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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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überrascht mich. Oft genug sagte man sogar, daß die beiden in einem ständigen Konflikt miteinander stehen.«
    »Als Historikerin müssen Sie Männer und Frauen studiert und sich mit Motivforschung beschäftigt haben. Sie müßten mich besser verstehen.«
    Sie schüttelte den Kopf und sah mich tadelnd an.
    »Sie sind ein typisches Beispiel Ihres Zeitalters, meine Liebe. Man trichterte euch auf jeder Ebene ein, daß Sex – oder romantischer ausgedrückt, die Liebe – die Kraft ist, durch die sich die Welt dreht. Das stand in den Werken von Freud und in den albernsten Frauenmagazinen. Und ihr habt daran geglaubt. Aber die Welt dreht sich weiter. Für die Fische, Vögel und Insekten. Wieviel verstehen diese Tiere während ihrer kurzen Paarungszeiten von der romantischen Liebe? Man hat Sie belogen, meine Liebe. Man leitete Ihre Interessen und Sehnsüchte in Kanäle, die wirtschaftlich ausnutzbar, aber sonst ziemlich harmlos waren.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich kann es nicht glauben. Gewiß, Sie kennen unsere Welt – aber nur aus der Ferne. Aber Sie verstehen sie nicht. Sie erfühlen sie nicht.«
    »Ihre Erziehung macht Sie blind, meine Liebe«, sagte sie ruhig.
    Diese ständig wiederkehrende Behauptung verärgerte mich.
    »Gut, und wenn ich Ihnen glaube – weshalb dreht sich Ihrer Meinung nach die Welt?«
    »Ganz einfach, meine Liebe. Durch den Machtwillen. Er steckt bereits im kleinen Kinde, und er verläßt uns auch im hohen Alter nicht. Er ist Männern und Frauen eigen. Er ist ursprünglicher als der Sex. Ich sage Ihnen, sie wurden irregeführt – ausgebeutet, den wirtschaftlichen Erfordernissen angeglichen.
     
    Nachdem die Krankheit zugeschlagen hatte, wurden die Frauen zum erstenmal seit Beginn der Geschichte nicht mehr ausgebeutet. Ohne männliche Beherrscher, die sie verwirrten und ablenkten, begannen sie zu erkennen, daß die wahre Macht im weiblichen Prinzip ruht. Der Mann diente nur in kurzen Augenblicken einem nützlichen Zweck. Die restliche Zeit über war er ein lästiger, kostspieliger Schmarotzer.
    Und als sich die Frauen ihrer Macht bewußt wurden, nützten die Ärztinnen das aus. In zwanzig Jahren halten sie die Herrschaft an sich gerissen. An ihrer Seite standen die wenigen weiblichen Ingenieure, Architekten, Rechtsanwälte, Verwaltungsbeamtinnen und Lehrerinnen. Aber die Ärztinnen hielten den Schlüssel über Leben und Tod in Händen. Die Zukunft war von ihnen abhängig. Und als allmählich wieder Ruhe und Ordnung einkehrten, blieben sie, zusammen mit den anderen Vertreterinnen der akademischen Berufe, die Führungsschicht. Man nannte sie das Doktorat. Es riß die Macht an sich. Es arbeitete die Gesetze aus. Es sorgte dafür, daß diese Gesetze durchgeführt wurden.
    Natürlich gab es Opposition. Weder die Erinnerung an die alten Zeiten noch die zwanzig gesetzlosen Jahre konnten sofort ausgelöscht werden. Aber die Ärztinnen hatten ein Druckmittel in der Hand. Wer ein Kind haben wollte, mußte zu ihnen kommen. Und wer zu ihnen kam, wurde unerbittlich in die gesellschaftliche Ordnung eingegliedert. Die herumstreichenden Banden lösten sich auf. Die Lage normalisierte sich.
    Später sahen sie sich einer besser organisierten Opposition gegenüber. Es bildete sich eine Partei, welche sich dafür einsetzte, daß man wieder Männer heranzüchten solle, um ein ordentliches Gleichgewicht herzustellen. Die Mitglieder dieser Partei nannten sich Reaktionäre und wurden allmählich zu einer Plage.
    Die meisten Mitglieder des Doktorats wußten noch zu genau, wie sehr das frühere System jede Schwäche der Frau ausgenützt hatte. Sie erinnerten sich, daß man ihnen selbst nur zögernd das Recht der Weiterbildung zugestanden hatte. Und jetzt hatten sie das Heft in die Hand genommen.
    Sie fühlten sich nicht verpflichtet, ihre Macht und Autorität, ja, ihre Freiheit wieder an ein Wesen abzutreten, dem sie biologisch überlegen waren. So weigerten sie sich einstimmig, den Rat der Opposition zu befolgen und sich damit selbst zu verurteilen. Die Partei der Reaktionäre wurde verboten, und ihre Mitglieder wurden verfolgt.
    Dieser Schritt jedoch war umsonst gewesen. Die Ärztinnen erkannten bald, daß sie sich gegen ein Symptom zur Wehr gesetzt hatten, ohne seine Ursache auszumerzen. Der Rat sah, daß die Gesellschaftsordnung unausgeglichen war – daß sie zwar fortbestehen konnte, in ihrer Struktur jedoch kaum etwas anderes darstellte als das frühere System. In dieser Form konnte sie nicht bleiben, ohne

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