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8 Tage im Juni

8 Tage im Juni

Titel: 8 Tage im Juni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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mehr. Was Italienisches. Aber du hast ihn mal mitgebracht, ist schon ein paar Jahre her.«
    Toni. Kein Zweifel mehr. Jenny hatte ihn mal mit hierher gebracht. Spitze, eifersüchtige Stiche in der Brust. Vergiss es, Lovis! Das ist unwichtig, lang vorbei, die zwei sind als Kinder befreundet gewesen, ratterte ihm durch den Kopf. Aber wie war Toni so schnell darauf gekommen, dass Jenny hier sein könnte?
    Â»Wann war er hier?«, fragte Jenny in seine Gedanken hinein.
    Â»Vor zehn Minuten, vielleicht auch einer Viertelstunde. Hat gesagt, dass er dich ganz dringend sprechen muss. Ich hab ihm gesagt, dass ihr schwimmen seid.«
    Jennys Oma griff nach einem der Teller, um ihn mit Kartoffelsalat zu füllen, stellte ihn dann aber leer an seinen Platz zurück und musterte Jenny und ihn.
    Â»War das nicht in Ordnung?«, fragte sie besorgt.
    Â»War e-e-er a-a-allein?«, wollte Lovis wissen.
    Â»Bei mir ja. Aber Karl hat gesehen, dass ein Stück weiter zwei andere auf ihn gewartet haben. So ein Dürrer und ein Bulliger. ›Krawallmacher‹, hat Karl gemeint, aber ihr wisst ja, dass er in allen erst mal das Schlechte sieht. Oder hat er in dem Fall etwa Recht? Was wollen die drei von euch?«
    Weg, nichts wie weg, dachte Lovis. Die Badestelle an der Sieg war sehr überschaubar. Wenn die Schläger Jenny und ihn da nicht fanden, würden sie zurückkommen. Er blickte auf die Uhr. Viertel vor. Wenn sie sich beeilten, konnten sie die S-Bahn um fünf nach noch schaffen. Er sah Jenny an. Die nickte. Gedankenübertragung. Sie sauste in den Wohnwagen, um Rucksack und Gitarre zu holen, während er sich unter dem verwirrt-besorgten Blick der Oma zwei Brötchen in die Hosentaschen stopfte. Just in diesem Augenblick wehte ihm der Wind den Duft der Schaschlik-Spießchen in die Nase. Ein Jammer, dass er auf die verzichten musste.
    Â»Wir müssen weg, Oma.« Jenny drückte ihr einen hastigen Kuss auf die Backe. »Die drei dürfen uns auf keinen Fall finden. Lüg sie an! Sag, wir sind bei Bauer Meierfeld.«
    Â»Bauer Meierfeld, was hat denn Bauer Meierfeld«, echote die Oma, aber sie ließen sie einfach stehen und liefen davon. Bestimmt stand sie immer noch wie angewurzelt auf der Stelle und sah, wie Jenny ihn auf einem Trampelpfad oberhalb der Wohnwagen in Richtung Eingang zog, aber weder Jenny noch er blickten zurück.
    Jenny befahl Rintintin, nah bei ihr zu bleiben, damit er sie nicht verraten konnte. Das Trio kannte schließlich den Hund. Hinter und zwischen den Wohnwagen gab es genügend Möglichkeiten, sich zu verstecken, aber der weite Bogen, den sie bis zur Sieg laufen mussten, ging über ein offenes Feld und war von allen Seiten einsehbar. Wenn sie Glück hatten, waren die Schläger jetzt wieder auf dem Weg zum Wohnwagen von Jennys Oma, und wenn sie noch mehr Glück hatten, dann schickte die Oma die Kerle wirklich zu Bauer Meierfeld, dessen Hof weit ab vom Dorfkern lag. Dann hatten sie einen gewaltigen Vorsprung, dann durfte sich nur die S-Bahn nicht verspäten.
    Von der Schranke aus spähten sie hinüber zur Badestelle, die nur noch spärlich belegt war. Die drei Schläger entdeckten sie nicht zwischen den späten Badegästen. Vielleicht waren sie wirklich auf dem Weg zu Bauer Meierfeld.
    Die Sonne war weiter nach Westen gewandert und färbte die abgeernteten Kornfelder golden, die sich vom Campingplatz bis zur Uferpromenade erstreckten. Der graue Kiesweg, der zur Sieg führte, glitzerte silbern wie von Hänsel-Steinen bestückt. Bis zum Fluss waren es vielleicht sechs-, vielleicht auch siebenhundert Meter. Wie Hänsel und Gretel fassten sie sich bei den Händen, aber ihnen war nicht der dunkle Wald unheimlich, für sie war das weite Feld gefährlich. Sie liefen schnell und stumm, der Kies knirschte unter ihren Füßen, kleine Steinchen spritzten zur Seite. Die Gitarre drückte mit leichten Stößen gegen seinen Rücken. In der Luft das Summen und Surren von allerlei Ungeziefer, das in Wassernähe abends gerne auftauchte. Sie schlugen danach, scheuchten es fort und gingen dabei eilig weiter. Rintintin lief aufgeregt vor und zurück, er spürte die Angst und die Anspannung. Immer wieder blickten sie sich um. Mal gemeinsam, mal abwechselnd, immer wieder erleichtert, weil ihnen niemand folgte. Die rot-weiß schraffierte Schranke wurde kleiner und kleiner und erinnerte mit einem Mal an eine bunte

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