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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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herum, als ob er wegtrudelte, aber er bewegte sich nur in einer Richtung: senkrecht nach unten. Schließlich traf der Pfosten auf einen Vorsprung an der Grabenwand und blieb liegen, so nahe, daß Rampart ihn beinahe mit der ausgestreckten Hand hätte erreichen können – aber jetzt schien er nicht größer als ein Streichholz zu sein.
    »Also da stimmt etwas nicht – entweder mit diesem Zaunpfahl, oder mit der Welt im allgemeinen, oder mit meinen Augen«, sagte Robert Rampert. »Ich wünschte, mir wäre schwindelig, dann hätte die Sache wenigstens einen Grund.«
    »Wenn Nachbar Hyde und ich hier beide draußen sind, machen wir manchmal ein kleines Spielchen«, sagte Dublin. »Ich habe ein schweres Gewehr, und damit ziele ich mitten auf seine Stirn, wenn er drüben auf der anderen Seite des Grabens steht, scheinbar nur acht Fuß weit ab. Dann drücke ich los – und ich bin ein guter Schütze. Ich höre die Kugel pfeifen, wie sie rüberfliegt. Ich würde ihn mausetot schießen, wenn alles so wäre, wie es aussieht. Aber Hyde kann überhaupt nichts passieren. Der Schuß geht jedesmal in diesen kleinen Steinhaufen dort, ungefähr drei Fuß unterhalb von ihm. Ich kann sehen, wie der Steinstaub beim Aufprall hochfliegt, und das Prasseln des Aufschlags kommt als Echo ungefähr nach zweieinhalb Sekunden bei mir an.«
    Eine Nachtweihe kreiste am Himmel und schoß plötzlich in Bodennähe über den schmalen Graben – aber sie erreichte die andere Seite nicht. Der Vogel flog unter Bodenhöhe, und er war gegen die andere Wand des Grabens gut zu erkennen. Er wurde immer kleiner und in den Umrissen verwischter, als ob er in drei- oder vierhundert Meter Entfernung flöge. Die weißen Querbinden auf seinen Schwingen waren nicht mehr zu unterscheiden; und dann war der Vogel selbst kaum mehr zu erkennen. Aber er war noch weit von der anderen Wand des Fünf-Fuß-Grabens entfernt.
    Auf der anderen Seite des Grabens war ein Mann aufgetaucht, den Charley Dublin als Nachbar Holister Hyde identifizierte. Hyde grinste. Er rief etwas herüber, aber man hörte nichts. »Hyde und ich können beide von den Lippen ablesen«, sagte Dublin, »und so können wir uns ziemlich leicht über den Graben weg unterhalten. Wer von euch Gören hat Lust, ›Hühnchen‹ zu spielen? Hyde wird ihm einen schönen, großen Stein direkt an den Kopf schmeißen, und wer sich duckt oder wegrennt, ist Hühnchen.«
    »Ich! Ich!« forderte Audifax Rampart ihn heraus. Und Hyde, ein großer Mann mit großen Händen, schmiß tatsächlich einen furchterregenden, ausgezackten Felsbrocken direkt nach dem Kopf des Jungen. Er würde ihn totgeschmissen haben, wenn alles so gewesen wäre, wie es schien. Aber der Brocken wurde immer kleiner und verschwand schließlich im Graben. Hier lag noch ein besonderes Phänomen vor: die Dinge schienen auf beiden Seiten des Grabens ihre richtige Größe zu haben, aber sie wurden kleiner, wenn sie sich, in der einen oder der anderen Richtung, über die Ränder des Grabens hinwegbewegten.
    »Na, macht ihr alle mit?« fragte Robert Rampart junior.
    »Wenn wir hier stehenbleiben, kommen wir nie hin«, sagte Mary Mabel.
    »Riskierste nix, profitierste nix«, sagte Cecilia. »Das ist aus einem Plakat von einer Sexkomödie.«
    Und dann rannten die fünf Rampart-Gören in den Graben hinein. Vielmehr in den Graben hinunter. Es war beinahe so, als rennten sie eine senkrechte Felsklippe hinab. Das ging ja gar nicht; der Graben war nicht breiter als die Schrittweite des größten Kindes. Aber der Graben verkleinerte die Gören, er fraß sie lebendig auf. Sie waren nur noch so groß wie Puppen. Dann so groß wie Eicheln. Sie durch querten rennend, eine Minute nach der andern, ei nen Graben, der nur fünf Fuß (oder anderthalb Meter) breit war. Sie gelangten immer tiefer hinein und wurden immer kleiner. Robert Rampart brüllte vor Schreck auf, und seine Frau Nina kreischte. Auf einmal aber war sie still. »Warum stelle ich mich eigentlich so an?« fragte sie sich. »Das sieht doch ganz lustig aus. Ich mach das auch.«
    Sie tauchte in den Graben ein, wurde ebenso wie die Kinder immer kleiner und rannte in einem Tempo durch diesen fünf Fuß breiten Graben, das sie andernorts zehnmal weitergebracht hätte.
    Dieser Robert Rampart brachte für eine Weile alles durcheinander. Er holte den Sheriff her, und die Landstraßenpolizei. Ein Graben hatte seine Frau und fünf Kinder gestohlen, sagte er, und vielleicht totgemacht, sagte er. Und wenn jemand lacht,

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