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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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„Warum das?“
    „Still! Die Paula ist drin.“
    „Die Pau –! Ah! Schön, schön! Da gehen wir ein Stückerl fort und lassen sie auf eine Viertelstunden allein.“
    Der Fex war natürlich überrascht, als die Tür hinter ihm zugeworfen wurde. Er nahm an, daß es ein kleiner Scherz sei und blieb ruhig stehen.
    Da hörte er, daß die Draußengebliebenen miteinander flüsterten und sich dann entfernten.
    Was war das? Warum taten sie das? Es war stockfinster um ihn her, da er keine Laterne hatte. Der Sepp hatte sie ihm ja abgenommen.
    Er lauschte, bis die Schritte draußen verhallt waren.
    „Hm!“ sagte er halblaut. „Sonderbarer Scherz!“
    Da war ihm, als ob er ein leises Rascheln höre. Sollten sich Ratten hier befinden? Er strengte sein Gehör an, und wirklich, er vernahm Atemzüge.
    „Ist jemand da?“ fragte er.
    Das Herz Paulas hatte vor Wonne gezittert, als sie hörte, welches Vertrauen er zu ihr hatte. Also mit dem König war sie zusammen gewesen! Das gab den Worten, welche ihr Mitgefangener mit ihr gesprochen hatte, eine ganz besondere Bedeutung.
    Sie wußte, weshalb er den Fex jetzt zu ihr eingeschlossen hatte. Es mußte alles, alles zur Sprache kommen, und das beklemmte ihr Herz so, daß sie jetzt nicht zu antworten vermochte.
    „Es ist doch jemand da! Ich höre es!“ sagte er.
    Sie schwieg auch jetzt.
    Da zog er die Zündholzschachtel hervor, strich eins an und leuchtete. Er sah eine weibliche Gestalt in der Ecke stehen. Dann erlosch das Hölzchen.
    „Ich habe Sie gesehen“, sagte er. „Warum reden Sie nicht?“
    Ein tiefer, seufzender Atemzug erklang als Antwort.
    „Sind Sie hier gefangen?“ fragte er.
    „Ja“, ertönte es leise.
    „Sie Ärmste! Wissen Sie, wer es war, der sich bei Ihnen befand?“
    „Ich hab es nicht ahnt.“
    „So hat er es Ihnen nicht gesagt?“
    „Nein. Nun aber weiß ich's.“
    „Ach! Sind Sie vielleicht gar aus Bayern?“
    „Ja.“
    „Aus welchem Orte?“
    „Aus Scheibenbad.“
    Sie hatte ihre Antworten kurz und mit gedämpfter Stimme gegeben, so daß er diese letztere nicht erkennen konnte. Jetzt aber, da sie diesen Ortsnamen nannte, horchte er auf.
    „Aus Scheibenbad!“ rief er. „Da müssen Sie doch auch mich kennen.“
    „Ich kenn Sie schon.“
    „Nun, wer bin ich?“
    „Der Fex.“
    „Es sind also mehrere von dort hier?“
    „Nein.“
    „Was! Nur eine? Nur Sie?“
    „Ja.“
    „Herrgott! Paula, bist du es?“
    Sie schwieg. Aber schon stand er bei ihr und griff nach ihr.
    „Paula, Paula, antworte! Bist du es?“
    Ein konvulsivisches Schluchzen antwortete ihm.
    Da riß er sie an sich, schlang beide Arme um sie und rief:
    „Gott sei Dank! Gott sei Dank! Jetzt bin ich diese furchtbare Angst los! Jetzt habe ich dich! Bist du es denn auch wirklich?“
    „Ja, ich bin es“, antwortete sie unter lautem Weinen.
    „Da ist nun alles, alles gut! Paula, was hast mir für Gram und Sorgen bereitet!“
    Sie antwortete nicht; sie weinte.
    „Ich verstehe es wohl, daßt jetzt nicht reden kannst. Komm, leg dein Köpfle an mich, und wein dich richtig aus.“
    Er legte ihren Kopf an seine Brust. Sie stand, an ihn gelehnt, die Arme matt herunterhängend, und weinte bitterlich.
    So verging einige Zeit, bis er hörte, daß ihre Tränen nicht mehr so flossen. Da erkundigte er sich:
    „Wie bist denn hierher kommen? Nicht wahr, von Wien aus?“
    „Ja.“
    „Da bist gemietet worden?“
    „Ja. Ich hab denkt, daß ich einen guten, ehrlichen Dienst bekomme. Du darfst ja nichts bös von mir denken!“
    „Paula! Wie kannst so was sagen! Also in Wien bist gewest. Dort hab ich allerdings nicht nach dir sucht.“
    „Ich bin mit Fleiß hin.“
    „Warum?“
    „Weil ich dacht hab, daßt mich in so einer großen Stadt nicht finden wirst.“
    „Also hast nix mehr von mir wissen wollen?“
    Sie antwortete nicht.
    „Sag's! Wollt's ganz weg sein von mir?“
    „Ja.“
    „Für immer?“
    „Für allzeit.“
    „Weilst mir nicht mehr gut sein kannst?“
    „Fex! Hast meinen Brief nicht erhalten?“
    „Ja, ich hab ihn erhalten und ihn stets auf meinem Herzen tragen. Oh, wenn du wüßtest, wie er mich elend macht hat!“
    „Ich hab dacht, daßt mich vergessen sollst.“
    „Ich dich vergessen? Das ist ja gar nicht möglich!“
    „Das weiß ich schon. So hab ich's auch gar nicht meint. Ich hab sagen wollt, daßt an mich denken sollst wie an eine Bekannte, Verschollene, die dich gar nix mehr angeht.“
    „Und das hast für möglich gehalten?“
    „Ja.“
    „So hast den

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