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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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sagte der Mann. »Achtundachtzig Cents das Stück bei Abnahme in Posten zu hunderttausend.«
    »War das eine Lieferung solcher Bandmaße, was Sie vorhin auf den Lastzug verladen haben?« fragte Art den Mann.
    »Nein, das muß was anderes gewesen sein. Das hier ist das erste Stahl-Bandmaß, das ich je gemacht habe. Die Idee kam mir grade, als ich sah, wie Sie meine Bude mit dem alten kaputten Dings ausgemessen haben.«
    Art Slick und Jim Broomer schritten weiter, zu dem alten vergammelten Häuschen nebenan. Es war noch kleiner: ein Würfel von ein Meter achtzig Seitenlänge, und auf dem Schild stand Schreib-Büro. Man hörte drinnen eine Schreibmaschine rattern, aber es war sofort still, als sie die Tür öffneten.
    Ein dunkelhaariges hübsches Mädchen saß auf einem Stuhl hinter einem Tischchen. Sonst war nichts im Raum, auch keine Schreibmaschine.
    »Ich dachte, ich hätte hier drin eine Schreibmaschine gehört«, sagte Art.
    »Oh, das bin ich.« Das Mädchen lächelte. »Manchmal mache ich aus Spaß das Schreibmaschinengeräusch nach, wie es sich für ein Schreibbüro gehört.«
    »Was würden Sie denn machen, wenn tatsächlich jemand kommt und was geschrieben haben will?«
    »Schreiben würde ich es, natürlich! Was denken Sie denn?«
    »Können Sie einen Brief für mich schreiben?«
    »Klar kann ich, lieber Freund, fünfundzwanzig Cents die Seite, saubere Arbeit, mit Durchschlag, Kuvert und Briefmarke.«
    »Na, das möchte ich schon mal sehen. Ich diktie re Ihnen in die Maschine.«
    »Erst diktieren Sie. Dann schreibe ich. Hat doch keinen Sinn, zwei verschiedene Arbeiten auf einmal zu machen. Das gibt nur Durcheinander.«
    Art diktierte einen langen komplizierten Brief, den er schon seit ein paar Tagen schreiben wollte. Er kam sich ziemlich dämlich vor, als er den Text vor dem Mädchen herunterleierte und sie sich dabei die Fingernägel feilte. »Warum müssen sich Steno typistinnen in Schreibbüros immer die Nägel fei len?« fragte sie in Arts Gedröhne hinein. »Aber ich versuche, alles richtig zu machen – feil sie ab, laß sie wieder wachsen, feil sie wieder kurz. Eigentlich blöd.«
    »Äh – das ist alles«, sagte Art, als er mit Diktieren fertig war.
    »Nicht: PS: Viele Küsse?« fragte das Mädchen.
    »Kaum. Das ist ein Geschäftsbrief an jemand, den ich nur flüchtig kenne.«
    »Ich sage immer ›PS: Viele Küsse‹ zu Leuten, die ich nur flüchtig kenne«, sagte das Mädchen. »Ihr Brief wird drei Seiten lang, fünfundsiebzig Cents. Bitte gehen Sie beide raus und bleiben Sie ungefähr zehn Sekunden draußen, dann schreibe ich ihn. Kann nicht arbeiten, wenn mir jemand zu sieht.« Sie schob die beiden hinaus und schloß die Tür.
    Stille.
    »Was machen Sie da drin, Mädchen?« rief Art.
    »Soll ich Ihnen auch noch einen Gedächtniskursus verkaufen? Haben Sie schon vergessen? Ich tippe einen Brief«, rief das Mädchen heraus.
    »Aber ich höre ja Ihre Schreibmaschine nicht.«
    »Was denn, Sie wollen auch noch Naturalismus? Kostet eigentlich extra!« Ein Kichern, und dann etwa fünf Sekunden lang das Geräusch sehr schnellen Tippens.
    Das Mädchen öffnete die Tür und übergab Art den drei Seiten langen Brief. Er war selbstverständlich tadellos geschrieben.
    »Also, das ist denn doch ein bißchen komisch«, sagte Art.
    »Oh? Die falsche Grammatik ist von Ihnen, Sir. Wollen Sie, daß ich die verbessere?«
    »Nein. Was anderes. Sagen Sie mir die Wahrheit, Mädel: wie macht das der Mann von nebenan, daß er einen ganzen Lastzug voll Ware aus einer Bude verladet, die zehnmal größer sein müßte, damit die se Unmenge Zeug darin Platz hat?«
    »Er hält die Preise niedrig.«
    »Also, was seid ihr eigentlich für Leute? Der Mann von nebenan sieht Ihnen ähnlich.«
    »Mein Bruder-Onkel. Wir sagen immer, wir sind Innominee-Indianer.«
    »So einen Stamm gibt es nicht«, sagte Jim Broomer entschieden.
    »Tatsächlich nicht? Dann müssen wir den Leuten sagen, wir sind irgendwas anderes. Sie müssen aber zugeben, daß es wie Indianisch klingt. Was ist denn der beste Indianerstamm für unsereinen?«
    »Shawnee«, sagte Jim Broomer.
    »Okay, dann sind wir Shawnee-Indianer. Sehen Sie, wie einfach das ist.«
    »Schon reingefallen«, sagte Jim Broomer, »ich bin selbst ein Shawnee und kenne jeden Shawnee in der Stadt.«
    »Hei, Vetter!« rief das Mädel und kniff ein Auge zu. »Das ist aus einem Witz, den ich mal gehört habe, bloß der Anfang war anders. Merken Sie, wie füchsisch ich alle Ihre Fragen

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