Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
Vom Netzwerk:
ging zu den Frauen hinüber. Erst jetzt sah ich, daß sie ebenso klein wie die anderen war, daß sie aber statt des weißen Anzugs eine rosa Uniform trug, die genau zur Farbe des Wagens paßte.
    Sie sprachen kurz miteinander, dann kamen sie alle auf den Wagen zu und öffneten die rückwärtigen Türen. Eine freundliche Stimme sagte:
    »Willkommen, Mutter Orchidee. Willkommen daheim.«
    Die Bahre glitt auf Laufrollen nach hinten, und die kleinen Geschöpfe stellten sie zwischen sich auf den Boden. Eine junge Frau mit einem rosa Andreaskreuz auf der weißen Bluse beugte sich über mich und fragte:
    »Glauben Sie, daß Sie gehen können, Mutter?« Im Augenblick war es mir gleich, wie sie mich anredeten. Es war ganz offensichtlich, daß mit ›Mutter‹ nur ich gemeint sein konnte.
    »Gehen?« wiederholte ich. »Natürlich kann ich gehen.« Und ich setzte mich auf, von etwa acht Händen unterstützt.
    »Natürlich« war eine Übertreibung gewesen. Ich merkte das in dem Augenblick, in dem ich auf den Beinen stand. Selbst mit Unterstützung der kleinen Wärterinnen war das Stehen eine Anstrengung, die mir fast den Atem nahm. Ich sah auf die ungeheuren Massen herab, die sich unter meinen rosa Gewändern wölbten. Mir wurde übel von dem Anblick, und ich kam zu dem Entschluß, daß diese quellenden Massen auf alle Fälle Symbol für etwas Abstoßendes waren. Ich versuchte einen Schritt. ›Gehen‹ war kaum das richtige Wort für meine Art der Fortbewegung. Ich ›wogte‹ Stück um Stück vorwärts, und ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie ich dabei aussah. Die Wärterinnen, die mir kaum bis zum Ellbogen reichten, umflatterten mich wie eine Schar ängstlicher Hennen. Da ich mich nun einmal aufgerafft hatte, war ich auch entschlossen weiterzugehen. So schob ich mich vorwärts, zuerst über die paar Meter Kiesweg, dann über die linke Hälfte der Treppe.
    Eine spürbare Erleichterung und ein Gefühl des Triumphs breitete sich aus, als ich endlich das Ende der Treppe erreicht hatte. Wir blieben eine Weile stehen, damit ich wieder Atem schöpfen konnte, und betraten dann das Gebäude. Ein Korridor mit drei oder vier verschlossenen Türen an jeder Seite führte ein Stück geradeaus, bis er sich nach links und rechts verzweigte. Wir nahmen den linken Gang, und an seinem Ende sah ich mich zum erstenmal seit Beginn meiner Halluzinationen einem Spiegel gegenüber.
    Es erforderte all meine Kraft, nicht in Panik auszubrechen. Ich starrte und starrte mein Spiegelbild an und kämpfte krampfhaft die aufsteigende Hysterie nieder.
    Mir gegenüber befand sich ein erschreckendes Zerrbild: ein unförmiges weibliches Geschöpf, das durch die rosa Hüllen noch unförmiger wirkte. Zum Glück ließ die Umhüllung nur Kopf und Hände frei. Und diese Hände waren trotz ihrer Riesenhaftigkeit keineswegs häßlich. Ein junges, blühendes Gesicht sah mir entgegen.
    Sie war hübsch. Sie konnte kaum einundzwanzig Jahre zählen. Ihr helles, gelocktes Haar zeigte kastanienbraune Reflexe. Die Haut war zart und rosig, der Mund weich und voll. Sie blickte mich und die kleinen Frauen, die mich umdrängten, aus wundervollen blaugrünen Nixenaugen an. Und dieses feine Gesichtchen saß auf einem elefantenhaft plumpen Körper.
    Wenn ich die Lippen bewegte, so bewegte sie die ihren. Wenn ich den Arm beugte, beugte sie den ihren. Und doch, als ich meine Panik niedergerungen hatte, hörte sie auf, mein Spiegelbild zu sein. Ich konnte sie objektiv betrachten. Sie war nicht wie ich, also mußte sie eine Fremde sein, die ich, wenn auch auf eigentümliche Weise, beobachtete. Meine Angst und mein Ekel wichen einer tiefempfundenen Traurigkeit. Ich hatte Mitleid mit ihr. Ich konnte weinen, wenn ich an ihr Schicksal dachte. Ich weinte. Ich sah, wie die Tränen ihr in die Augen stiegen, sah durch einen Schleier, wie sie überflossen.
    Eine der kleinen Frauen faßte mich an der Hand.
    »Was ist denn nur, Mutter Orchidee?« fragte sie besorgt.
    Ich konnte es ihr nicht sagen. Ich wußte es selbst nicht. Das Bild im Spiegel schüttelte den Kopf, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. Kleine Hände streichelten und tätschelten mich. Leise, besänftigende Stimmen drängten mich vom Spiegel weg. Man öffnete eine Tür und führte mich in einen Raum.
    Er wirkte wie eine Mischung von Krankenzimmer und Boudoir. Der Eindruck eines Boudoirs wurde durch die vorherrschenden rosa Töne hervorgerufen – Teppich, Bettbezüge, Kissen, Lampenschirme und zarte Vorhänge: alles in

Weitere Kostenlose Bücher