A Star like you
dem Moment fesselt, als sie nurnoch wenige Meter von mir entfernt ist. Und kurz bevor sie an mir vorbeigeht, zieht sie ihre Kapuze runter und ein Wasserfall aus samtschwarzem Haar fällt auf ihre Schultern.
»Hey, Kumpel«, ruft eine weit entfernte Stimme. »Bex flippt aus.«
»Äh … was?«
»Na los, komm schon. Beweg deinen Arsch zurück hier rein.«
In Gedanken starre ich immer noch in ihre hypnotisierenden grünen Augen, als mir klar wird, dass Kyle McCrory und sein Dad plötzlich vor mir stehen. Und sie sehen nicht besonders erfreut aus.
»Keine Panik«, sage ich und versuche, einen letzten Blick auf das Mädchen in Schwarz zu erhaschen. »Bin schon unterwegs.«
»Viel Glück«, sage ich und blinzele in die grellen Scheinwerfer. »Mach es einfach so, wie wir es bei dir zu Hause geübt haben, dann wird alles gut.«
»Danke«, sagt Bex, die wirklich ungünstig in ihrem roten Kleidchen und den glitzernden High Heels aussieht.
Überall sind Kameras und das Studio wimmelt nur so von Klonen in schwarzen T-Shirts, die in ihre Headsets sprechen und herumsausen wie Arbeiterameisen.
»Gut«, sagt die Frau mit dem Clipboard. »Seht ihr die Markierung auf dem Boden? Stellt euch dahin und wartet auf die Jury.«
Wie bereits erwähnt, liebt meine Schwester Emily diese Show. Ich stehe auf echte Musik, deshalb sehe ichmir nie die ganze Sendung an. Aber normalerweise lasse ich meine Xbox für die letzten fünf Minuten stehen, um mitzukriegen, wer rausfliegt. Deshalb erkenne ich zwei der Juroren. Die glamouröse Oma, die gerade noch ihr Make-up verpasst bekommt, ist Brenda. Sie ist die Nette, die Umarmungen verteilt, wenn Justin irgendwas Schlimmes sagt. Das Mädchen mit dem abgeschnittenen Top kenne ich nicht, aber Bex meint, sie war Teil dieser Girlgroup, die das Lied von der Joghurt-Werbung gesungen hat.
Und dann ist da natürlich Justin. Du musst schon aus einem anderen Sonnensystem stammen, um ihn nicht zu kennen. Gerade eben ist er ins Gespräch vertieft mit der Produzentin, Nikki Hardbody, die uns heute Morgen all diese eigenartigen Fragen gestellt hat, nachdem einer ihrer Mitarbeiter uns aus der Menge herausgefischt hatte. Das Seltsame an ihr ist, dass sie immer lächelt. Eigentlich ist es mehr ein halbes Lächeln, wie das von Mona Lisa, aber ein bisschen unheimlich. Sie flüstert Justin etwas ins Ohr und zieht sich wieder in die Dunkelheit zurück.
»Alles klar«, sagt Brenda. »Wie heißt du, mein Schätzchen?«
»Ich heiße … äh … Bex … Bex McCrory.«
»Und dein süßer Freund?«
Bex zittert wie Mum an einem schlechten Tag. »Sein Name ist Matthew. Er wird mich auf der Gitarre begleiten.«
»In Ordnung, Bex«, sagt Justin und schenkt sich ein Glas Wasser ein. »Kommen wir gleich auf den Punkt. Was erhoffst du dir von dieser Sendung?«
Bex würgt all das hervor, was sie heute Morgen schon der Produzentin erzählt hat. »Na ja, ich will natürlich eine Hit-Single.«
»Uiiii.«
»Und drei Platinalben. Vor meinem sechzehnten Geburtstag. Und dann will ich die Staaten erobern.« Ihr Plan für die Weltherrschaft klingt immer noch ein bisschen merkwürdig, aber die Jury scheint voll darauf abzufahren.
»Also, mein Engel«, sagt Brenda. »Was hast du uns mitgebracht?«
»Ich werde ›Umbrella‹ von Rihanna singen.«
Justin gähnt und hebt ganz typisch seine Augenbraue. »Lieber Gott, ich wünschte, die Leute wären etwas origineller.«
»Hör nicht auf ihn, Schatz«, sagt Brenda. »Lass dir ruhig Zeit.«
Bex starrt die Jury an, die Stirn mit Schweißperlen bedeckt. Ich spiele den ersten Akkord. Bex bewegt sich nicht einmal. Deshalb wiederhole ich die ersten zwei Takte und hoffe, sie kriegt das mit ihrem Auftritt auf die Reihe. Als sie endlich ihren Mund öffnet, kommt nicht mehr heraus als ein schreckliches Quietschen.
»Los«, flüstere ich. »Du schaffst das. Ich weiß, dass du das kannst.«
Obwohl sie schon besser gesungen hat, beginnt Justin mit den Fingern zu schnippen, als wir zum Refrain kommen und ich mitsinge.
Und ich will mich nicht zu früh freuen, aber ich bin ziemlich sicher, dass das Urteil der Jury positiv ausfallen wird.
Jesamène, das Mädchen aus der Girlgroup, findet das »alles ein bisschen Karaoke«. Und wundert sich, was um Himmels willen Bex mit diesem Outfit vorhatte. (»Retro, allerdings auf keine sehr gute Art.«)
Brenda erinnert Jesamène, dass Bex ein vierzehnjähriges Schulmädchen ist und sie »ein bisschen nachsichtiger« sein sollte.
Justin ist ziemlich
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