80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
verdammt noch mal? Wenn sie sich dazu entschlossen hatte, sich als Hauptattraktion des Abends verschnüren zu lassen, ging das nur sie etwas an.
»Vielleicht nicht für klug, aber notwendig.«
»Und du weißt, worauf du dich einlässt und was Victor diesmal mit dir im Sinn hat?«
»Wahrscheinlich eine Menge Sex. Und zufällig freue ich mich darauf«, antwortete Summer trotzig.
»Nun, wenn du kein Problem damit hast, dann habe ich auch keines und die übrigen Gäste bestimmt auch nicht. Ich hoffe, du nimmst mir die Einmischung nicht übel. Ich wollte mich nur vergewissern, dass alles, was Victor vorhat … einvernehmlich geschieht. Dann verschwinde ich jetzt wieder, wenn’s recht ist, die Show fängt gleich an.«
Beschwingt verließ Dominik das Spielzimmer, um eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen. Sein Erlebnis mit Ed und dem Paar eben sowie seine Unterhaltung mit Clarissa erfüllten ihn mit Hoffnung. Wenn andere Leute es hinkriegten, dann schafften Summer und er das auch. Natürlich würden sie sich zusammensetzen und darüber reden müssen, um herauszufinden, was sie beide wollten. Aber zumindest wusste er jetzt, dass es nicht völlig unmöglich war.
Clarissa kam und fasste seine Hand, während er auf der Suche nach der Frau mit der flüssigen Schokolade war. Inmitten all der ausgefallenen Kostümierungen war selbst eine Frau in aufreizenden Dessous und mit einer Feder auf dem Kopf, die so lang wie ihre Beine war, nicht so einfach auszumachen.
»Alles koscher«, sagte sie, »und ein richtiger Leckerbissen.«
»Wirklich? Was hat der Zirkusdirektor für uns vorbereitet?«
»Er hat als Showeinlage ein Mädchen in petto, dem ich schon einmal begegnet bin. Damals lief es allerdings nicht ganz reibungslos. Ich bin ziemlich überrascht, sie hier wiederzusehen. Aber ich habe mit ihr gesprochen, und sie hat mir versichert, dass sie sich darauf freut.«
»Oh, da bin ich erleichtert.«
»Eine Rothaarige. Edward wird begeistert sein – er hat eine Schwäche für Rothaarige. Aber das gilt heutzutage offenbar für alle Männer. Dabei hieß es doch mal ›Blondinen bevorzugt‹.«
Plötzlich stieg ein furchtbarer Verdacht in Dominik auf, und eine bleierne Last legte sich auf ihn.
Er entschuldigte sich bei Clarissa und eilte in den Dungeon.
Ein kurzer Blick rundum. Alle waren vollauf mit ihren Partnern beschäftigt, das Klatschen der verschiedenen Geräte auf nackten Hintern und Rücken übertönte seine Schritte.
Er ging in die Mitte des Raums, hob den Vorhang und spähte ins Innere.
Seine Befürchtung bestätigte sich. Es war Summer, die da nackt und gefesselt auf einem Podest lag und leise stöhnte.
Sein erster Impuls war, sie zu befreien, ihre Fesseln zu lösen und sie in die Arme zu nehmen. Doch der Ausdruck auf ihrem Gesicht verriet, dass sie erregt war, und er hielt inne.
Er schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, er wäre sie und würde mit eingeschränkten Sinnen nur die Gerüche und Geräusche um sich herum wahrnehmen: Flogger, die auf nacktes Fleisch einschlugen; das Stöhnen und die Lustschreie vieler geiler Menschen; den Geruch von Schweiß und Parfüm. Während ihr ganzer Körper nur danach gierte, von einem Fremden berührt zu werden.
Dominik spürte, dass sein Schwanz steif wurde.
Plötzlich riss er die Augen auf.
Sie hatte ihn angelogen, hatte behauptet, sie würde eine Freundin treffen. Und er erinnerte sich daran, was Clarissa gesagt hatte. Ihren Worten nach war Summer freiwillig hier und freute sich darauf.
Warum nur, Summer? Am liebsten hätte er sie gepackt und geschüttelt. Hätte er gewusst, dass Victor auch sie eingeladen hatte, hätten sie als Paar kommen und alles gemeinsam genießen können. Hielt sie so wenig von ihm, dass sie glaubte, ihn hintergehen zu müssen?
Als er aus dem Zelt trat, stand Victor vor ihm. Um seinen Mund spielte ein grausamer Zug.
»Sie sieht hinreißend aus, nicht wahr? Obwohl ich zugeben muss, dass ich sie ansonsten ziemlich fade finde. Schade, dass du sie schon vor Showbeginn entdeckt hast. Ganz schön neugierig, was?«
Victor roch nach Latex, Talkumpuder und irgendeinem Spray, mit dem er seinen Anzug auf Hochglanz gebracht hatte.
»Was zum Teufel treibst du für ein Spiel? Hast du ihr gesagt, dass ich komme?«
»O nein, sie hat keine Ahnung, dass du hier bist. Und ich wette, sie hat dir genauso wenig verraten, was sie heute Abend vorhat, oder irre ich mich?«
Beide sprachen sehr leise, um die anderen im Raum nicht zu stören. Dominik
Weitere Kostenlose Bücher