AAA - Das Manifest der Macht
Semestern wegen schlechter Noten die Universität verlassen musste.
Danach hatte sie sich drei Jahre an wechselnden Orten in Ostasien aufgehalten und ihre Kenntnisse in Kung-Fu, Thai-Boxen und mehreren anderen Disziplinen zur Perfektion getrieben. Zurück in den Vereinigten Staaten hatte ihr Vater sie beim Sicherheitsdienst der Kanzlei untergebracht, dessen Leitung Dominique bereits nach kurzer Zeit übernahm. Das hatte sie nicht ihren familiären Beziehungen zu verdanken, sondern ausschließlich ihrem unbändigen Führungswillen und einem untrüglichen Instinkt für Gefahr, gepaart mit skrupelloser Brutalität. Seit einem Vierteljahr war sie weltweit für die innere und äußere Sicherheit von First Internationals zuständig.
Um den ovalen Konferenztisch, an dessen Kopfseite Dominique thronte, saß ein halbes Dutzend breitschultriger, grimmig dreinblickender junger Männer, allesamt ehemalige Mitglieder diverser Militär- oder Geheimdienstorganisationen. Auf der Tischplatte waren Pläne aller Etagen ausgebreitet. Prüfend ließ Dominique ihren Blick durch den Raum schweifen. Sie hatte diesen Raum selbst eingerichtet, gemäß ihren eigenen Prinzipien. Spartanisch, nur mit dem Nötigsten. Ein riesiger, ovaler Konferenztisch dominierte das Zimmer, er war außer einem kleinen Stahlschrank, auf dem eine Kaffeemaschine stand, das einzige Möbelstück des Raumes. Bilder an den Wänden gab es nicht. Dominique duldete keine Ablenkung bei der Arbeit.
Jetzt richtete sie ihren Blick nacheinander auf jeden Einzelnen ihrer Mitarbeiter, die geduldig, aber aufmerksam auf ihre Anweisungen warteten.
Keiner der Männer, die an diesem Tisch saßen, hatte je so viel Respekt vor einer Frau gehabt, wie vor Dominique. Sie sahen sie nicht als Frau, und Dominique tat alles dafür, ihre durchwegs männlichen Mitarbeiter nicht mit weiblichen Reizen abzulenken. Für diese war sie schlicht und einfach der Boss, und man musste sich hüten, ihren Anordnungen zu widersprechen oder in ihrem Beisein etwas Falsches zu sagen. Dominiques Wutausbrüche hatten einige der am Tisch sitzenden Männer schon erlebt.
Auch als kleines Mädchen war Dominique bei ihren Spielkameraden nicht gerade beliebt gewesen. Mit ihrem rabiaten und herrschsüchtigen Verhalten eckte sie überall an. Außer bei ihrem Vater, der schien Gefallen daran zu haben.
Dominique ließ kurz ihren Gedanken freien Lauf, während sie zu dem Stahlschrank ging, um sich eine der weißen Tassen mit Kaffee zu füllen.
Sie wusste inzwischen, dass ihr Vater für alles verantwortlich war. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben, und ihr Vater war danach nie wieder eine feste Beziehung eingegangen. Ihre Erzieherinnen, die so häufig wechselten, dass sie zu keiner von ihnen eine persönliche Beziehung aufbauen konnte, hatten sich strikt an seine Instruktionen gehalten. Dominique durfte als kleines Mädchen nicht mit Barbies oder anderen Puppen spielen. Sie musste immer nur Hosen tragen. Nur selten wurde ihr erlaubt, mit anderen Kindern zu spielen, und wenn, dann nur mit älteren Jungen. Ihr Vater hatte ihr von Anfang an das Gefühl gegeben, dass sie ein Sohn hätte werden sollen; dass er überhaupt keine Tochter gewollt hatte. Und so hatte Dominique es sich, um ihm zu gefallen, zur Aufgabe gemacht, für ihren Vater mehr ein Sohn als eine Tochter zu sein.
Sie nahm die Kaffeetasse, ging zur Schmalseite des Ovals, stellte sie darauf ab, räusperte sich kurz und begann dann mit ihren Instruktionen. Ihre Erinnerungen verbannte sie wieder in die hinterste Kammer ihres Gehirns.
„Heute Abend kommen ausschließlich Mitarbeiter, allerdings auch welche der höchsten Kategorie“, erläuterte Dominique. „Ab sechzehnhundert gilt Sicherheitsstufe eins.“ Dominique liebte es, die Uhrzeit im militärischen Jargon in Hunderter-Einheiten anzugeben.
„Rodriguez“, wandte sie sich an den Latino, der rechts neben ihr saß, „du teilst die Männer in den Etagen ein. Und vergiss nicht, für den ersten Check zwei Mann unten in der Eingangshalle und zwei in der Tiefgarage zu postieren, gleich am Portal. Hans, du bist verantwortlich für die Personenkontrolle vor dem Aufzug. Nimm dir vier Leute dafür.“
Ein blonder Hüne an der linken Tischseite nickte bestätigend.
„Die übrigen: dunkler Anzug! Ihr bewegt euch im Saal unter den Gästen und haltet die Augen auf.Alle, ich wiederhole, alle Unregelmäßigkeiten werden über Funk an mich gemeldet. Ich entscheide dann, was gemacht wird. Keine
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