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8 Tage im Juni

8 Tage im Juni

Titel: 8 Tage im Juni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Zuckerstange, die Wohnwagen dahinter schrumpften auf Playmobil-Größe. Bald war die Hälfte des Wegs geschafft! Schon konnte man das Plätschern der Sieg und das ferne Rauschen der Straße hören.
    Erneut blickten sie zurück – und sahen in der Ferne die drei Schläger auftauchen. Ein langer, ein breiter und ein kurzer schwarzer Schatten vor der rotweißen Schranke. Auf die Entfernung harmlos, aber die drei kamen schnell näher. Lovis und Jenny rannten. Rintintin bellte. Bald war das Ufer der Sieg erreicht, doch sie mussten noch über die Straße und durch den ganzen Ort bis zur Bahnstation. Lovis spürte, wie die Angst ihn schneller laufen ließ, auch Jenny steigerte ihr Tempo. Doch dann stolperte sie, knickte sich den Knöchel um, fluchte, hinkte jetzt. Er griff ihr unter den Arm und zog sie mit sich. Aber sie rückten nicht mehr so schnell vorwärts, dafür kamen die Schläger immer näher. Ein kurzer Blick zurück. Zweihundert Meter, mehr Vorsprung hatten sie nicht mehr.
    Er zog Jenny die Anhöhe zur Straße hoch. Rintintin stellte sich schützend neben sie. Es herrschte noch mehr Verkehr als auf dem Hinweg. Lastwagen vor allem, dicht hintereinander. Zehn, fünfzehn wertvolle Sekunden verstrichen, ohne dass sich ihnen eine Gelegenheit bot, die Straße zu überqueren. Immer wieder ging der Blick zurück. Verborgen hinter der Blätterwand des Ufergestrüpps konnten sie ihre drei Verfolger bereits hören. »Gleich haben wir sie!« Das war Toni. »Die können sich auf was gefasst machen!« Der Bullige. »Die mach ich alle.« Der Psychopath! Lovis lief es kalt den Rücken hinunter. Höchstens fünfzig Meter trennten sie noch, jeden Augenblick konnten die drei zwischen der Uferböschung auftauchen, dann mussten sie nur noch die kleine Anhöhe zur Straße nehmen, um ihn und Jenny zu erwischen. Rintintin knurrte. Auch der Hund spürte die Gefahr.
    Wenn sie wenigstens auf die andere Seite der Straße kämen oder den Ort erreichen würden! Dann könnten sie irgendwo klingeln und um Hilfe bitten. Aber die Straße erwies sich als undurchlässige Wand, die Jenny und ihn hilflos den Schlägern preisgeben würde. Jenny neben ihm schnaufte und zitterte, Rintintin knurrte wütend, und vor Lovis tauchten wieder die Bilder vom Friesenplatz auf. Wie sie auf ihn zukamen, wie sie zuschlugen, zutraten, ihn auslachten. Ihn verletzten, ihn demütigten. Nie mehr wollte er in eine solche Situation geraten, das hatte er sich geschworen.
    Und so rannte er auf die Straße und breitete die Arme aus. Seine Beine hatten sich einfach selbstständig gemacht und keinen Gedanken an die Gefährlichkeit dieser Kamikaze-Aktion verschwendet. Ein riesiger Laster hielt genau auf ihn zu, hatte ihn im Visier wie ein gefräßiges Tier seine Beute. Aber Lovis lief nicht davon, er blieb einfach stehen. Wildes Hupen, quietschende Bremsen und schon schoss ein Bär von einem Mann auf ihn zu.
    Â»Tschjo ti bljat suka sdurjel, ili bljat slipoi ti pidaras jobani.«
    Russisch, der Kerl sprach Russisch, der war ein russischer Bär! Schimpfwörter hatte er bei seinem letzten Besuch bei Larissa mit Yuri geübt. »Suka« hieß Wichser, »pidaras jobani« verfickter Bastard. Klar, dass der Typ sich aufregte! Was, verdammt noch mal hieß auf Russisch: Wir werden verfolgt. Können Sie uns mitnehmen?
    Â»Nas tam gonjat! Moschitje wi nas wsjat s saboj«, sagte er schnell.
    Mein Gott, endlich war sein Russischunterricht mal für was gut! Ein kurzer Blick nach hinten, der Psychpath tauchte als Erster auf. Jenny zitterte inzwischen wie Espenlaub und Rintintin bellte ohne Unterlass.
    Â»Padschalusta! Bitte«, flehte Lovis und sah, wie der Psychopath am Straßenrand auftauchte
    Â»Nu dawaitje saprigaitje!« Springt rein.
    Der Lkw-Fahrer schwang sich zurück in den Wagen und öffnete ihnen die Beifahrertür. Lovis rannte zum Straßenrand, wo die Angst Jenny festgeschweißt hielt, der Psychopath trat nach Rintintin, der heulend zur Seite rutschte. Jenny schrie auf, Lovis packte ihre Hand und schob sie in die Fahrerkabine des Lkw hinein. Der Psychopath war direkt hinter ihm, Rintintin jaulte am Straßenrand. Lovis griff mit beiden Händen hinter seine Schultern, wirbelte die Gitarre in die Luft und hieb sie mit Karacho auf den Kopf des Psychopathen. Holz splitterte, Saiten rissen, der Psychopath schrie vor

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