~900 Meine Reise auf dem spanischen Jakobsweg. (German Edition)
wieder heiß werden. So verspricht es der Himmel. Ich rette mich in das warme Gebäude und packe dort meine Sachen ein.
Die Wegmarkierung sind im Dunklen schwerer zu finden und so beschleicht mich, nachdem ich aus der Stadt heraus im Wald bin, ein ums andere Mal ein mulmiges Gefühl. Meine Taschenlampe erhellt den zerlaufenen Pfad nur spärlich. Nur das ab und zu vor oder hinter mir aufflackerndes Licht von anderen Pilgern beruhigt mich ein wenig.
Nur langsam wird es heller, dort ein Pfeil, hier ein Wegstein beruhigen mich nun vollends.
Viel zu früh habe ich heute schon viel zu wenig Motivation für über 30 Kilometer. Auch das Wissen darum, dass ich morgen wieder so viel laufen ‚muss’, macht es nicht leichter.
Geht es anfangs noch durch meine geliebten Wälder, so werden bald asphaltierte Landstraßen zum Tagesprogramm. Beständig geht es auf und ab. Die Landschaft ist nicht spektakulär, nicht einmal im Detail, doch finde ich allein die Farben wunderschön. Um Erika eine Freude zu machen nehme ich viele Fotos auf von Hunden und anderen Tieren, die sie so sehr liebt.
Nach der Hälfte der Strecke habe ich bereits keine Kraft mehr. An einer Bar am Straßenrand lasse ich mich neben Freunden nieder und trinke zuerst einen Kaffee und dann eine Cola-Energieschübe für meinen Körper. Danach bin ich zwar schneller, doch die Füße schmerzen nach wie vor. Insbesondere eine neue Wunde am Hacken meines rechten Fußes macht mir zu schaffen. Mehrmals schnüre ich den Schuh um, hoffe dass es dadurch besser wird. Zum ersten Mal auf dem Weg ist Nachschnüren wichtig um die Schmerzen zu verringern. Es hilft kaum und erst nach längerer Zeit kann ich aufhören darüber nachdenken und erst dann wird es besser. Meine Gedanken versuche ich treiben zu lassen, so dass auch das Brennen in den Fußsohlen erträglich bleibt. Ich mag Asphalt nicht.
Als ich endlich ankomme hat die Herberge noch nicht geöffnet und es gibt natürlich auch keine ordentliche Rucksackschlange. Ich ahne was da kommen wird, gehe dennoch ein großes Bier trinken und ein kleines Eis essen. Eine halbe Stunde später erfüllt sich meine Ahnung: Die Reihenfolge der Ankunft spielt keine Rolle mehr. Wer zuerst an der Rezeption steht hat Glück. Obwohl alle bis hierhin mindestens 150km gegangen sind scheinen viele die Herbergsregeln nicht zu kennen. Ich warte bis die große Masse sich einen Platz gesichert hat, erst dann stehe ich überhaupt erst von meinem Mauervorsprung auf. Ohne Probleme bekomme ich noch ein Bett, die Hektik der Frühaufsteher verpufft wie heiße Luft. Eine Matratze oder ein Bett hat, so glaube ich, jeder bekommen, der heute hier angekommen ist.
Natürlich sind alle bekannten Gesichter von gestern wieder hier. Auch das Ehepaar, das den Jakobsweg in den Flitterwochen geht. Erst gestern habe ich dem Herren dabei geholfen seinen Ring im Gras zu suchen, nachdem er versucht hat mir zu zeigen wie fest der Ring sitzt.
Viele Gespräche drehen sich um den Weg, um das Gelernte, um die weitere Planung. Jetzt ist langsam so etwas wie allgemeine Abschiedsstimmung zu spüren. Für mich ist diese Zeit noch nicht gekommen, ich kann noch nicht über den Weg reflektieren und werde es wohl auch lange nicht können.
Es entbrennt eine Diskussion darum, wie schwer es ist mit dem Rauchen aufzuhören. Entweder sind die Betroffenen noch nicht lange auf dem Weg, oder er war zu leicht für sie. Sonst wüssten sie, dass mit reiner Willenskraft so vieles möglich ist.
Weitere Ereignisse des Tages: Immer wieder Schmetterlinge auf dem Weg. Fliegen die mir auf der Nase landen. Die frisch verheiratete Dame spendiert überall auf dem Weg Kraftkekse.
30.09.08 32km nach Finisterre – Der letzte Weg
Noch einmal aufstehen, noch einmal die Schuhe anziehen, den Rucksack aufsetzen und aufbrechen Richtung Finisterre. Noch einmal 32 Kilometer und meine Motivation ist so gering wie gestern.
Mein persönlicher Weckdienst, der unter mir schläft in Form einer netten Wegbegleiterin, leistet ganze Arbeit und weckt mich viel zu früh. Als ich es bemerke bin ich schon richtig wach, geduscht und angezogen, so dass ich im Dunkeln aufbreche, genug Zeit habe, langsam gehen kann. Es ist noch sehr früh und der vor mir Rennende scheint den Weg nicht zu kennen. Mein Buch ist ausnahmsweise einmal präzise und hilfreich, so dass ich ihm den Weg weisen kann woraufhin er mich fortan begleitet. Alfonso ist sein Name, er ist einer der wenigen Spanier, die ich auf meinem
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