72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
Fex nicht kannt. Wie könnt der seine Paula aufgeben! Niemals, nie!“
„Wirst aber doch müssen.“
„Nein, nein!“
„Das Schicksal will es so.“
„Das Schicksal? Was ist das für ein Ding? Bist vielleicht unter Leute geraten, die dem Ding, was sie Schicksal nennen, und dem Zufall alles in die Schuhe schieben? Weißt nicht, daß der Herrgott alles lenkt?“
„Oh, das weiß ich schon! Den Glauben hab ich noch, und den laß ich auch nicht fahren.“
„Und da denkst, er will es, daß wir einander nix mehr angehen sollen?“
„Ja.“
„Wer hat dir das gesagt?“
„Ich.“
„Du dir selber also. Wann's dir der Herrgott sagt hätt, so müßtest du gehorchen. Was sich aber dein Köpfle selbst aussinnt, das ist kein Gesetz für dein Herz. Ich möcht den Grund wissen, der uns trennen könnt!“
„Du kennst ihn ja.“
„Hast mich also doch nicht mehr lieb.“
„Fex! Du weißt, daß ich dich immer und ewig lieb haben werd.“
„Also ist auch alles gut! Nur wannst mir nicht mehr gut wärst, dann müßten wir uns trennen. Einen andern Grund erkenne ich nicht an.“
„Denk an meinen Vatern!“
„Weißt, an den denk ich gar nicht mehr.“
„Er hat dich so unglücklich macht!“
„Da mußt du es sühnen und mich nun recht glücklich machen.“
„Du kannst doch keine Frau haben, welche das Kind eines solchen – solchen – solchen –“
„Paula, tu mir den Gefallen und red' nicht in dieser Weise. Das tut mir so weh. Dein Vater hat gefehlt und trägt die Folgen seiner Taten, an denen du kein Teil hast. Du bist schon seit unserer Kindheit meine Beschützerin und mein Engel gewest und sollst mein Engel bleiben, solange ich lebe. Willst?“
Sie zögerte zu antworten.
„Wannst nix mehr von mir wissen willst, so mag ich gar nimmer leben!“ gestand er.
„Fex!“
„Ja, so ist's!“
„Bist doch ein Baron worden!“
„Was ist das weiter!“
„Ein großer Herr von Adel! So reich! Und noch dazu ein berühmter Künstler!“
„Nix bin ich, gar nix, ohne dich! Kannst dich noch besinnen, als wir damals des Nachts auf dem Heidengrab sessen haben?“
„Ja.“
„Da hab ich dir sagt, wie so sehr, wie so unendlich lieb ich dich hab –“
„Ja, das war damals!“
„Das war damals und das ist auch noch jetzt. Wie lieb du mir bist, das hab ich erst richtig erkannt, als du verschwunden warst. Ich hab keine Ruh gehabt weder bei Tag noch bei Nacht; ich hab mich gesorgt, gekümmert und gehärmt, daß es zum Erbarmen war. Soll das so fortgehen?“
„Mein lieber, guter Fex!“
Jetzt hob sie zum ersten Mal einen der niedergesunkenen Arme empor, um ihn um den Geliebten zu legen.
„Weißt, damals auf dem Zigeunergrab hab ich dir sagt, daßt mein Engel, meine Seele und mein Leben bist. Das weißt doch noch?“
„Jedes Wort.“
„Und wann mal was Gutes aus mir wird, so bist du schuld. Das hab ich auch sagt. Weißt's?“
„Ja.“
„Ohne daßt nachher an meinem Glück teilnehmen sollst, denn ohne dich war das Glück doch nur ein Unglück für mich.“
„Und doch darf's nicht sein.“
„Nur wegen deinem Vatern?“
„Ja.“
„Ich bitt dich gar schön, meine Paula, denk doch an dich und an mich, nicht aber an ihn. Sein Andenken soll uns nicht stören.“
„Es wird stets zwischen uns stehen.“
„Nicht für eine Minute. Da denkst ganz unrecht. Andre denken viel richtiger.“
„Wer denn?“
„Nun, du kennst doch die Silbermartha?“
„Natürlich.“
„Und ihren Geliebten?“
„Ja. Er war ja jetzt mit hier.“
„Und die Martha ist auch da.“
„Das weißt?“
„Der König hat's mir sagt.“
„So! Nun weißt du doch, daß sie grad so wie du davongangen ist, ihres Vaters wegen.“
„Das weiß ich wohl! Als ich hört, daß sie es tan hat, hab ich meint, daß es so richtig sei und daß ich es auch tun muß.“
„Ah! So ist sie also schuld. So hast's ihr nachmacht?“
„Ja.“
„Nun, so folg auch weiter ihrem Beispiel! Sie hat denkt, daß sie nicht wert sei, die Frau vom Max zu werden. Heut haben's sich aber wieder gefunden, und sie ist bereit, ihn glücklich zu machen.“
„Ist das wahr?“
„Ja. Wirst's sehen.“
„Vielleicht sagt sie nur so.“
„Es ist ihr Ernst.“
„Und dennoch entfernt sie sich wohl wieder heimlich von ihm.“
„Das fällt ihr gar nicht ein! Sie hat erkannt, daß sie durch ihre Flucht nur sich selbst und auch ihn unglücklich macht hat.“
„Gott, ja! So ist's ja auch bei mir gewest. Ich hab mich so gar elend
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