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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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Karikatu ren davon gemacht, wenn ihr es nicht komisch findet?« fragte Landmaster mit düsterer Lustigkeit.
    »Ich habe doch keine gemacht! Ja, – doch – zwei – als Seminarist, für unsere kleine Schulzeitschrift. Landmaster! Das Wasser ist höllisch heiß!«
    »Sind wir Zauberer, daß wir einen Mann in kal tem Wasser kochen können?«
    »Doch nicht mit Schuhen und allem?« japste der Pater. Das empfand er als den allerabstoßendsten Frevel.
    »Schuhe und alles, Priesterlein. Wir mögen das Aroma. Welche Überschrift zu den Karikaturen hat dir denn am besten gefallen, Pater?«
    »Das könnt ihr doch nicht mit mir machen!«
    »Ja, die war ganz gut. Aber es war der Text unter einer Zeichnung, soweit ich mich erinnere. Die Überschrift lautete: Berühmte Letzte Worte. Mein eigener Lieblingswitz betrifft allerdings Menschen fresser, und keinen Missionar. Das ist die Geschich te mit dem Kannibalenhäuptling, der sagte: ›Von meiner Frau kriegt man eine gute Suppe – ich werde sie vermissen!‹ – Was ist dein Lieblings-Kesselwitz, Shareshuffler?«
    Shareshuffler hatte eine große zweizinkige Gabel, mit der er den Pater Barnabas piekte, ob er schon gar war. Der Pater war noch lange nicht gar, und das Jammergeschrei, das er anhob, machte es unmöglich, Shareshufflers Liebling unter diesen Volkswitzen zu verstehen. Das ist bedauerlich, denn es war einer der besten.
    Was dieser kleine Priester für einen Krach mach te! Er störte die Analoi direkt in der Ausübung ihrer altertümlichen Sitten und Brauche.
    »Ein Hummer macht nicht soviel Krach, wenn er gekocht wird«, tadelte Landmaster. »Eine Auster auch nicht, und ein Xtlecnutlico auch nicht. Warum muß ein Mensch soviel Lärm machen? Das könnte uns direkt irritieren, wenn wir uns jemals irritieren ließen!«
    Es irritierte sie auch gar nicht. Keineswegs. Sie waren eine zu hochentwickelte Rasse, um sich von irgend etwas irritieren zu lassen.
    Als der Pater endlich gar war, holten sie ihn aus dem Kessel und verputzten ihn. So ergriffen sie nach altvorgeschriebener Weise Maßnahmen gegen die alte Bedrohung und kamen obendrein noch zu einem superben Festmahl.
    Die Analoi waren nicht ganz das, was sie schienen. Sie verbargen sich vor sich selber; sie hatten mit den Schatten der Dinge zu tun, nicht mit den Dingen als solche. Sie hatten sogar den Namen ihrer Natur geändert – aber ihre eigentliche Natur nicht. Doch bei passender Gelegenheit konnten sie sich schon mal einen Rückfall ins Alte erlauben. Sie konnten einen urväterischen, rotblütigen, fett- und knorpeltriefenden, knochenabknabbernden Rabatz von einem Festmahl auf die Beine stellen: Ihr Männer und Monstren, jetzt hatten sie eins!
    Bürger, an diesem Pater war schon was dran!

 
Das enge Tal
     
    Im Jahre 1893 wies die Regierung den noch lebenden achthunderteinundzwanzig Pawnee-Indianern Land zu, und zwar wurden jedem einzelnen Pawnee hundertsechzig Acres, nicht mehr und nicht weniger, zugeteilt. Von diesem Zeitpunkt an sollten die Indianer für das Land Steuern zahlen, genau wie die Bleichgesichter.
    »Kit-ke-hah-ke!« fluchte Clarence Großer Sattel. »Auf hundertsechzig Acres kann man ja nicht einmal einen Hund richtig herumjagen. Und Steuern für Land – sowas ich überhaupt nie nix hören!«
    Clarence Großer Sattel wählte sich ein hübsches grünes Tal aus und ließ es sich überschreiben. Es war einer von dem halben Dutzend Landstreifen, die er sowieso schon immer als sein Eigentum be trachtet hatte. Er verstärkte die Wände der Sommerhütte, die er dort stehen hatte, mit Grassoden, so daß er das ganze Jahr über darin leben konnte. Aber er hatte keineswegs im Sinn, Steuern dafür zu zahlen.
    Also verbrannte er Blätter und Rinde und sprach einen Zauberspruch: »Möge mein Tal immer weit sein und blühen und gedeihen und so weiter und so weiter«, skandierte er auf Pawnee im echten Medizinmann-Stil; »aber möge es ganz eng sein, wenn ein Eindringling sich naht.«
    Er hatte keine Balsam-Rinde zum Verbrennen. Statt dessen warf er ein bißchen Zedern-Rinde ins Feuer. Er hatte auch keine Holunderblätter; dafür warf er eine Handvoll Eichenblätter hinein. Und er hatte das Wort vergessen. Wie soll das denn klappen, wenn man das Wort vergessen hat?
    »Pe-ta-hau-erat!« brüllte er mit einer Zuversicht, die, wie er hoffte, die Mächte des Schicksals bluf fen würde.
    »Das ist ein ebenso langes Wort«, sprach er flüsternd beiseite. Doch er hatte seine stillen Zweifel. »Wer bin ich denn – ein

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