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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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selbst, als auch, ein- und mehrzahlig, die Bewohner desselben bezeichnet.
    Die Zivilisation der Camiroi ist in höherem Ma ße mechanistisch und naturwissenschaftlich orientierter als die irdische; man läßt das jedoch nicht so zutagetreten. Die ideale Maschine der Camiroi dürf te überhaupt keine beweglichen Teile haben, müßte geräuschlos sein und dürfte überhaupt nicht wie eine Maschine aussehen. Aus diesem Grunde haben auch die dichtestbevölkerten Bezirke von Camiroi-City etwas Ländliches.
    Die Camiroi haben großes Glück, was die natürlichen Gegebenheiten ihres Planeten anlangt. Die Landschaft des Camiroi paßt sich dem Diktum an, daß alle Wiederholung langweilig ist, denn jedes Ding auf ihrer Welt ist nur einmal vorhanden. Es gibt einen größeren und einen kleineren Erdteil, beide von völlig verschiedenem Charakter; einen Archipel, dessen einzelne Inseln sich sehr stark voneinander unterscheiden; einen großen, den Kontinent durchziehenden Fluß, dessen sieben Nebenflüsse aus sieben verschieden gearteten Landschaften kommen; einen vulkanischen Komplex; einen gigantischen Wasserfall mit drei sehr unterschiedlichen Tochterfällen in unmittelbarer Nähe; einen Golf; einen Meeresstrand, der halbmondförmig und fünfhundertsechzig Kilometer lang ist und sieben verschiedene Phasen durchläuft, die nach den Farben des Regenbogens benannt sind; einen großen Urwald, einen Palmenwald, einen Laubwald, einen Nadelwald und einen Farnenwald; ein Getreideanbaugebiet, ein Obstgebiet, eine Steppe, einen parkartigen Landstrich, eine Wüste mit einer großen Oase; und Camiroi-City ist die einzige größere Stadt. Alle diese Landschaften sind auf ihre Weise unübertrefflich. Die Geographie des Camiroi enthält nur Ungewöhnliches.
    Da man sehr schnell reist, kann ein relativ unbemitteltes junges Paar von irgendeinem Ort des Planeten zum Beispiel nach Grün-Strand fahren und dort zu Abend essen, und sie werden für die Fahrt weniger Zeit brauchen, als sie zum Essen benötigen, und diese wird sie weniger kosten als ein nicht allzu üppiges Mahl. Durch dieses leichte und häufige Reisen wird der ganze Planet zu einer Gemeinschaft.
    Die Camiroi empfinden sich sehr stark als eine Frontwelt. Sie beherrschen viele primitive Welten, und nach den Andeutungen, die ich hier und da gehört habe, sind sie manchmal ziemlich harte Herrscher. Die Tyrannen und Prokonsuln dieser Welten sind gewöhnlich jung, unter zwanzig. Die jungen Leute sollen ihre Fehler und Karrieren machen, solange sie im Außendienst sind. Wenn sie dann auf den Camiroi zurückkehren, werden sie als gestandene Leute betrachtet, die ihre Intelligenz unter Beweis gestellt haben.
    Die Besoldungsverhältnisse der Camiroi sind seltsam. Eine langweilige, mechanische Arbeit wird höher bezahlt als eine interessante, die geistige Anstrengung erfordert. Daher kommt es, daß die weniger fähigen und intelligenten Camiroi oftmals reicher sind als die fähigeren. »Das ist nur gerecht«, sagen die Camiroi; »wer keine Lust hat, sich das höhere Gehalt zu verdienen, muß eben mit dem geringeren vorliebnehmen.« Sie empfinden das Lohnsystem der Erde als höchst ungerecht, weil dort jemand, der die bessere Arbeit hat, obendrein auch noch den besseren Lohn bekommt, während der andere sich in beiderlei Hinsicht schlechter steht.
    Obgleich öffentliche Ämter und sonstige Stellen gewöhnlich ausgelost werden, kann man sich auch individuell bewerben, wenn man seine Gründe dazu hat. In besonderen Fällen kann sogar ein Wettbewerb ausgeschrieben werden, etwa um eine Stelle als Direktor einer Handelsmission, wobei jemand, der (aus privaten Gründen) den Wunsch dazu hat, in kurzer Zeit große Reichtümer erwerben kann. Wir wohnten einige Male einer solchen Konfrontation von Kandidaten bei, und das war recht merkwürdig.
    »Mein Gegner ist Drei und Sieben«, sagte der ei ne Kandidat und setzte sich wieder hin.
    »Mein Gegner ist Fünf und Neun«, sagte der andere Kandidat. Die wenigen Zuschauer klatschten – und das war die ganze Konfrontation oder Debatte.
    Wir wohnten einem anderen derartigen Wettbewerb bei. »Mein Gegner ist Acht und Zehn«, sagte der erste Kandidat munter.
    »Mein Gegner ist Zwei und Sechs«, sagte der andere; und damit verließen beide den Raum.
    Wir verstanden das Ganze nicht, und so wohnten wir einer dritten Konkurrenz bei. Diese schien eine gelinde Woge der Erregung hervorzurufen.
    »Mein Gegner ist eine alte Nummer vier«, sagte ein Kandidat mit bewegter

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