80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
blumengeschmücktes Podest zum Vorschein, halb Thron, halb Opferaltar. Darüber hing ein Bühnenscheinwerfer.
»Wie du siehst, habe ich für dich keine Mühen gescheut, meine Liebe. Ich hoffe, du weißt es zu schätzen.«
»Rampenlicht ist mir nicht fremd. Ich bin sicher, dass ich damit klarkomme.«
»Ich nehme sogar an, dass du dich darauf freust«, erwiderte er selbstgefällig.
Summer entgegnete nichts, aber seine Worte trafen sie ins Mark.
Freute sie sich etwa wirklich darauf?
Wahrscheinlich schon. Im tiefsten Innern wusste sie, dass Victor niederträchtig war. Doch etwas in ihr fügte sich willig seinen Befehlen, ein dunkler Kern in ihr, den Victor erkannt hatte, herauskitzeln und geschickt manipulieren konnte. Sie wusste ganz genau, dass er ein widerlicher Kerl war und kein vertrauenswürdiger Partner, um ihre sexuellen Neigungen auszuloten. Aber die Stärke ihres Verlangens ließ ihren Widerstand gegenüber Victor dahinschmelzen, sodass sie unweigerlich wie die Motte vom Licht von ihm angezogen wurde.
Keinesfalls jedoch wollte sie ihm die Genugtuung verschaffen, ihm zu bestätigen, dass er recht hatte.
»Komm her«, sagte er.
Sie stand vor ihm und freute sich, dass sie ihre höchsten High Heels trug, in denen sie ihn um etliche Zentimeter überragte.
»Zieh dich aus.«
Auch damit hatte sie gerechnet und deshalb ein schulterfreies, langes schwarzes Stretchkleid angezogen, das sie unkompliziert mit nur einer Handbewegung abstreifen konnte. Summer hatte es immer schon peinlich gefunden, sich im Stoff zu verheddern, wenn sie sich vor Publikum entkleidete, und insbesondere, wenn Victor das Publikum war.
Er brachte ein langes Seil zum Vorschein.
Verdammt, hatte Victor ihr nachspioniert? Immer schien er genau zu wissen, was sie in Fahrt brachte.
Das Seil war dick, schon häufig in Gebrauch gewesen und weich vom vielen Waschen. Damit würde sie eine Schnürung wohl ziemlich lange aushalten, ohne dass sie übermäßige Schmerzen litt, es unbequem wurde oder Nervenschädigungen zu befürchten waren.
»Knie dich hin.«
Er zeigte auf den Altar, der, wie sie sah, recht bequem gepolstert war, denn obenauf lag eine Matratze. Zu beiden Seiten waren Stufen, die einem darauf stehenden Mann oder einer Frau einfachen Zugang zu der Person ermöglichten, die darauf gebettet war. Zu ihr.
Summer erschauerte, als sie das Seil sanft über ihre Haut gleiten spürte.
Victor gluckste bei ihrem unwillkürlichen Ausdruck der Lust. Am liebsten hätte sie ihm einen Tritt versetzt. Doch das würde es nicht besser machen.
Dann fesselte er sie so zart und kunstvoll, dass sie sich entspannte, obwohl sie zum Gegenteil entschlossen gewesen war.
Ach, scheiß drauf, dachte sie. Nach dem heutigen Abend werde ich ihn nie wiedersehen.
Die Schnürung war eng, aber nicht zu fest, und sie bemerkte sehr wohl, dass Victor alle Sicherheitsregeln des Bondage befolgte. Er achtete darauf, keine Nervenbahnen zu quetschen, und ließ zwischen Seil und Fleisch immer einen Fingerbreit Platz, damit das Blut zirkulieren konnte. Offenbar machte er das nicht zum ersten Mal und hielt immerhin insoweit Wort, dass ihr nichts zustoßen und sie von diesem Abend keine dauerhaften Spuren davontragen würde.
Dann versuchte sie, den Kopf zu bewegen. Sie wand sich, tat es noch einmal und wollte herausfinden, was er mit ihr gemacht hatte.
»Endlich habe ich es geschafft, dass du nicht einfach nur so herumliegst«, flüsterte er ihr mit vor Schadenfreude triefender Stimme ins Ohr.
Er hatte ein Geschirr um ihren Unterleib geknüpft, einen Knoten in das Seil zwischen ihren Beinen gemacht und es dann an ihr Haar gebunden, sodass das Seil, wenn sie den Kopf senkte, sich straffte und an ihrer Klitoris rieb. Mit ein wenig Geschick könnte sie sich so zum Höhepunkt bringen, ohne dass sie eine helfende Hand, weder die eigene noch eine fremde, dazu benötigte.
»Dir hat es wohl die Sprache verschlagen?«
Summer versuchte, ganz ruhig zu liegen, und verfluchte im Stillen ihren Körper, der sie verriet: Das Seil zwischen ihren Beinen wurde bereits feucht von ihren Säften.
Victor zog ein paarmal mit festem Ruck daran. »Das gefällt dir, stimmt’s?« Summer versuchte vergeblich, ein Stöhnen zu unterdrücken. »Gut. Jetzt werde ich dir, wie versprochen, eine Maske über dein hübsches Gesicht ziehen, damit keiner unserer Gäste dich erkennt. Die berühmte Geigerin möchte doch anonym bleiben, oder? Leider wirst du auch nichts sehen können, aber wie ich dich kenne,
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