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90 Tage auf Bewaehrung

Titel: 90 Tage auf Bewaehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fisher
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Zusammenhang übrigens genauso selten wie im umgekehrten Fall.
    Aber im Grunde zählt in Wirklichkeit doch nur eines: wo die Liebe hinfällt nämlich. Und wer von Amors Pfeil getroffen wird, darf auch über Altersgrenzen und gesellschaftliche Hürden hinweg lieben. Meinem Liebsten ist es übrigens schnuppe, dass ich älter bin. Sagt er. Ich glaub’s ihm und habe mich nach gut fünf Wochen mit der nicht zu ändernden numerischen Tatsache versöhnt und stelle mir manchmal vor, was in 20, 30 Jahren sein wird. Aber noch haben wir ja nicht einmal den zweiten Monat unserer Beziehung überstanden.

Pheromone - oder Warum ich jetzt jeden haben kann

    Ich guckte in jedes Schaufenster. Stand irgendwo auf mir drauf: Ruf mich an! Pfeif mir hinterher! Find mich toll! Jede Baustelle wurde für mich zum Catwalk. Jede Jeans, die ich anprobierte, sah einfach hinreißend aus auf meinem Hintern. Die Verkäuferin brachte es auf den Punkt: »Sie können einfach alles tragen.« Ja! Das war meine Zeit.
    Glauben Sie ja nicht, dass ich dieses Hochgefühl auch schon vor vier Wochen hatte! Nein. Ich kenne die Demütigung sehr genau, in eine Boutique zu gehen und nach der neuesten »Victoria-Beckham-Rock-&-Republic-Jeans« zu fragen - und dabei den abschätzenden Blick der magersüchtigen und schlecht gelaunten Verkäuferin auf die Breite meiner Hüften und die Kürze meiner Beine zu ertragen. »Vielleicht könnte ich Ihnen da ein anderes Modell... Cordhosen sind ja jetzt auch sehr in.«
    Nein, ich will auch so’ne Jeans. Auch wenn ich mich jetzt eher so fühle, als würde nur ein Jogginganzug passen. Danach beginnt gewöhnlich Phase zwei: »Welche Größe haben Sie denn? Lassen Sie mal sehen.« Dann reißt sie mir meinen Mantel auseinander, ich zähle bis fünf, damit ich nicht sofort auf der Stelle ohnmächtig werde vor Wut, und begutachtet meinen Allerwertesten. »Ich seh schon, 32.« NEIIIIN! 30, manchmal sogar 29! Dummes Huhn! Während wir noch über meine Jeansgröße diskutieren, gesellen sich dann meist drei weitere magersüchtige, Nägel kauende, schlecht gelaunte
»Fachverkäuferinnen« um meine Kabine. Es ist ja schon erniedrigend, sich in eine neue Jeans zu quetschen, dann aber auch noch unter den plötzlich wachsamen Blicken des Personals. Was soll ich sagen, mit einem »Schönen Tach noch« und einem gedachten »Leckt mich« lasse ich in solchen Fällen das coole hiphoppende Zentrum des Grauens hinter mir.
    Jetzt, vier Wochen später war alles anders. Ich hatte drei Kilo verloren, durch gesteigerte körperliche Aktivitäten gestraffte Haut und blendende Laune. Die wurde noch besser, als die Beckham-Jeans in Größe 29 (klar!) spielend leicht über meine Hüften rutschte. Was machten da schon 280 Euro bei diesem Hochgefühl?
    Die Verkäuferin hatte Recht, ja, ich konnte einfach alles tragen! Selbst der schwule Verkäufer an der Kasse schien bei meinem Anblick seine sexuelle Ausrichtung noch einmal überdenken zu wollen.
    Wieso ist das so? Wieso spüren plötzlich alle um dich herum, was für ein heißer Feger du bist? Und wieso wussten das schon sowohl meine Oma als auch meine Mutter? Wenn du einen hast, kannst du alle haben! Oma hätte wohl gesagt, es liegt an deinen strahlenden Augen. Wir wissen es heute genauer. Es sind die Pheromone. Klingt nur weniger romantisch. Eher animalisch. Lockstoffe der Liebe.
    Ich habe nachgelesen: Pheromone sind Sexual-Lockstoffe, die alle Insekten und Tiere, aber auch Menschen absondern, um das andere Geschlecht anzuziehen. Sie sind unsichtbar, geruchlos und wirken deshalb unterbewusst. Das Wort Pheromon kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Träger von Erregung«. Und wer keine hausgemachte Erregung hat, kann sich das Zeug sogar im Internet bestellen. Fragen wir allerdings »Stiftung Warentest«, werden wir
mit ziemlicher Sicherheit erfahren, das Zeug sei teuer und wirkungslos.
    Wobei: In der anschaulichen Familien-Wissenschafts-Sendung »Knoff-Hoff« durfte ich mal als Comoderatorin was ganz Versautes lernen. In modernen Schweinezuchten können die Tiere schon lange nicht mehr sexuell die Sau rauslassen. Für Nachwuchs sorgt der Bauer künstlich. Aber auch für solch einen Akt muss die Sau willig gestimmt werden, heißt »rauschig« als Fachvokabel (geil im Volksmund). Dafür werden ihr ebenjene Pheromone auf die Schüssel (sprich den Rüssel - warum Bauern auch immer aus Rüsseln Schüsseln machen) gesprüht.
    Ist die Sau dann rauschig, verfällt sie in eine so genannte Duldungsstarre (in

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