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~900 Meine Reise auf dem spanischen Jakobsweg. (German Edition)

~900 Meine Reise auf dem spanischen Jakobsweg. (German Edition)

Titel: ~900 Meine Reise auf dem spanischen Jakobsweg. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Welz
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muss es sein, denn alleine bin ich losgegangen und alleine werde ich auch ankommen.
    Die letzten Kilometer Jakobsweg sind seltsam, sind beinahe irreal. Es fühlt sich einfach nicht richtig an heute am großen Ziel anzukommen. Kann man überhaupt jemals dort ankommen? Heute scheint es so, als sollte es nicht möglich sein. Ich möchte nicht nach Hause, nicht an einem Ort bleiben müssen, ich möchte weiter Menschen treffe die ich nie zuvor gesehen habe und vielleicht nie wieder sehen werde. Das Gefühl des Weges wird mir so sehr fehlen. Ob man es mit nach Hause nehmen kann weiß ich nicht.
    Schritt um Schritt kommen verschiedene Erinnerungen an Begegnungen auf dem Weg wieder. Eine nach der anderen. Der Weg geht zu Ende und bevor man in das Licht geht kommen alle Erlebnisse wieder, man sieht jene die man geliebt hat auf dem Weg. Jetzt ist es wohl Zeit an all jene zu denken. Wann sonst?
    Der Weg zieht sich ewig hin und ebenso viele kleine Begegnungen gibt es, die es wert sind sich ihrer zu erinnern. Angefangen bei Rosemarie, die mich über die Pyrenäen gejagt hat; Die Touristin, die mich als Attraktion fotografierte hat; Eine ganze Hand voll älterer Herren und Damen spanischer Herkunft, eine davon ganz besonders, sie hat mich gebeten die Statue für sie zu umarmen, dann jener der mir alle Krankenhäuser seiner Stadt aufgezählt hat, wirklich besorgt um mich und mein Knie; Ein Mann der mir Trauben schenkte; Die kanadische Familie; Meine kanadischen Mütter; Viele lustige, interessante oder auch merkwürdigen Gastwirte; Die feiernden Spanier in den Dörfern; Sinin, der beste Wirt des Camino; Und noch so viele mehr. Nicht zählbar, so viele sind es geworden.
    So zieht sich der Weg ewig hin. Obwohl es nur einundzwanzig Kilometer sind kommt es mir wie mehr als 30 vor und mein Magen schmerzt etwas. Ich esse nur Brot um ihn zu schonen.
     
    Der Monte Gozo ist der letzte Aufstieg, danach sehe ich schon, völlig unspektakulär wie sie ist, die Vorstadt Santiagos. Das Stadtschild bringt mich etwas aus der Fassung, denn jetzt und hier ist Santiago Realität geworden, obwohl es doch so lange ein Traum gewesen ist.
    Schön ist die Stadt trotzdem nicht sonderlich. Zumindest nicht wenn man sich die ersten Häuser genauer betrachtet. Da ist ein glitzerndes Schild, das auf einen Frisör hinweist angebracht neben einem Haus, dessen Fenster keine Gläser mehr haben.
     
    Dann treffe ich plötzlich Agi, jene werte Dame die mir meinen Poncho gespendet hat. Ich habe sie nur ganz am Anfang gesehen und jetzt sitzt sie hier, noch in der Vorstadt von Santiago, an einem Café nippen. Ich setze mich eine Weile zu ihr und ihrer Freundin, die mir ein paar Magentabletten gegen meine Beschwerden schenkt.
    Während ich ein wenig von Agis Kaffee stibitze erzählt sie mir, dass einer ihrer Begleiter auf dem Camino gestorben sei. Nur ganz schwach kann ich mich an ein schemenhaftes Bild von jenem Mann erinnern. Schon damals kam er mir eher schwach vor. Eine weitere Wolke am trostlosen Himmel des Tages.
     
    Bald gehe ich weiter, in das immer noch recht unspektakulär in das Zentrum Santiagos. Die Häuser werden älter und schöner, ich sehe immer mehr Pilger. Ganz plötzlich stehe ich vor der Kathedrale.
    Wie aus dem Nichts ist sie aufgetaucht und ich habe sie auch einfach noch nicht erwartet. Erst sehe ich sie von hinten, nach wenigen Schritten stehe ich auf dem großen Platz. Es ist erstaunlich wie wenig ich in den ersten Momenten beeindruckt bin. Ich suche Érika die dort auf mich wartet und nur wenige Minuten später, als ich dasitze und die Kathedrale betrachte, kommt Rosemarie daher und die Wiedersehensfreude ist sehr groß. Ein wirklich tolles Treffen über das ich mich so sehr freue, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Unendlich gut tut es ihr Gesicht zu sehen und wieder mit ihr zu reden. Jetzt merke ich, dass sie mir wirklich gefehlt hat. Rosemarie war schon drei Tage in Finisterre, was mich bei ihrem schon anfänglichen Tempo nicht im Geringsten verwundert. Leider heißt das auch, dass sie bereits am heutigen Abend abreisen wird.
    Später treffe ich noch Kurt, auch er gehört zu jenen mit den ich in SJPDP einst gestartet bin. Wirklich alle scheinen hier zu sein, auch Sharie die Fotografin mit der ich in den letzten Tagen oft in den gleichen Herbergen übernachtet habe, dann die immer lächelnden Polinnen und die große Truppe Italienerinnen, die ab Sarria immer wieder aufgefallen ist durch freundliche Spenden von Nahrung und großen

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