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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hoffe, daß auch Sie sich nicht überraschen lassen durch das, was ich Ihnen sage, nämlich: Kommt der Abschluß nicht jetzt zustande, so ist es mit Ihnen aus. Wer das Geldmännle kennt, der hat sehr viel gewagt! Ich lasse mich nicht verraten!“
    „Keine Sorge, Herr Frömmelt, wir wissen zu schweigen!“
    „Das erwarte ich. Sie haben das Geld mit?“
    „Ja. Aber es ist unser ganzes Vermögen, und auch noch etwas mehr. Wann werden Sie liefern und wo?“
    „Kommen Sie am ersten Ausstellungstag mittags punkt zwölf Uhr in meine Gaststube! Weiter sage ich nichts. Das Geldmännle ist verschwiegen. Gehen Sie darauf ein?“
    „Unter der Bedingung, daß Sie uns den Revers ausstellen, den unser Kompagnon Ihnen abverlangt haben wird. In diesem Dokument erklären Sie unterschriftlich und mit Ihrem Petschaft, daß Sie das Geldmännle sind. Sind punkt zwölf die falschen Scheine nicht in unseren Händen, so liegt punkt ein Uhr der Revers bei der Polizei. Nehmen Sie uns das übel?“
    „Nein. Der Revers ist schon fertig. Ich schrieb ihn sofort und habe ihn in der Tasche.“
    „Dann gut. Geld gegen Revers. Wo werden Sie zählen?“
    „Gleich hier. Je kürzer, desto besser!“
    Er zog eine kleine Blendlaterne hervor, welche jetzt wohl nicht zum ersten Mal zu einem solchen Geschäft zu leuchten hatte. Der andere brachte aus seinem Überrock eine große, wohlgefüllte Banknotentasche, welche er ihm reichte. Der Wirt begann zu zählen. Es dauerte ziemlich lange, ehe er fertig war. Dann griff er in seine Brusttasche, in welcher der Revers steckte, und gab ihn hin. Die drei betrachteten die Schrift und das Siegel genau und erklärten sich dann zufriedengestellt. Da steckte er die Banknoten zu sich, blies das Lichtchen aus, stand auf und sagte:
    „So wie ich dieses Licht verlösche, so sei auch das Leben dessen ausgelöscht, der nicht hält, was er jetzt hier versprochen hat! Sie können gehen!“
    Seine Worte hatten einen so schweren, gewichtigen Klang, daß die drei Männer ihnen sofort gehorchten. Sie blieben zwar unten auf der Straße noch einmal stehen, um leise Worte auszutauschen, denn es war kein Spaß für sie, ein ganzes Vermögen einstweilen gegen nur drei geschriebene Zeilen hingegeben zu haben; dann aber entfernten sie sich. Als der Musterwirt ihre Schritte nicht mehr hörte, legte er die Hand auf die Stelle, unter welcher die Banknoten steckten, sah nach dem niedrigen, breiten Fenster der Druckerei hinüber und sagte:
    „Verbrecherpack! Wer ist es, der grad heute diese Halunken zu mir schickte? Der Schwiegervater und die Frau, oder der Musteranton? Vielleicht gar alle drei zusammen! Dieses Geld ist Sündengeld. Auf falschem Weg erworben! Heute wird das Geldmännle zum ersten Mal etwas tun, was es bisher niemals fertigbrachte, nämlich seine Schuld mit echtem Geld bezahlen! Es reicht mit meinem Hab und Gut grad aus, mein irdisches Soll und Haben auszugleichen. Die andere Schuld – die habe ich gebeichtet, die liegt im Leichenhaus, die kommt ganz in die hinterste Ecke, wo ich den Neubertbauer hinhaben wollte. Ins Doppelgrab – die Schuld und dann das Beichtkind mit dazu!“
    Er sah sich um, als ob er jemand suche.
    „Wie kommt es doch, daß ich jetzt von den Toten reden kann, ohne daß sie sogleich in mir erscheinen? Der Neubertbauer auch! Ist es mein Entschluß, als ich das Messer so unerwartet in meiner Tasche fand? Warten sie vielleicht von fern, was ich tun werde? Wenn sie mich hören, so will ich es ihnen sagen: Ich zahle für das Geld hier in der Tasche nicht falsche Hundertscheine, sondern ich tue, was ich vorhin mit meinen letzten Worten sagte; das Licht verlöscht. Dann habe ich es mir ehrlich erworben, und ehrlich soll es wieder ausgegeben werden! Nur noch zwei Tage und drei Nächte – dann, Neubertbauer, komme ich zu dir!“
    Da raschelte der Schlehenbusch neben ihm. Er trat auf die andere Seite desselben und sah die Ziege, die er im Mondschein sofort erkannte! Wie kam es doch, daß ihn ihr Anblick nicht im mindesten befremdete, und daß auch sie so ruhig stehen blieb?
    „Karlinchen, du?“ sagte er freundlich. „Bist heimlich von dem Bergle fort? Wohl wegen meiner Zuckerrüben hier? Wer dort im Häusle wohnt, der ist kein Dieb, der kann nicht stehlen. Ich stehe in eurer Schuld. Komm her, ich werde dich füttern!“
    Er zog so viel Rüben aus dem Acker, wie er dachte, daß die Ziege fressen könne. Die trug er ihr hin und setzte sich dazu. Dann brachte er ein langes Messer aus der Tasche, welches

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