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77 Tage

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Titel: 77 Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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mir zu. Einen Augenblick lang betrachtete sie meine geringelten Wollsocken.
    »Diskretion hätte in meinem Fall oberste Priorität«, erklärte sie dann meinen Füßen.
    »In jedem Fall«, berichtigte Danner.
    »Ich spreche von wirklicher Geheimhaltung.« Ihre Stimme wurde eine Spur schärfer. »Top secret sagt man wohl in Ihrer Branche.«
    Danners Miene blieb unbewegt.
    »Gut«, sagte Elsbeth van Pels, als er schwieg. »Ich bin mir nicht sicher, ob es sich überhaupt um einen Fall handelt. Besser, wenn nicht.« Die Schärfe ihrer Stimme wich einer überraschenden Unsicherheit. Statt mit Danner sprach sie lieber wieder mit meinen Socken. »Es ist nur – wie soll ich sagen – ein Verdacht.«
    Sie klappte den Mund ein paarmal auf und zu, ohne dass weitere Worte herauskamen.
    »Vielleicht bilde ich mir auch nur etwas ein …«, fügte sie dann doch noch hinzu. »Hoffentlich.«
    »Genau das könnten wir für Sie herausfinden«, bemerkte Danner, allmählich amüsiert. »Dabei wäre es natürlich von Vorteil, wenn wir wüssten, worum es geht.«
    »Wie gesagt, ich bitte um absolute Diskretion«, wiederholte Elsbeth van Pels. Plötzlich schien ihr die Kälte zuzusetzen. Sie griff nach dem dampfenden Kaffeebecher und umschloss die warme Keramik mit den Fingern. »Ich bin kaufmännische Leiterin des ambulanten Pflegedienstes Sonnenschein . Wir sind einer der größten Pflegedienstleister im Ruhrgebiet, haben außer in Bochum Zweigstellen in Gelsenkirchen, Essen, Kamen und Unna. Mittlerweile bin ich seit über vier Jahren Geschäftsführerin. Qualität …«, sie machte eine bedeutungsvolle Pause, »… Qualität hat für mich schon immer den höchsten Stellenwert gehabt. Deshalb habe ich gleich zu Beginn meiner Tätigkeit – schon vor der gesetzlichen Verpflichtung – ein Qualitätsmanagement eingeführt. Kennen Sie sich damit aus?« Ihr Mund klappte zu und sie sah unvermittelt von meinen Socken hoch zu Danner.
    »Sie prüfen und optimieren die Arbeitsabläufe und legen Standards fest«, nickte der.
    Die skeptischen Falten um den Mund der Klientin in spe wurden etwas weicher. Danner vermittelte anscheinend einen durchaus kompetenten Eindruck.
    Ein etwas schmuddeliger, aber cleverer Privatschnüffler war vermutlich genau das, was die meisten Klienten suchten. Einen Augenblick lang überlegte ich, ob Danner sich womöglich aus geschäftsfördernden Gründen nicht rasierte. Ich betrachtete die kurz geschorenen Resthaare in seinem Nacken.
    Nein, er war von Natur aus unrasiert.
    Von seinen Resthaaren wanderte mein Blick zu meinen Wollsocken. Eine kaum volljährige Wollsockenträgerin hingegen erwarteten die meisten Klienten eher nicht. Ich war eine unschöne Begleiterscheinung.
    »Bei den jährlichen Qualitätsprüfungen ist mir eine Kennzahl immer wieder aufgefallen. Im ersten Jahr dachte ich mir nichts dabei. Im zweiten Jahr glaubte ich an einen Zufall. Im dritten Jahr meinte ich, es könnte auf eine fehlerhafte Dokumentation zurückzuführen sein. Aber als der Wert bei der letzten Qualitätsprüfung im Dezember wieder aus dem Rahmen fiel, wurde mir klar, dass ich die Ursache herausfinden muss. Doch einfach nachfragen kann ich nicht. Da bin ich auf den Artikel über Ihre Ermittlungen im Otto-Ruer-Klinikum gestoßen und kam auf die Idee, Sie sozusagen undercover als Mitarbeiter einzustellen. Zur Tarnung.«
    Offensichtlich hatte sie sich auf das Gespräch vorbereitet und sich über die Fachausdrücke informiert. Mithilfe überwiegend amerikanischer Fernsehserien.
    »Die Mitarbeiter brauchen das nicht zu wissen, ich möchte ja niemandem etwas unterstellen. Und wenn Sie meinen Verdacht nicht bestätigen können, verschwinden Sie einfach wieder, ohne dass ich das ganze Team in Aufregung versetzen musste.«
    »Genau das wäre unser Job«, nickte Danner unserer potenziellen Brötchengeberin aufmunternd zu. Selbst wenn er noch immer keine Lust auf den Auftrag hatte, war er offensichtlich neugierig geworden. Es machte ihm Spaß, herauszukitzeln, worum es genau ging.
    »Um was für eine Kennzahl handelt es sich?«
    Elsbeth van Pels erkannte, dass sie sich nicht mehr hinter ihrem Wirtschaftschinesisch verstecken konnte. Wieder klappte ihr Unterkiefer herunter.
    »Die Kennzahl, ja, natürlich – also, es handelt sich um einen Wert, der bei allen unseren Pflegediensten jährlich erhoben wird. Unsere Zweigstelle hier in Bochum ist von der Größe, der Kunden- und Mitarbeiterzahl gut mit den Zweigstellen in Essen und Gelsenkirchen

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