommt darauf an, wannst das Geld erhalten wirst.“
    „Früh schreibe ich gleich; übermorgen also ist es da.“
    „Schön! So kannst mir also übermorgen das Geld geben, und du empfängst die Uhr und den Ring dafür.“
    „Wo aber?“
    „Hm! Das ist eine gar schwierige Sachen. Meinst nicht auch?“
    „Gar nicht. Wir treffen uns an einem bestimmten Ort und zu einer verabredeten Minute und tauschen Geld und Sachen miteinander aus. Dann sind wir fertig. Die Sache ist sehr einfach.“
    „Nein, die Sach ist gar nicht so einfach, und auch nicht fertig sind wir sodann.“
    „Was sollte denn noch kommen?“
    „Meine Gefangennahme.“
    „Ah! Wieso?“
    „Denkst etwa, ich weiß nicht, wast willst und welche Absichten du hast?“
    Der Graf machte ein so ehrlich erstauntes Gesicht wie nur möglich. Er

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