80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
war.
Dominik war fest entschlossen, es diesmal richtig zu machen. Wenn Summer sich wirklich danach sehnte, sich ihm zu unterwerfen, dann sollte sie auch genau das von ihm bekommen.
Er wollte die Kunst der liebevollen Beherrschung lernen, mit ihr eine Reise wagen, die sie beide zu neuen Menschen machen würde. Gestählt und doch empfindsam, auf wundersame Weise lebendig, ein Drahtseilakt.
Er dachte an die Jahre zurück, die zwischen Kathryn und Summer lagen, Zeiten der sexuellen Ausschweifungen und der Grausamkeit. Sein Magen verkrampfte sich bei der Erinnerung an diesen Wahnsinn.
Er hatte sich in den dunklen, schmutzigen Ecken des Internets herumgetrieben, in Chatrooms und Foren Frauen mit ähnlichen Sehnsüchten aufgegabelt – viele Frauen. Er hatte sich ein ganz neues Vokabular für eine Welt voller heimlicher Begegnungen zugelegt, den seltsamen Verhaltenskodex anderer sexueller Orientierungen kennengelernt. Einige dieser Erlebnisse hatten sich als befreiend erwiesen, andere hatten ihn befremdet oder ihm schlicht nichts gebracht, manche hatten Dominik, der über einen ausgeprägten Sinn für Humor verfügte, sogar amüsiert.
Als eifriger Leser hatte Dominik bereits eine Vorstellung von der BDSM -Szene gehabt, war aber dennoch überrascht gewesen, wie groß sie war, wenn man einmal hinter die bürgerliche Fassade blickte. Überall stieß man darauf, es war eine Parallelwelt, die ihm in seiner Unbedarftheit bis dahin völlig verborgen geblieben war. Das wahre Leben bot doch immer viel mehr Überraschungen, als sich durch bloßes Bücherwissen träumen ließ.
»Meine wilden Jahre«, dachte Dominik und schloss die Augen.
Der Mann, mit dem er sich im Groucho Club traf, war ein Freund des Freunds eines Freunds. Irgendjemand hatte sich für Dominik verbürgt.
»Sie werden trotzdem noch von einigen Leuten unter die Lupe genommen werden«, sagte der Mann.
»Dafür habe ich Verständnis«, antwortete Dominik.
Der Fremde ging ans Telefon, und eine Stunde später gesellten sich zwei weitere Männer zu ihnen. Geschäftsmänner in teuren Anzügen und mit Krawatten. Ein paar Drinks später nahmen sie ihn in ihren Kreis auf.
»Wie findet man sie?«, fragte Dominik.
»Über Chatrooms, Anzeigen, persönliche Empfehlungen …«
»Empfehlungen?«
»Sie würden sich wundern.«
»Meine Güte …«
»Alles ganz normale Frauen. Es geht nie um Geld.«
Der Wortführer der Gruppe war Anfang fünfzig. Zu Beginn des Gesprächs hatte er erwähnt, dass er vor Kurzem im Urlaub auf seinem Boot die türkische Küste entlanggesegelt war. Der Größte von ihnen war ein dunkelhäutiger Chirurg, der aus Ghana stammte, der dritte hatte irgendeinen wichtigen Job in der Finanzbranche.
Sie kamen überein, dass Dominik beim nächsten Mal dabei sein sollte.
Man traf sich in der Kellerbar eines großen, anonymen Hotels ganz in der Nähe der Victoria Station. Zwei von ihnen saßen bereits bei einem Bier, als Dominik kam. Bei der kurzen Begrüßung fielen keine Namen.
Zehn Minuten später kam eine junge Frau in Begleitung des Wortführers der Gruppe. Sie schien kaum über zwanzig zu sein. Schaute man sie sich jedoch im kunstvoll arrangierten Schummerlicht der Bar näher an, konnte man dunkle Ringe unter ihren blassgrauen Augen und kleine Fältchen an ihrem Hals ausmachen. Sie wirkte zunächst unschlüssig, sogar ein wenig scheu; doch nach ein paar Drinks wurde sie zusehends lockerer. Sie mache eine Ausbildung zur Krankenschwester, erzählte sie. Ein andermal war es die bedeutend ältere stellvertretende Filialleiterin einer Bank, die von der Südküste extra bis hierher gefahren war, dann eine alleinerziehende Mutter, die von einer Karriere als Schriftstellerin träumte. Sie schickte ihm später ein paar ihrer Geschichten – er fand sie überraschend gut. Wenn die Gruppe sich nicht in dem Hotel an der Victoria Station traf, dann in einem anderen nahe der Old Street, einmal auch im Kellergeschoss eines leer stehenden Geschäfts in der Old Compton Street, zu dem einer von ihnen berufsbedingt Zugang hatte. Die Hotels wählten sie vor allem, weil es dort viel Publikumsverkehr gab und es also nicht weiter auffiel, wenn fünf oder sechs Männer zusammen mit einer einzelnen Frau den Fahrstuhl in die oberen Etagen nahmen.
»Ihr erstes Mal?«, fragte er die Schwesternschülerin an seinem ersten Abend. Da saßen sie noch an der Bar. Zwei der Männer waren gerade zum Tresen gegangen, um eine neue Runde Getränke zu besorgen.
»Ja«, sagte
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