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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mich gewiß nicht wieder sehen!“
    Sie entfernten sich und sind dann niemals wiedergekommen. Wie man weiß, ist den beiden Göttern die beabsichtigte Täuschung sehr gut gelungen. Noch heute glaubt jedermann, daß Vulkan wegen Jupiters Gewalttat hinke. Aber wie jede Wahrheit endlich einmal an den Tag kommen muß, so hat auch diese durch den Mund des Herrn Pastors schließlich doch ihr Recht erhalten, und es steht zu erwarten, daß alle Leitfäden der Mythologie hiernach geändert werden. Man kann das mit der besten Überzeugung tun, denn das ‚Bergle‘ ist als glänzender Beweis noch heute vorhanden, wenn auch in etwas veränderter Gestalt. –
    Nun wissen wir also, wie es entstanden ist, das ganz, ganz kleine Bergle. Wie es sein heutiges Aussehen bekommen hat, das werden wir, wie wir bereits hörten, auch noch erfahren. Es genügt für jetzt zu wissen, daß es eigentlich ein kleines Inselchen ist. Denn als der Bach, der durch das Dorf läuft, zum ersten Mal von den benachbarten Bergen herunterkam und das Bergle drüben liegen sah, da gefiel ihm das so sehr, daß er gleich schnell hinüberlief und einmal rund um das ganze Bergle floß, um es von allen Seiten genau zu betrachten. Und das ist so geblieben. Jedes Wässerchen, welches den Lauf des Baches findet, will unbedingt einmal eine Runde um das Bergle machen, weil es einst Modell gewesen ist. Das Wasser bildet also einen vollendeten Ring, der das Bergle einschließt und sich so tief in den Boden eingegraben hat, daß er viel, viel tiefer ist, als der Bach selbst. Wenn zwei oder gar drei Männer übereinander in dem Wasser ständen, so schaute der oberste wohl noch nicht über dasselbe heraus. Darum würde man gar nicht hinüber können, wenn es nicht eine Brücke gäbe, die von einem Ufer nach dem anderen führt.
    Das Gärtle steigt wie ein aufrecht stehender Trichter rund aus dem Wasser auf. Der Musteranton hat es mit großer Liebe angelegt, und obwohl es schon lange her ist, daß er plötzlich starb, es ist doch genau alles so geblieben, wie er es damals geschaffen hat, nur daß die Bäume unterdessen gewachsen sind und reiche Früchte tragen. Es gibt da nämlich erstens einen Kirschbaum mit gelbroten, schönen, großen Früchten, sodann einen Rettichsbirnenbaum und einen Apfelbaum mit goldig glänzenden Reinetten. Auch ein Zwetschgenbaum ist da, dessen dunkelblaue Früchte stets pünktlich zu Kirchweih reifen, wenn Pflaumenkuchen gebacken werden muß. Dazwischen stehen Stachel- und Johannisbeeren, Himbeeren und Brombeeren aber nicht, denn diese holt man sich ja aus dem Wald, wo sie überreich vorhanden sind. Von den Gartenbeeten sind einige für Petersilie, Spinat, Sellerie und andere Küchenpflanzen bestimmt, die anderen aber alle für die Blumen, welche das ‚Herzle‘ pflegt vom ersten Frühlingstag bis in den späten Herbst hinein, und zwar mit bewundernswürdigem Erfolg. Denn das Herzle hat eine Blumenhand, wie es keine zweite gibt, so weit man in der Umgegend nach zu fragen vermag.
    Und oben auf dem Bergle über dem Gärtle liegt das Häusle. Es ist so niedlich klein, daß man meinen sollte, es sei nicht Platz für Menschen, sondern nur für Heinzelmännchen da. Wer hat das Häusle einmal anders als schön blütenweiß gesehen? Gewiß niemand! Denn wenn das Wetter die Farbe zu verwandeln beginnt, so wird es schnell wieder frisch angestrichen. Und das tut das Herzle stets selbst; da darf kein anderer kommen. Und wer hat einmal eine trübe oder gar schmutzige Fensterscheibe gesehen, oder einen Spinnenfaden, einen Schmutzfleck oder Staub? Solche Dinge sind für das Herzle grad wie nicht vorhanden!
    Die Herren Gelehrten behaupten, das Herz des Menschen habe zwei Herzkammern und zwei Herzvorkammern. Das wird wohl richtig sein. Aber ebenso richtig ist es, daß es beim Herzle nur eine Stube und eine Kammer gibt, denn was auf der anderen Seite liegt, das ist der Ziegenstall mit dem Winterheu darüber. Die Ziege heißt Karlinchen und hat dafür zu sorgen, daß die Mutter des Herzle ihren Kaffee nicht schwarz zu trinken braucht. Das ist das einzige, was man von ihr verlangt, und da sie von Natur aus ein gutes Gemüt und für die freundliche Pflege Dankbarkeit besitzt, so wird die Milch im Krüglein niemals alle.
    Wer zu dem Herzle will, der geht über die Brücke und auf dem schmalen Gartenweg herauf bis an die Tür. Wenn das Wetter nicht gar schlimm ist, braucht man nicht einzutreten. Sie ist eine der geschicktesten Spitzenklöpplerinnen weit und breit, und

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