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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nachher die Güter aus, und der Zettelkramer, der Agent, der den Leuten seine schlechten Aktien aufbindet und dann ins Fäustchen lacht, der hilft ihm dabei. Und der Bergwirt, der ist der dritte im Bund. Er hat erst nichts gehabt, gar nichts, und jetzt spielt er den großen Mann, natürlich nur mit fremdem Geld, welches ihm beim Spiel nur immer grad in die Hände läuft. Ich glaube, er weiß auch mehr als mancher andere von der Schwärzerei.“
    „Das sagen sie alle im Dorf. Und noch eins: Kein anderer ist der Schmugglerkönig als der Baron. Das ist ein schlimmer Gesell, und man kann es ihm schon zutrauen.“
    „Da soll er sich nur in acht nehmen vor mir. Und die Emma bekommt er nicht, dafür werde ich schon sorgen. Ich will gleich mal mit ihr reden!“
    Er befand sich in einer Aufregung, für welche den Eltern die Erklärung mangelte, und noch ehe sie ihn weiter fragen oder am Gehen hindern konnten, hatte er die abgelegte Mütze wieder ergriffen und war verschwunden.
    Raschen Schritts durcheilte er das Dorf und beachtete die ihm Begegnenden so wenig, daß er auch das Mädchen nicht bemerkte, welches mit einem gefüllten Krug in der Hand aus dem Gasthof trat und überrascht stehenblieb, als er an ihr vorüber ging.
    „Wilhelm, bist du's?“ rief sie ihm nach.
    Bei dem Klang dieser Stimme hemmte er sofort seinen Lauf.
    „Emma! Schau, wie gut sich das trifft! Ich wollte zu dir“, sagte er.
    „Ich dachte schon, du kennst mich nicht und willst gar nichts mehr von mir wissen, weil du mich nicht hast ansehen wollen. Grüß Gott, Wilhelm!“
    Sie reichte ihm die freie Hand und fragte dabei:
    „Hast wohl Urlaub?“
    „Ja. Ich bin erst seit einer Viertelstunde zu Hause.“
    „Wie lange bleibst du hier?“
    „Das weiß ich nicht. Bei uns heißt's bis auf Ordre. Hast du Bier geholt?“
    „Ja, zum Abendbrot. Sie warten schon, und ich muß mich sputen. Geh du derweil in den Garten; ich werde nicht lange aus sein!“
    „Gut; aber sag' mir erst, was das ist mit dem Baron! Die Mutter hat mir's gleich erzählt, und da habe ich es nicht aushalten können und bin sofort nach dem Dukatenhof gelaufen.“
    „Höre, Wilhelm, diese Sache ist nicht gut vom Vater. Ich habe heut' gar viel geweint und ihm schöne Worte gegeben, aber es will nichts helfen. Auf morgen über acht Tage soll die Verlobung sein.“
    „So!“ antwortete er. „Und du wirst dann ja sagen?“
    „Sprich nicht in dieser Weise, Wilhelm! Du weißt, wie lieb ich dich habe, und es ist gut, daß du da bist, sonst hätte ich gar nicht gewußt, was ich vor Angst und Bange tun soll. Nun aber können wir uns bereden, und was du mir sagst, das werde ich machen, denn den Baron, den kann ich nicht leiden, und seine Frau mag ich erst recht nicht werden.“
    Sie hatten den Hof erreicht. Da gab Wilhelm ihr die Hand und sagte:
    „Du bist grad so wie früher noch, und sollst's auch nimmer bereu'n. Der Leutebetrüger soll mit dir gar nichts zu schaffen haben, und ich werde schon noch was finden, wie ich ihm an den Kragen komme. Aber jetzt geh nur hinein! Ich werde im Garten warten.“
    Sie trennten sich. Er ging den Zaun entlang, sprang über denselben weg und legte sich trotz der schon ziemlich strengen Jahreszeit unter den weitgreifenden Ästen eines dickstämmigen Nußbaums nieder.
    Er mochte ungefähr eine Viertelstunde gelegen haben, da hörte er jemanden mit leisen Schritten quer über das Feld kommen und am Zaun stehenbleiben. Was wollte der Mann hier? Wilhelm lief Gefahr, bemerkt zu werden. Schon entschloß er sich, den Ort behutsam zu verlassen, um ein besseres Versteck aufzusuchen, als er auch vom Hof her Schritte vernahm, die ihn veranlaßten, seine jetzige Stellung nur dahin zu ändern, daß er sich so eng wie möglich an den Stamm schmiegte.
    Der Nahende war kein anderer als der Dukatenbauer selbst. Er erkannte ihn sofort an der langen, breiten Gestalt und dem eigentümlichen Klingen der Uhrkette, welches durch das Aneinanderschlagen der Dukaten verursacht wurde. Graf ging gerade auf die Stelle zu, an welcher jener sich niedergekauert hatte. Sie mußte also vorher genau bestimmt worden sein und vielleicht schon öfters zu ähnlichen geheimen Zusammenkünften gedient haben.
    „Ist wer da?“ fragt er mit gedämpfter Stimme, aber bei der ringsum herrschenden Stille konnte Wilhelm die Worte recht gut vernehmen.
    „Ja, ich bin's!“ antwortete es.
    „Nun?“
    „Es ist alles in Ordnung. Aber der Händler verlangte das ganze Geld in barer Münze und auch die alte

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