A Star like you
reden. Wir waren nämlich dabei …«
Die Spinat-Lachs-Tasche, die sich Elizabeth gerade reinpfeift, erfährt einen Moment Gnade. »Ja?«
»Ach, egal. Sorry, ich muss …«
Twilight ist auch nicht in ihrem Zimmer. Ich klopfe ungefähr eine Million Mal an ihre Tür, aber sie antwortet nicht. Was eigentlich der beste Tag meines Lebens sein sollte, ist plötzlich zum schlimmsten geworden. Ich schleiche zurück in mein Zimmer und tue etwas, das ich nicht getan habe, seit Dad uns verlassen hat – ich springe ins Bett und weine mich in den Schlaf.
Ich muss ewig geschlafen haben, denn als mich das Klopfen weckt, sehe ich, dass es fast zwanzig Uhr ist. Ich fühle mich immer noch etwas benommen, aber das ist mir egal, denn ich weiß, wer es ist. Mir war klar, dass Twilight mich nicht lange im Stich lassen würde.
»Komm rein«, rufe ich, versuche, meinen Anzug glatt zu streichen, und hoffe entgegen aller Hoffnungen, dass sie zurückkommt, um das zu beenden, was wir begonnen haben.
Die Enttäuschung überrollt mich wie eine tropische Flutwelle, als ich realisiere, wer es ist.
»Du hast irgendwie ein kleines bisschen aufgewühlt gewirkt«, sagt Elizabeth. »Ich dachte, dass ich besser mal nach dir sehe.«
»Mir geht’s gut, danke«, lüge ich.
»Das freut mich zu hören«, sagt Elizabeth und steht unentschlossen in der Tür rum. »Wenn es dir nichts ausmacht, Matthew, würde ich dich gerne um einen klitzekleinen Gefallen bitten.«
»Ich bin gerade ziemlich müde.«
Sie kommt in mein Zimmer und setzt sich in den Sessel. »Ich will singen, Matthew; nicht das, was ein anderer mir vorgibt, sondern etwas, das mir wirklich gefällt. Hast du deine Gitarre hier oben?«
Sie nennen mich »den Jungen mit der Gitarre«, aber meistens muss ich nur bis zum Refrain so tun, als würde ich sie spielen. »Unter meinem Bett.«
»Und meinst du, du könntest das hier spielen?« Sie reicht mir ein in Leder gebundenes Buch mit keltischen Folksongs, in dem eine getrocknete Narzisse als Lesezeichen steckt.
»Sicher. Ich muss sie nur kurz stimmen.«
Elizabeths Stimme klingt auf so kleinem Raum noch beeindruckender. Als wir zur zweiten Strophe von »An Eriskay Love Lilt« kommen, vergesse ich beinahe meine Sorgen. Musik schafft das manchmal – dich an einen ganz anderen Ort zu bringen. Und ich beginne mich gerade wieder wie ein Mensch zu fühlen, als mein Telefon klingelt.
» When I’m lonely, dear white heart, black the night or wild the sea, by love’s light my foot finds the old pathway to … solltest du nicht drangehen, Matthew?«
»Ich weiß nicht, ich –«
»Na los«, sagt Elizabeth. »Es könnte wichtig sein.«
Mein Daumen schwebt über dem grünen Hörer-Symbol. Ich bin nicht wirklich scharf darauf, ausgerechnet jetzt mit ihr zu sprechen, aber mein Instinkt lässt mich den Anruf annehmen.
»Hör zu, leg nicht auf«, sagt Bex. »Ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten.«
Ich hätte gedacht, sie würde mich wüst beschimpfen. »Was ist los?«
»Deine Mum«, sagt sie. »Als wir nach Hause kamen, ist sie … zusammengebrochen.«
»Was? Wo ist sie?«
»Wir sind alle im Krankenhaus. Ich musste zum Telefonieren raus auf den Parkplatz.«
»Keine Sorge. Ich komme, so schnell ich kann.«
Nikki nimmt es überraschend gut auf, als sie das von Mum hört. Sie organisiert sogar einen Wagen, der mich direkt zum Krankenhaus bringt. Und ich entschuldigemich noch, als ich mich auf den Rücksitz des edlen roten Jaguars fallen lasse. »Es tut mir leid. Das ist nichts, worüber ich gerne spreche.«
»Mach dir keine Gedanken«, sagt Nikki und klettert neben mich. Ihre Augen funkeln in der Dunkelheit. »Auf dem Weg dorthin kannst du mir die ganze Geschichte erzählen.«
Bex
Ich habe beinahe geweint, als Dads Van auf dem Parkplatz auftauchte. Das winzige Zimmer ist so überfüllt, dass Kyle Emily mitnimmt, um ›nach toten Leuten Ausschau zu halten‹, während wir darauf warten, dass die Ärztin aus Australien oder wo auch immer sie war, zurückkommt und Sue entlässt. Dad geht in dem Zimmer auf und ab, macht zwei Schritte auf das leere Bett zu und zwei zurück zum Herzmonitor, während er vor sich hin pfeift.
Mum trägt immer noch ihre OneStop -Kluft. »Ich hatte solche Angst«, flüstere ich. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
»Du hast das wirklich gut gemacht, Liebes«, sagt Mum. »Ich bin stolz auf dich.« Sie drückt mich noch mal und kaut dann auf ihrer Unterlippe herum, wie sie es immer tut, wenn sie mit mir
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