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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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ihr vormachte, daß der Mangel gewisser Güter oder Annehmlichkeiten zum Verlust der Romantik führen könnte, stieg sie auf die Barrikaden. Sie wurde zur heldenhaften Streiterin für die Romantik. Immer unsicherer wurde sie mit der Zeit. Tat sie das Richtige? Verscheuchte sie auch nicht die Romantik? So wurde sie, ohne es selbst zu merken, abhängiger und weniger schöpferisch als je zuvor.«
    »Also, das ist der verzerrteste Überblick über die Geschichte meiner Zeit, den ich je gehört habe«, erklärte ich. »Es ist, als habe jemand ein Gebäude mit verzerrten Proportionen abgezeichnet. Und was das ›weniger schöpferisch‹ angeht – nun, die Familien wurden vielleicht kleiner, aber es kamen immer noch so viele Babys zur Welt, daß wir einen Geburtenüberschuß hatten.«
    Die alte Dame ließ einen Augenblick ihren Blick auf mir ruhen.
    »Sie sind zweifellos ein Kind Ihrer Zeit«, stellte sie fest. »Was empfinden Sie als ›schöpferisch‹ am Kinderkriegen? Würden Sie einen Blumentopf als schöpferisch bezeichnen, nur weil in ihm ein Same aufgeht? Es ist ein rein mechanischer Vorgang – und kann, wie die meisten mechanischen Vorgänge, von den Dümmsten ausgeführt werden. Ein Kind zu lenken und zu erziehen, bis es eine selbständige Persönlichkeit ist – das verstehe ich unter schöpferisch. Aber leider erzogen in jener Zeit die Mütter ihre Töchter zu dem, was sie selbst waren – zu hirnlosen Verbrauchern.«
    »Aber«, sagte ich hilflos, »ich kenne die Zeit. Es war meine Zeit. Sie verzerren alles.«
    »Die Perspektive der Geschichte ist wahrheitsgetreu«, fuhr sie unbeeindruckt fort. »Aber ich muß zugeben, daß das Schicksal für seinen Handstreich die richtige Zeit ausgewählt hat. Hundert Jahre früher, oder auch noch fünfzig Jahre früher, hätte es die Vernichtung der Menschenrasse bedeutet. Und fünfzig Jahre später wäre es vermutlich auch zu spät gewesen. Es hätte eine Welt angetroffen, in der sich alle Frauen auf das Verbrauchen beschränkt hätten Glücklicherweise gingen jedoch zur Zeit des Unglücks noch einige Frauen ihren Berufen nach – vor allem Ärztinnen. Und das rettete uns. Denn Ärztinnen waren die einzigen, die uns damals helfen konnten.
    Ich habe keine medizinischen Kenntnisse, deshalb kann ich Ihnen nicht im einzelnen erklären, welche Schritte sie unternahmen. Ich weiß nur, daß sie völlig fremde Gebiete erforschen und aufschließen mußten. Aber diese Dinge werden Ihnen geläufiger als mir sein.
    Eine Rasse, auch unsere Rasse, besitzt einen ungeheuren Lebenswillen. Und die Ärztinnen sahen zu, daß sich dieser Wille ausdrücken konnte. Trotz Hunger und Chaos, trotz aller Entbehrungen wurden irgendwie weiterhin Babys geboren. Das mußte so sein. Der Wiederaufbau konnte warten. Die neue Generation, die den Wiederaufbau in die Hände nehmen würde, hatte Vorrang. Und wo wurden Babys geboren – die Mädchen lebten, die Jungen starben. Das war betrüblich und unrentabel, deshalb wurden schließlich nur noch Mädchen geboren. Wiederum wissen Sie vermutlich über die Einzelheiten besser Bescheid als ich.
    Wie man mir zu erklären versuchte, ist das alles gar nicht so wunderbar, wie es anfangs scheinen mochte. Die Heuschrecke kann ohne Befruchtung weiterhin weibliche Heuschrecken zur Welt bringen, und von der Blattlaus ist bekannt, daß sie sich an einem hermetisch abgeschlossenen Ort dennoch vermehren kann – und das über acht Generationen hinweg. So wäre es doch armselig gewesen, wenn wir mit unserem Verstand und unseren Kenntnissen in dieser Hinsicht mit Blattlaus und Heuschrecke nicht hätten konkurrieren können.«
    Sie machte eine Pause und sah mich erwartungsvoll an.
    »Und was hat man damit erreicht?« fragte ich.
    »Den Fortbestand des menschlichen Lebens«, sagte sie einfach.
    »Sachlich gesehen, ja. Aber wenn das so viel gekostet hat, wenn Liebe, Kunst, Poesie und körperliche Freuden der nackten Existenz geopfert wurden – was blieb dann außer einem seelenlosen Trümmerhaufen? Wozu wollte man weiterleben?«
    »Den Grund weiß ich auch nicht. Man könnte vielleicht sagen, daß der Selbsterhaltungstrieb allen Rassen eigen ist. Ich glaube, daß der Grund im zwanzigsten Jahrhundert auch nicht klarer war als heute. Aber was die anderen Dinge betrifft – warum nehmen Sie so ohne weiteres an, daß sie ausgestorben sind? Schrieb nicht auch Sappho Gedichte? Und Ihre Behauptung, daß der Besitz einer Seele von der Beziehung zweier Geschlechter zueinander abhängt,

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