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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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braucht dich nicht sogleich zu sehen. Und nun wirst du auch gleich erfahren, wer ich bin.“
    Die Riegel klirrten, und die Tür wurde geöffnet. Am Eingang stand der Sepp, hielt die Laterne hoch herein und sagte:
    „Ist jemand hier?“
    „Ja“, antwortete der König vortretend.
    „So kommen 'S herausi!“
    „Gern! Erschrick nur nicht!“
    „Erschrecken? Warum sollte ich denn erschrecken, wann – Kreuzmillion –!“
    Die Laterne fiel ihm aus der Hand, so daß sie auf dem steinigen Boden in Scherben zerbrach. Es war gut, daß die andern die ihrigen mit hatten.
    „Was gibt's denn?“ fragte Max, indem er näher trat.
    „Was es gibt? Da – da – da –!“
    Er deutete auf den Gefangenen, welcher eben aus der Zelle trat, brachte aber vor Entsetzen kein weiteres Wort hervor.
    Max leuchtete mit seiner Laterne höher und fuhr einige Schritte zurück.
    „Herrgott! Ist's wahr!“ schrie er auf.
    „Ja, es ist wahr; ich bin es.“
    „Majestät –!“
    „Pst! Nicht dieses Wort! So lange ich lebe, darf kein Mensch erfahren, was heut geschehen ist.“
    „Herr, mein Gott! So – so – so ein –!“
    „Beruhigen Sie sich! Es ist alles sehr einfach zugegangen.“
    „Aber welch ein Unglück wäre das gewesen, wenn dieser Mord –!“
    Der Fex und Hans standen sprachlos dabei. Der Sepp hatte sich schnell beruhigt und sagte:
    „Das war allerdings ein gewaltig's Unglück gewest. Also auf Sie hatten sie schießen wollt, auf Sie, Herr Ludewig?“
    „Ja. Ich sollte ermordet werden.“
    „Ich hab gar nicht wußt, daß Sie bereits hier in Triest ankommen sind.“
    „Ich wollte heimlich da sein.“
    „Und wie sind 'S unter die Insel geraten? Hat man Sie mit Gewalt herabschleppt?“
    „Nein; ich bin aus Neugierde hier, durch meine eigne Schuld. Doch davon später. Jetzt muß ich meine Retter grüßen. Grüß Gott, Fex. Grüß Gott, Hans! Grüß Gott, Max! Ich nenne euch beim Vornamen. Bei seinen Rettern darf man das schon tun.“
    Er gab ihnen die Hand. Der Fex fragte:
    „Maje – ah, Herr Ludewig, sind Sie schon lange hier?“
    „Nein, nur kurze Zeit.“
    „Sind Sie in andere Zellen auch gekommen?“
    „Nein. Ich habe mich nur in dieser einen befunden.“
    „O schade! Da können Sie mir nicht sagen, ob sie hier ist.“
    „Wer?“
    „Die Paula.“
    „Ah! Soll die denn hier sein, wer sagte denn das?“
    „Der Sepp hat es in Wien entdeckt. Man hat das liebe, arme, unglückliche Kind betrogen. Man hat sie hierher gelockt.“
    „Wissen Sie das genau?“
    „Ja. Ich werde alles umstürzen, bis ich sie finde. Ich bin deshalb hier.“
    „Hm! Vielleicht ist sie aus eigenem Willen hier!“
    „Die? Was? Aus eignem Willen? Das ist eine Lästerung, die ich – ah, Verzeihung! Von Ihnen weiß ich ja, daß Sie es nicht im Ernst meinen.“
    „Gewiß nicht; aber man muß an alle Fälle, an alle Möglichkeiten denken.“
    „Das aber ist keine Möglichkeit; das ist unmöglich, vollständig unmöglich!“
    „Ist Ihr Vertrauen zu Ihrer Freundin denn so groß?“
    „Herr, wenn ich diesem braven Mädchen kein Vertrauen schenken wollte, so wäre ich der schlechteste Mensch unter Gottes Sonne!“
    „Daß Sie so denken, freut mich. Auch ich bin überzeugt, daß sie nur durch Betrug und Täuschung in diese Lage kommen konnte. Aber, ich hörte schießen. Ist jemand von Ihnen verwundet?“
    „Nein“, antwortete der Sepp. „Aber die Halunken sind alle blessiert. Einer ist sogar tot.“
    „Wo befinden sie sich?“
    „Wir haben sie eingesperrt.“
    „Es droht doch nicht noch anderweite Gefahr?“
    „Nein. Es sind alle Komplizen in unsern Händen. Sie brauchen nicht bange zu sein.“
    „Das bin ich auch nicht, wenn ich mich in dem Schutz so tapferer Leute befinde. Jetzt aber kommt! Ich muß mir dieses unterirdische Verließ einmal genauer ansehen.“
    „Da wollen wir zunächst das Gefängnis betrachten, in welchem Sie selbst steckt haben.“
    Er nahm dem Fex die Laterne aus der Hand und wollte hineinleuchten. Der König aber zog ihn zurück und sagte:
    „Dabei muß es eine ganz bestimmte Reihenfolge geben. Der Fex mag es sich zuerst ansehen. Treten Sie hinein!“
    Der Fex, an welchen diese letztere Forderung gerichtet war, begriff zwar nicht, warum grad er der erste sein solle, doch gehorchte er der Weisung des Königs. Er trat in die Zelle.
    „Weiter hinein!“ gebot der König.
    Der Fex tat noch einen Schritt. Da warf der Monarch die Tür zu und schob einen der Riegel vor.
    „Sapperment!“ rief Sepp.

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