80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
dem Duschkopf rann. Die Gedanken an Summer und die süßen Erinnerungen, die sie in ihm wachrief, hatten seinen Schwanz halb aufgerichtet. Die Furche unterhalb seiner Eichel war röter als gewöhnlich, ein Zeichen für die Heftigkeit ihrer kürzlichen Begegnung.
Ja, Summer löste in ihm das Bedürfnis aus, etwas mit ihr anzustellen. Schlimmes und Süßes, Gefährliches und Schmutziges, Gewagtes und Zärtliches – Dinge, denen sich viele Frauen verweigern würden. Doch Summer war nicht wie andere Frauen. Sein Schwanz wurde noch steifer und teilte die Wasserkaskade.
Zwei Tage zuvor waren sie Arm in Arm über die 42nd Street geschlendert und an der Ecke zum Broadway an einem Sexshop vorbeigekommen, einem der wenigen, die es hier nach den jüngsten Sanierungsmaßnahmen noch gab. Summer war er gar nicht aufgefallen, aber Dominik hatte einen Moment lang den Drang verspürt, hineinzugehen und etwas zu kaufen, um es mit ihr auszuprobieren – Handschellen oder irgendwelche anderen Fesseln. Aber der Laden mit den verdreckten Scheiben und den zweifelhaften Auslagen hatte etwas Schmieriges gehabt, und so hatte er dem Impuls nicht nachgegeben. Außerdem kam es ihm primitiv vor, eine Frau in Handschellen zu legen. Doch die Vorstellung, sie zu fesseln, hatte sich in seinem Kopf festgesetzt, und als er dann später ihre Strümpfe sah, kam ihm das wie gerufen, gerade so, als hätte sie seine Gedanken gelesen, und sie bot sich ihm bereitwillig dar, wie es seinen geheimsten Wünschen entsprach.
Genauso war es vor vielen Jahren mit Kathryn gewesen, der jungen verheirateten Frau, mit der Dominik während einer kurzen, aber heftigen Affäre entdeckt hatte, wie sehr es ihn danach verlangte, seine Partnerin beim Sex zu beherrschen.
Summer verstand es ebenso wie Kathryn, die geheimen Geister in ihm zu wecken und hervorzulocken, ihm schmutzige Dinge ins Ohr zu flüstern und ihm zu verstehen zu geben, dass sie sich genau das wünschte und sich nicht entsetzt oder angewidert abwenden würde. Sie rief die dominante Seite seiner Persönlichkeit und seine dunkelsten Neigungen in ihm wach, und sie war sich sicher, dass sie mit ihnen umzugehen verstand. Das ging so weit, dass er sich fragte, wer in dieser Beziehung überhaupt die Führung innehatte.
Es arbeitete unaufhörlich in seinem Kopf, eine Flut von Gedanken drängte an die Oberfläche.
Er wollte sicherlich mehr als das, was man allgemein als »Beziehung« bezeichnete, und sicherlich mehr als bloß mit Summer ins Bett gehen. Er wollte sie ganz, ihren Körper und ihre Seele, aber nicht um sie zu besitzen – trotz der ihn selbst überraschenden Eifersucht, die er empfunden hatte, als er sie mit Jasper sah oder wenn er sie sich mit anderen vorstellte. Es ging ihm nicht darum, sie zu seinem Eigentum zu machen. Doch da war ein mächtiger Drang in ihm, herauszufinden, wie weit er mit ihr gehen und wohin ihn das führen konnte, ganz egal, wie viel Schmerz und Verwirrung ihm das bringen mochte. Sie jedenfalls sehnte sich danach, von ihm beherrscht zu werden. Das war eindeutig.
Das war also der Weg, den er mit ihr gehen musste. Seine Aufgabe war es, sie zu kontrollieren und auf dieser Reise die Richtung vorzugeben. Und warum sollten Gefühle dabei ausgeklammert werden?
Ja, auf seine Weise wusste er bereits, dass er sie liebte, doch es war eine fürchterliche, allumfassende Liebe. Und ihm wurde klar, dass er sie vielleicht eines Tages wieder mit einem anderen Mann zusammen sehen wollte, aber dann auf sein Geheiß, nicht bloß aus einer Laune heraus oder weil es sich durch Zufall so ergab.
Bei diesem Gedanken war ihm nicht wohl.
Urplötzlich hatte er das Bedürfnis, sofort aus der Dusche zu springen, ans Telefon zu eilen und sie anzurufen. Er wollte ihr all das ins Ohr schreien, ihr all die schlimmen Dinge sagen, die er gern mit ihr machen würde, und sich Linderung durch ihr Einverständnis holen. In Manhattan war es allerdings noch Nacht, und wahrscheinlich lag sie jetzt in tiefem Schlaf nach den anstrengenden Tagen, die sie zusammen verbracht hatten. Außerdem hatte Dominik Telefonsex noch nie etwas abgewinnen können. Als jemand, der seinen Lebensunterhalt mit Worten verdiente, fehlte ihm dabei das emotionale Prickeln – das war ihm schlicht zu einfach.
Er griff nach der Seife und begann, sich zu waschen.
Die Tage rauschten an ihm vorbei.
Sein Leben war auf Autopilot geschaltet: Vorlesungen, Seminare, Zensuren, Recherchen, Vorbereitungen von Vorlesungen und Papierkram. Dominik
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