A Star like you
schicken, wenn du magst.«
Ich sehe mein wundervolles neues Leben schon in einem schwarzen Loch der Stille verschwinden. Es fühlt sich wie eine ganze Erdkundestunde an, bis er endlich vom Gehsteig aufsieht und ein Lächeln aufblitzt. »Okay.«
»Was hast du gesagt?«
Er holt sein glänzendes Handy hervor. »Ich sagte Okay. Schieß los.« Ich kann es nicht glauben, als er mir seine Nummer gibt – einfach so. Und auch wenn er immer noch auf sein Handy starrt, als wir über den Parkplatz am Bahnhof gehen, komme ich meinem Ziel schließlich doch noch näher. Zumindest fühlt es sich so an, bis wir die U-Bahn erreichen.
»Wir gehen aber nicht da runter, oder?«, fragt er und sieht das erste Mal seit zwanzig Minuten von seinem Handy auf.
Wie immer funktioniert die Hälfte der Lampen nicht und die flackernde am fernen Ende der Unterführungscheint einem zuzuzwinkern wie ein alter Lustmolch.
»Was ist los?«
Sein Gesicht ist blasser als das eines Highschool-Vampirs. »Ich dachte, hier geht’s ins Dogshit-Viertel.«
Er starrt gefühlte zwei Erdkundestunden die Treppe zur U-Bahn hinunter und lässt die Graffitis (Dogshit crew kill Parkside loser) sowie den Gestank nach alter Pisse auf sich wirken. »Gibt es keinen anderen Weg?«
»Da wohne ich nun mal, okay?«
»Ja … richtig«, sagt er und stopft sein Handy tief in den Rucksack.
»Irgendein Problem damit?«
»Nein, nein, ich dachte nur …«
»Du hast aber keine Angst, oder?«
»Natürlich nicht!« Er zittert.
»Wir müssen uns ein bisschen beeilen«, sage ich und trete ungeduldig in die verranzte Dunkelheit. »Kommst du oder nicht?«
Er sieht auf die Uhr, überlegt einen Moment und nickt dann grimmig.
Dieses Mal hängt er an mir wie eine Klette und zuckt ständig zusammen, wenn jemand mit einem Hund an uns vorbeigeht, der größer ist als ein Chihuahua. Außerdem hat er sich von Mr Silent in einen nervösen neuen Jungen an seinem ersten Schultag verwandelt: »Stimmt es, dass die Polizei hier nur mit schusssicheren Westen auftaucht?«, »Bist du schon mal überfallen worden?«
»Es ist alles in Ordnung«, sage ich, dermaßen genervt von seinen dummen Fragen, dass ich nicht anders kann,als ihn zu verarschen. »Wir sind fast da. Beim Bordell links und dann geradeaus weiter vorbei an dieser Drogenhöhle.«
»Haha … sehr lustig.«
Doch dann werde ich mit einem Mal ganz nervös, als wir zu Hause ankommen und Dads Van vor der Tür steht. Ich hatte gehofft, wir wären vor ihnen da, aber mein Herz sinkt noch tiefer, als mir klar wird, dass Matthew ihren dämlichen Slogan liest: Sie wollen verputzt werden? Melden Sie sich bei Rod McCrory und Sohn.
Ich versuche, nicht allzu verzweifelt zu klingen, während ich meinen Schlüssel suche. »Also, hier ist es.«
»Was hast du noch mal gesagt, wie du heißt?«
»Ich habe gar nichts gesagt. Du hast mich nie gefragt. Aber ich heiße Bex.«
»Nein, dein Nachname«, sagt er und studiert Dads Van von der Seite.
»McCrory, Bex McCrory.«
»Vielleicht sollte ich einfach nach Hause gehen.«
»Jetzt sei nicht albern«, sage ich, packe ihn am Arm und ziehe ihn durch den Hindernisparcours aus Dachziegeln und Zementsäcken, der zur Eingangstür führt. »Du bist klitschnass«
»Bist du dir sicher , dass das alles in Ordnung ist?«
»Warum sollte es nicht?«
Ein Baby heult im Duett mit einer Polizeisirene. Ich drücke die Haustür auf und bugsiere ihn ins Wohnzimmer. »Lass uns nach oben gehen, ja? Ich muss dich etwas fragen.«
Doch es ist zu spät. Die Person, die alles ruinierenkann, liegt ausgebreitet auf dem Sofa und trägt nichts weiter als DJ-Kopfhörer und Boxershorts.
»Ach du Scheiße«, flüstert Matthew und sieht sich suchend nach einem Fluchtweg um. »Was macht der hier?«
»Er ist mein Bruder«, antworte ich und stoße mit dem Fuß die Tür zu, damit er nicht abhauen kann.
»Kyle McCrory ist dein Bruder?«
»Hab ich doch gerade gesagt, oder?«
Kyle ist eine Art St-Thomas’s-Community-College-Legende. Auch wenn er die Schule vor zwei Jahren oder so verlassen hat, erfinden sie immer noch alberne Geschichten über ihn; nennen ihn immer noch bei seinem miesen Spitznamen.
»Der Sonderschüler ist dein Bruder ? «
Geschockt trifft es nicht ganz. »Warum flüsterst du? Wenn du ihm etwas mitzuteilen hast, kannst du es ihm auch ins Gesicht sagen.«
Er macht einen Schritt rückwärts. »Nein, nein, alles klar. Ich war einfach nur überrascht, ihn zu sehen, das ist alles.«
»Was du nicht sagst!«
Kyle
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