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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gespielt.“
    „Das ist doch fast gar nicht zu glauben! Es kann doch niemand sein eigen Kind verspielen!“
    „Das kommt nur drauf an, wie's ausgemacht ist. Der Zettelkramer hat die Kutsche, der Bergwirt die Ernte und der Baron die Emma, die nun seine Frau werden muß.“
    „Mein Gott, das arme Kind kann mich grad dauern. Von einem so gotteslästerlichen Handel hat man doch noch nie gehört! Ich bin nur neugierig, wie lange es der Heinrich noch treiben wird. Nun hat er doch geprahlt mit seiner Staatskarosse! Und die Ernte, die ganze, mühsame Ernte! Was er gehabt hat, das muß doch nun bald alle sein, und man möchte sich nur wundern, wo er's noch immer hernimmt!“
    „Ja, man glaubt's aber auch nicht, was in so einem Gut alles steckt! Man soll niemandem Böses gönnen, aber wenn's mit dem ein Ende nimmt, so hat er's selber verschuldet und vielleicht auch verdient.“
    Sie nickte zustimmend und mit ernster werdendem Gesicht. Noch niemals war ein Wörtchen über ihre Lippen gekommen, aber sie wußte, daß an jenem für den Köpfle-Franz so verhängnisvollen Abend der junge Bauer nicht mehr im Haus gewesen war; sie hatte ihn mit dem Gewehr fortgehen sehen, und doch war er gleich da gewesen, als das Unglück geschehen war. Damals hatte es eine schwere Zeit für sie gegeben; aber sie wollte jetzt nicht daran denken und fragte dann:
    „Und die andere Neuigkeit?“
    „Auf den Pascherkönig seinen Kopf sind dreihundert Taler Prämie gesetzt worden. Denk' dir's nur, wenn man sich die verdienen könnte!“
    „Den fangen sie nicht, sonst hätten sie ihn schon längst. Kein Mensch weiß, wer er eigentlich ist, nicht mal seine eigenen Leute. Er ist bald da, bald dort, hat niemals dieselbe Figur, und –“
    Sie wurde unterbrochen. Es klopfte laut an das Fenster, und eine jugendliche, frische Stimme rief:
    „Guten Abend, Vater; guten Abend, Mutterle!“
    „Der Wilhelm, der Wilhelm ist's!“ riefen beide, auf das freudigste überrascht, indem sie von ihren Sitzen aufsprangen und nach der Tür eilten.
    Dort trat ihnen der Unerwartete mit herzlichem Gruß entgegen. Er trug eine Soldatenuniform mit Unteroffiziersabzeichnung. Den Quersack, welchen er auf der Schulter gehabt hatte, beiseite stellend, umarmte und küßte er die Eltern herzlich und meinte dann: „Nicht wahr, das kommt unverhofft? Ich hatte euch doch geschrieben, daß ich erst zu Weihnachten kommen darf.“
    „Freilich! Hast wohl Urlaub?“
    „Hm, so halb und halb; aber das darf ich euch nur heimlich sagen.“
    Er schob sie auf ihre Sitze zurück, zog sich selbst einen Stuhl herbei, sah sich vorsichtig in der Stube um und berichtete dann mit gedämpfter Stimme:
    „Ich soll den Schmugglerkönig fangen!“
    „Den Schmugglerkönig? Du?“ fragte sein Vater erstaunt.
    „Ja, ich!“ nickte er.
    „Das klingt absonderlich! Wie kommst denn du dazu?“
    „Das ist nämlich so gewesen: Es ist seit Menschengedenken hier an der Grenze noch nicht so zugegangen wie jetzt; die Schwärzer treiben ihr Geschäft ja ganz ins große und so öffentlich, als hätte ihnen kein Mensch was dagegen zu sagen. Drum hat der König wieder Militär hergelegt, grad' wie damals vor vielen Jahren, wo der Pate den Leutnant erschossen haben soll. Aber das hat nichts geholfen, weil die Packläufer einen Hauptmann haben, der gescheiter ist als die Beamten und Soldaten alle miteinander; der bringt ein Abenteuer nach dem andern fertig; in allen Blättern und Schriften wird über ihn gelesen, und ich glaube, er liest's auch selber mit. Jetzt haben sie gar einen Preis auf seinen Kopf gesetzt, aber ich habe gemeint, das hilft auch nichts, denn das Militär kennt die Gegend nicht, und mit den Aufsehern ist's fast ebenso. Da muß einer her, der alle Schliche und Wege genau weiß und ihnen aufpaßt, ohne daß sie's ahnen. Das hab' ich mal gesagt, und der Herr Hauptmann hat's erfahren. Denn sein Bruder ist im Ministerium, und so ist's von einem zum anderen gegangen, bis ich plötzlich zum Oberst mußte. Der hat mir Urlaub auf unbestimmte Zeit gegeben und ein Schreiben, welches ich hier beim Amt und beim Grenzkommandanten vorzuzeigen habe. Nun ziehe ich die Montur aus und gehe spazieren; kein Mensch wird denken, weshalb ich eigentlich zu Haus bin, und wenn das Glück gut geht, will ich den König schon erwischen. Sehr her!“
    Er öffnete den Quersack und zog zwei Revolver aus demselben hervor.
    „Die hab' ich mitbekommen, weil ich kein Seitengewehr und keine Flinte tragen darf. Es ist mir auch

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