80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
zu Gast?«
»Nur einmal, und das war eine eher zwanglose Angelegenheit. Nicht mit dem hier zu vergleichen.«
Sie nahm sich ein Glas und beugte sich vor, um nach einer Flasche zu greifen. Dabei entblößte sie einen Teil ihrer Brust, ein blassbrauner Nippel kam zum Vorschein.
»Darf ich?«
Dominik nahm ihr die Flasche aus der Hand und goss die schäumende Flüssigkeit behutsam in ihr Glas, damit nichts überlief.
»Danke. Möchten Sie nicht mit mir anstoßen?«
»Höchstens wenn ich etwas anderes auftreiben kann. Ich trinke keinen Alkohol.«
Er wollte sich nicht weiter erklären. Warum nur reagierten die Leute immer wieder so perplex auf seine Abstinenz? Als konnte jemand, der den Genuss von Alkohol nicht schätzte, keinen Spaß haben.
»An Abenden wie diesem ist das wahrscheinlich sehr vernünftig.«
Mit gerunzelter Stirn suchte Dominik nach einer Alternative. Dem Getränkeangebot nach handelte es sich nicht gerade um eine Party der Heilsarmee. Als er sich wieder zu der Japanerin umdrehte, ging sie gerade an der Seite eines Mannes weg, der eine schwarz-goldene Latexhose und die Maske eines Wrestlers trug. Dominik betrachtete neidisch das Muskelspiel seines durchtrainierten Rückens. Vielleicht sollte er zu joggen anfangen, wie Lauralynn vorgeschlagen hatte, oder wieder ein bisschen Leichtathletik treiben, wie er es als Student getan hatte.
Nicht dass es Summer auch nur ansatzweise zu interessieren schien, ob er ein Pfund mehr oder weniger wog. Er bezweifelte, dass sie es überhaupt registrierte.
Edward unterbrach seinen Gedankengang. »Ich glaube, wir sind uns schon einmal begegnet. Aber ich bin nicht sicher, ob wir einander offiziell vorgestellt wurden. Sie waren bei Victors letzter kleiner Soirée, wenn ich mich recht erinnere?«
»Ja. Sie sind Edward, und Ihre Frau ist Clarissa, nicht wahr? Mein Name ist Dominik.«
»Nennen Sie mich bitte Ed. Nur Victor sagt Edward zu mir, und manchmal Clarissa, wenn sie mich necken will. Wie Sie sehen, schätzt Victor das Theatralische.«
Ed nahm sich eine Traube, tunkte sie in den Schokoladenbrunnen und steckte sie sich mit zufriedenem Lächeln in den Mund.
Clarissa führte das Gespräch weiter. »Er zieht gern alle Register. Offenbar hat er für den späteren Abend eine große Überraschung geplant. Weiß der Himmel, was er sich wieder ausgedacht hat. Kennen Sie ihn gut?«
»Nein, nicht besonders. Wir sind lediglich Bekannte.«
»Gut. Denn ich möchte niemanden beleidigen, der mit ihm befreundet ist. Aber um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass er besonders beliebt ist. Die Leute kommen zu seinen Partys, weil sie hier etwas geboten bekommen und der Champagner in Strömen fließt.«
»Ist das hier schon alles? Wirkt ein bisschen zahm für Victor. Ich hatte mehr erwartet.«
»Das meiste spielt sich wohl nachher im Dungeon und im Spielzimmer ab, wenn alle eingetroffen und ein bisschen aufgetaut sind.« Sie zeigte auf zwei bogenförmige Durchgänge mit schweren roten Samtvorhängen an der gegenüberliegenden Wand. »Ich glaube, sie öffnen um Mitternacht.«
»Ein Dungeon und ein Spielzimmer?«
»Ja. Victor hat für alle Bedürfnisse vorgesorgt. Ein Raum ist für BDSM -Spiele ausgestattet, der andere für die Swinger unter uns.«
»Für die Libertins, wie ich sie lieber nenne«, unterbrach sie Ed. »›Swinger‹ ist ein unschönes Wort.« An seinem dünnen Schnurrbart klebte etwas Schokolade.
»Wie recht du hast, mein Lieber«, sagte Clarissa und rollte die Augen. »Sie sind also neu in der Szene?«
»Das könnte man so sagen.«
Dominik war noch nie ein großer Freund organisierter Swinger- oder BDSM -Partys gewesen. Er bevorzugte es, seine Fantasien nur in der Vorstellung durchzuspielen oder ohne Öffentlichkeit bei sich zu Hause auszuleben. Im Rückblick betrachtet, hatte es den Exzessen, an denen er in London eine Zeit lang gemeinsam mit anderen Männern teilgenommen hatte, an Erotik gefehlt, da war nichts als enthemmte Lust gewesen. Er war auch nie in einen Fetischclub gegangen und hatte abgesehen von dem Abend, als Victor sich Miranda vorgenommen hatte, kaum ein öffentliches Fetischritual gesehen. Zumindest hoffte er, dass es ein Ritual und keine Körperverletzung gewesen war. Wie er Victor kannte, war beides möglich.
»Sie können sich glücklich schätzen, all das jetzt zur Verfügung zu haben. Als wir damit anfingen, hatten wir das Gefühl, die beiden einzigen Kinkys auf der Welt zu sein.«
»Es ist Ihnen also nicht gerade neu? Wie sind Sie
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