90 Tage auf Bewaehrung
oder sogar meinem Liebsten überlassen hätte (ich war mir noch nicht ganz sicher, was seinen Musikgeschmack in Sachen Britney Spears angeht!). Also hörte ich gelegentlich mal meine CDs durch, auf der Suche nach einem geeigneten Song. Um ihm dann, völlig spontan, bei einem romantischen Essen in meiner Küche dieses Lied zum Dessert unterzujubeln. Mit leuchtenden Augen würde ich dann entrückt und entzückt flöten: »Hör mal, Schatz. Sie spielen unser Lied.« Er würde nicht genau wissen, um was es geht, aber aus Sorge, irgendwann mal irgendwas verpeilt zu haben, natürlich nicht widersprechen. Sie finden, ich habe einen Knall? Sie haben Recht!
Das erste Selbstgekochte
Ich sag’s ja nicht gern - aber ich kann nicht kochen! Gar nicht! Also, ich habe natürlich so zwei, drei Standardrezepte: nämlich Spaghetti, Penne und Rigatoni mit zufällig zusammengekochter Sauce. Und immer meine ich, dass sie nicht professionell schmeckt. Nicht wie die Sauce einer erwachsenen Frau, die kochen kann... Sie müssen sich das so vorstellen: Ich erwarte Besuch. Ich habe gern Besuch an meinem großen, weißen Holztisch, zwölf nette Menschen, die mit mir feiern und Spaß haben.
Selbstverständlich kann sich jeder darauf verlassen, dass er nicht hungrig nach Hause gehen wird. Ich gelte in der Stadt als eine der entspanntesten Gastgeberinnen. Und das kann man wohl auch sein, wenn man die Küche nur zum Getränkeabstellen und Wasserheißmachen benutzt. Denn mein großes Geheimnis ist mein inniges Verhältnis zu allen italienischen Gastronomen rund um meine Wohnung. Ich rufe an, bestelle, bringe natürlich meine eigenen Töpfe mit (ich bin ja nicht blöd!) und trage die fertigen Saucen nach Hause. Selbstverständlich sorge ich für Auswahl: Steinpilz-Rindfleisch-Sahnesauce, Gorgonzola-Spinat-Sauce und eine Tomaten-Schafskäse-Sauce. Sie sollten mal hören, wie es meinen Gästen schmeckt und welchen Unsinn ich erzähle, wenn jemand nach dem Rezept fragt.
Dazu gibt’s Oliven (Glas aufschrauben und in ein Schälchen umfüllen), Salat (ich schwöre, ich schnippel selber)
und dann natürlich frisches Brot aus dem Backofen. Dazu eisgekühlter Landwein - perfekt!
Ich bin so gut - eine erwachsene Frau, die die Küche virtuos beherrscht. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle kurz erwähnen, dass ich auch durchaus eine funktionierende, mit den besten Geräten ausgestattete Küche habe! Allein die Anschaffung meines schweineteuren Herdes ließ mich hoffen, irgendwann so motiviert zu sein, dass ich das Kochen quasi von alleine lerne. Ich habe mich geirrt. Ich bin immer noch nicht Mary Poppins. Zu meiner Ehrenrettung: Ich begreife den Herd auch nicht und habe die Bedienungsanleitung verbummelt. Um Sie in unsere Familiengeheimnisse einzuweihen: Mein Vater und ich haben anschließend den gleichen Herd für meine Mutter gekauft, in der Hoffnung, dass wenigstens sie die Bedienungsanleitung liest und versteht. Sie kann’s jetzt, hat’s voll drauf, ich glaube, es gibt nichts, was sie mit diesem Herd nicht schafft. Allerdings ist dieses Wissen bis jetzt nicht zu mir vorgedrungen. Ich weiß aber inzwischen, wie man die integrierte Mikrowelle anstellt und wie man die Herdplatten einschaltet. Aber schon beim Backofen versage ich.
So, sie kennen jetzt die Voraussetzungen. Wir waren nun etwa vier Wochen zusammen - in diesen knapp 30 Tagen hatte ich es geschafft, immer mit meinem Liebsten essen zu gehen. Ich verkaufte ihm jede Imbissbude als den romantischsten Ort der Stadt und wollte mit ihm eine kulinarische Weltreise unternehmen. Aber dann, eines Tages, reichte es ihm, und er flötete: »Schatz, lass uns doch mal zu Hause essen. Ich komme um acht. Egal was du zauberst, ich werde es lieben.«
Kein Mann der Welt kann mich so sehr lieben, dass er das essen möchte, was ich koche. Und vor allem kommentarlos!
Kurzfristig setzte mein Herzschlag aus, ich bekam meine berühmte Schnappatmung und dachte an eine bühnenreife Ohnmacht. Es musste doch einen Weg geben, kurzfristig auszufallen: »Ooooooohhhh, tut uns aber Leid. Ist die Köchin gerade blitzartig verstorben.«
Das Problem ist, dass ich einfach weiß, wie’s anders gehen kann: elegant, souverän, geschmeidig, ohne viel Tamtam und dennoch mit der größten Wirkung. Waren Sie schon einmal bei einem Don Juan italienischer Abstammung zu einem Rendezvous bei Kerzenschein und selbst gekochten Köstlichkeiten bei ihm zu Hause eingeladen? Ich schon. Er sah atemberaubend aus, weißes Hemd über der Jeans,
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